E.A.V. (Erste Allgemeine Verunsicherung) | Biografie

E.A.V. (Erste Allgemeine Verunsicherung)

Biografie 2015

Wer kennt Sie nicht? Die Erste Allgemeine Verunsicherung, kurz EAV, ist nicht nur für die mittlere Generation ein Begriff, auch junge Leute singen gerne ihre Ohrwürmer “Küss die Hand”,"Märchenprinz", “Banküberfall”,"Fata Morgana" und viele andere. Was als Witz daher kommt, ist oft
bitterböse Satire. Und die ist nicht erlernbar. Man hat‘s oder man hat‘s nicht.

Die EAV hats, und das schon länger als vermutet. Der Weg zum ersten Album war mindestens so skurril wie die meisten Texte der mittlerweile 15 (Studio)Alben. 1978 in einer Auflage von nur 1.800 Stück veröffentlicht, hieß der Frontmann noch Wilfried, vielen Kennern der Szene besser in Erinnerung als „rockende Rampensau“. Als einziges Bandmitglied hatte er als Solokünstler einen Plattenvertrag und konnte seine Plattenfirma EMI Columbia davon überzeugen, das Album als sein Solowerk zu veröffentlichen. Wien in den 70ern: Parallel zur rasanten Entwicklung des Austropop mit Künstlern u.a. wie Wolfgang Ambros, Reinhard Fendrich, Georg Danzer und Peter Cornelius wuchs mit ähnlichem Tempo eine alternative Szene mit höchst kreativem und innovativem Potential. Namen wie die Hallucination Company (mit einem gewissen Hans Hölzel, aka
Falco am Bass), Österreichs vermutlich extremste und öbszönste Band Drahdiwaberl, Jazz Gitti, Ostbahn Kurti und natürlich Wolfgang Flatz, dessen Slogan „Fressen, Ficken, Fernsehen“ für Furore sorgte, wurden zu Dauerthemen der Feuilletons, wurden zum Sinnbild für das Brechen von Tabus und provokante Auftritte. Die Szene bestand überwiegend aus Studenten, die sich, manche als Ausläufer des s.g. Wiener Aktionismus, an der Hochschule für Angewandte Kunst ausbilden ließen. Die Studenten Thomas Spitzer und Nino Holm gehören dazu und lernen 1977
Anders Stenmo, einen Studenten der Filmakademie, kennen. Dieser spielte mit Thomas Rabitsch (dem späteren Tastenmann und musikalischen Leiter bei Falco) und Eik Breit bei der Gruppe „Antipasta“. Zahlreiche Konzerte, überwiegend in Studenten-Clubs oder auch im legendären Wiener Folk-Club “Atlantis” brachten zwar Aufmerksamkeit, aber leider nichts in die Bandkasse. „Antipasta“ lösen sich auf, Spitzer und Holm beginnen ihre Vision eines Musiktheaters in Form einer Rock-Comix-Band zu realisieren. Sie gründen mit Stenmo und Breit eine neue Gruppe, für die es aber noch keinen passenden Namen gab. Während einer gemeinsamen Busfahrt kommen Spitzer und Holm am Hauptsitz der Ersten Allgemeinen Versicherung vorbei, was Spitzer auf die scherzhafte Idee bringt, den Bandnamen an das Versicherungsunternehmen anzulehnen – die Erste Allgemeine Verunsicherung war geboren. Ein guter Plan, denn – so Spitzer – „die Versicherungstypen regen sich sicher auf, und wir haben unseren
ersten Wirbel!"

Der Grundstein für ein musik-theatralisches Gesamtereignis, bestehend aus Musik, bissigen Texten, Bühnenbild und Kostümen war gelegt. Die Kreativität von Spitzer und Holm nahm ihren ungebremsten Lauf. Monate später steht die erste Bühnenshow mit Austro-Rocker Wilfried Scheutz als Sänger. Dieser hatte am Theater an der Wien gerade seine ersten Musical-Erfahrungen gesammelt und war sehr offen für dieses Konzept. Die perfekte Starthilfe und somit ein Glücksgriff für Spitzer und Co. Zum ersten Mal aufgeführt wird das Programm „Verunsicherung“ (aka „Uschi im Glück“) am 25. Mai 1978, gefolgt von der Aufnahme im Herbst des selben Jahres. Eik Breit erinnert sich: „Die Bedingungen für die Produktion waren nicht optimal. Das Studio-Budget für das Album durfte die Kosten von zwei Singles nicht übersteigen. Also spielten wir die 11 Songs in drei Tagen ein.“ Erzählt wird die Geschichte von „Uschi“, die vom Jetset-Leben träumt und auf ihrem Weg Bekanntschaft mit seltsamen und zwilichtigen Gestalten macht: u.a. der italienische Verführer Umberto Mezzanini, der Macho Billy Beinhart und die peinliche Discobekanntschaft “Disco-Dillo”. Fertig ist das erste EAV-Konzeptalbum. Seit der Erstveröffentlichung war die LP nicht mehr im öffentlichen Handel erhältlich. Daher ist eins sicher: mit der behutsam aufbereiteten Wiederveröffentlichung des Debüt-Albums (CD und Vinyl, jeweils inklusive Comic-Strip)
erfüllt sich ein lang gehegter Traum der Fans und Sammler!