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Focus Edition Große Sinfonien

Focus Edition – Große Sinfonien (DVD)

30.11.2008
Am 5. April 2008 jährt sich der Geburtstag Herbert von Karajans zum 100. Mal. Ohne Zweifel war der gebürtige Salzburger einer der Dirigenten des vergangenen Jahrhunderts, deren Tonaufnahmen die Zeiten überdauern werden, gänzlich für sich steht Karajan jedoch als Pionier der Bildaufzeichnung in der klassischen Musik. Kein anderer Klassikkünstler hat wie er sein komplettes Kernrepertoire audio-visuell für kommende Generationen festgehalten. Nach Videokassetten in den 80er – und Laserdiscs in den 90er Jahren existiert mit der DVD nunmehr ein Medium, mit dem sich die Brillanz Herbert von Karajans sowohl klanglich als auch visuell in würdiger Form darstellen und genießen läßt.
Zum Karajan-Jubiläum hat die FOCUS-Kulturredaktion, gemeinsam mit dem wohl bedeutendsten Klassiklabel Deutsche Grammophon, eine DVD-Edition erarbeitet, die einige der besten Interpretationen Herbert von Karajans in einer Box zusammenfasst. Die Leitlinie: Große Sinfonien von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Anton Bruckner und Peter Tschaikowsky, mit denen Karajan als Interpret jeweils bis heute gültige Maßstäbe gesetzt hat. Einspielungen, die unter seiner Hand einen Status als Klassiker besitzen. Aufnahmen, die in derart erstklassiger Bild- und Tonqualität vorliegen, dass sie den state-of-the-art Standards heutiger DVD-Produktionen entsprechen. Im Fall der FOCUS-Edition “Große Sinfonien” heißt das: Aufnahmen, die auf noch immer konkurrenzlosem 35-Millimeter Filmmaterial und in Multitrack-Stereo gemacht wurden, was digital gewandelt brillante Bilder und DTS 5.1 – Sound ermöglicht.
So kann das enigmatische Charisma Herbert von Karajans und seine bis heute beispiellose, fast entmaterialisierte Klangmagie, sein am romantischen Ideal Wilhelm Furtwänglers ebenso wie an der Präzision Arturo Toscaninis geschulter Orchesterklang vor den Augen und Ohren des geneigten Zuschauers fast wie einst im Konzertsaal neu entstehen.
Die Musikauswahl der vorliegenden Edition bildet Höhepunkte jenes Repertoires ab, dem zeitlebens Karajans größte Aufmerksamkeit und Leidenschaft galt: Der Wiener Klassik und der Romantik. Seine Beethoven-Interpretationen der 70er Jahre sind erstklassige Beispiele dafür, dass Karajan den Klang “seiner” Berliner Philharmoniker eben nicht geglättet oder “weichgespült” hat, wo es dem dramatischen Impetus der Musik widersprochen hätte. Sowohl die 7. als auch die 9. Symphonie sind hier geprägt von fast brutaler rhythmischer Zackigkeit und einem Vorwärtsdrang, der dem revolutionären Gehalt dieser Werke vollen Ausdruck verleiht. Die 8. Symphonie Anton Bruckners, das vielleicht gewaltigste symphonische Epos der gesamten Literatur, zieht sich wie ein roter Faden durch Herbert von Karajans Karriere. Immer wieder hat er sich daran gemessen, bis kurz vor seinem Tod. Die vorliegende Aufnahme entstand 1979 in der Kirche des Augustinerklosters St. Florian nahe Linz, wo Bruckner unter der großen Orgel begraben liegt.
Ähnlich wie im Fall der hier enthaltenen Beethoven-Aufnahmen sucht man in Karajans Tschaikowsky- und Brahms-Interpretationen der 70er Jahre vergeblich nach Anzeichen einer landläufigen, süßlichen Romantik. Vielmehr dominieren eherne Strenge und gedrängte Tempi sein Bild dieser Komponisten. Im Zuge der jetzt anstehenden Wiederbewertung von Karajans Vermächtnis ist dies die vielleicht bedeutendste Erkenntnis: Sein Altersstil hat sich in bezug auf die große Symphonik zunehmend von jeder Oberflächenschönheit freigemacht. Stattdessen formte der Maestro mit Virilität, Intensität und fast grimmiger Leidenschaftlichkeit zeitlos aktuelle Interpretationen.