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Clark Terry: Nachruf auf eine Jazzikone

Terry Clark
27.02.2015
Er wollte nicht nur so spielen können wie sein erstes Idol, sondern auch mindestens genauso hip sein. Das beschloss der junge Miles Davis nach seiner ersten persönlichen Begegnung mit dem sechs Jahre älteren Clark Terry. Auch wenn dieses Treffen nicht ganz so verlief, wie Miles es sich vorgestellt hatte. Denn Terry hatte damals nur Augen für die Damenwelt und kein Interesse an musikalischer Fachsimpelei mit einem Fan, der noch grün hinter den Ohren war. Dass ihm Miles Davis, der ansonsten sehr nachtragend sein konnte, das nicht übelnahm, spricht Bände über den Respekt, den er Clark Terry entgegenbrachte. In seiner Autobiographie bezeichnete er ihn 1989 als den besten Flügelhornspieler, den er kannte.
Wie Miles Davis stammt auch Clark Terry aus St. Louis, wo er 1920 in ärmlichen Verhältnissen zur Welt kam. Seine erste “Trompete” soll er sich aus einem Trichter und einem Stück Wasserschlauch selbst gebastelt haben. Ein wirkliches Instrument bekam Terry erst in die Hände, als er der Band seiner Highschool beitrat. Wenige Jahre später gehörte er dann schon zu den tonangebenden Trompetern von St. Louis. Nach seinem Militärdienst setzte Clark Terry seine professionelle Laufbahn in den Bands von Lionel Hampton, Charlie Barnet, Eddie “Cleanhead” Vinson und Charlie Ventura fort. Dann ergatterte er Engagements in den beiden führenden Jazzorchestern jener Zeit: von 1948 bis 1951 spielte er mit Count Basie, dann acht Jahre lang mit Duke Ellington.
Sein erstes Album unter eigenem Namen erschien 1955 bei EmArcy. Einen überraschenden Erfolg landete er 1964, als er mit dem Oscar Peterson Trio das Album “Plus One” für Verve aufnahm. Auf diesem befanden sich mit “Mumbles” und “Incoherent Blues” zwei spaßige Blues-Nummern, die der Welt erstmals den nuscheligen Scat-Sänger Clark Terry präsentierten. Erst kürzlich wurden auf zwei CDs vier Alben neu aufgelegt, die er in den 1960er Jahren für die Labels Impulse (“The Happy Horns of Clark Terry” & “It’s What’s Happenin'”) und Prestige (“Everything’s Mellow” & “Plays The Jazz Version Of All American”) eingespielt hatte.
Zeitlebens machte sich Clark Terry, zu dessen Protégés nach Miles auch Quincy Jones und Wynton Marsalis gehörten, zudem einen Namen als Jazzerzieher. Ingesamt 16 Doktorhüte wurden ihm dafür verliehen. 2010 wurde er für sein Lebenswerk mit einem Grammy ausgezeichnet. Jetzt ist Clark Terry am 21. Februar im Alter von 94 Jahren an den Folgen seiner Diabetiserkrankung gestorben.

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