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Out Of/Into – Blick nach vorn statt zurück

Out Of/Into
(c) Ryan Nurney / Blue Note Records
04.12.2025
In der Geschichte von Blue Note Records gingen Tradition und Innovation stets Hand in Hand. Seit das 1939 gegründete Label 1985 aus einem vorübergehenden Dornröschenschlaf wiedererweckt wurde, stellt es auch immer wieder Allstar-Bands aus Musikern zusammen, die das Ethos des Labels am besten verkörpern. Jüngstes Beispiel dafür ist das Kollektiv Out Of/Into, bestehend aus dem Pianisten Gerald Clayton, dem Altsaxofonisten Immanuel Wilkins, dem Vibrafonisten Joel Ross, dem Bassisten Matt Brewer und dem Schlagzeuger Kendrick Scott. Letzterer war übrigens bereits 2014 Mitglied der von Robert Glasper geleiteten Blue Note All-Stars gewesen. Das neue Ensemble wurde Anfang 2024 zur Feier des 85-jährigen Label-Jubiläums zunächst als Blue Note Quintet ins Leben gerufen und gab im Laufe des Jahres annähernd 40 Konzerte in einigen der besten Konzertsäle der USA. Eine Pause zwischen den vielen Konzerten nutzte die Band, um ins Studio zu gehen und gleich genügend eigenes Material für zwei komplette Alben einzuspielen. Das erste Album, “Motion I”, erschien im Dezember 2024 und erntete rundum begeisterte Kritiken. DownBeat lobte, wie das Quintett “neue Dimensionen des Post-Bop, prächtige Melodien, muskulöse Improvisation und dynamische Musikalität” erforscht. Das britische Magazin Mojo schwärmte, dass “dieses leidenschaftliche Quintett Gerald Claytons lebhaftes, malerisches Klavier mit Immanuel Wilkins’ geschmeidigem Altsaxofon und dem berauschenden Melodienreichtuum des Vibrafonisten Joel Ross verbindet, wobei die innere Poesie des Ensembles durch Kendrick Scotts raffiniertes Schlagzeug und Matt Brewers filigranen Bass noch verstärkt wird. Sie bewegen sich frei umeinander herum und entwerfen musikalische Bögen voller Weite und Anmut.” Mit “Motion II” erscheint nun das nicht weniger brillante Nachfolgeralbum, das bei derselben Studiosession entstanden ist.
Anders als viele der früheren Allstar-Bands von Blue Note, die bei ihrem Repertoire – mal mehr, mal weniger – auf Klassiker von Label-Ikonen wie zum Beispiel Herbie Hancock, Wayne Shorter, Lee Morgan und Horace Silver zurückgriffen, präsentieren die Musiker von Out Of/Into ausnahmslos eigene Kompositionen. “Die Art und Weise, wie dieses Kollektiv das Erbe von Blue Note aufrechterhält, besteht darin, dass wir uns selbst kompromisslos treu bleiben”, formuliert Vibrafonist Joel Ross die Vorgehensweise von Out Of/Into. Während sie von einem Konzertort zum anderen reisten, brachten die einzelnen Bandmitglieder immer neues Material zu Papier, das sie dann wiederum bei den Soundchecks oder meist während der Auftritte ausarbeiteten und verfeinerten. Nachdem das Quintett ungefähr die Hälfte der Konzerte absolviert hatte, ging es in die EastWest Studios am Sunset Boulevard im Herzen Hollywoods.
Dass es sich nicht um eine beliebig zusammengewürfelte Gruppe handelt, sondern um einen engen Verbund kreativer Musiker mit ähnlichen Idealen, ist sofort hörbar. Das eng verzahnte und zugleich sehr organische Zusammenspiel der fünf Protagonisten in den sechs neuen Tracks von “Motion II” ist schier atemberaubend. Drei der Kompositionen (“Finding Ways”, “Familiar Routes” und “Nacho Supreme”) stammen aus der Feder des Pianisten Gerald Clayton, der auch als musikalischer Leiter der Band fungiert. Je ein Stück steuerten diesmal  Altsaxofonist Immanuel Wilkins (“Brothers In Arms”), Bassist Matt Brewer (“Juno”) und Schlagzeuger Kendrick Scott (“The Catalyst”) bei. Ihrem Bandnamen machen die Musiker auf diesem zweiten Album alle Ehre. Man spürt in jedem Moment, dass sie die Traditionen des Jazz zwar verinnerlicht haben, diese ihnen hier aber als Sprungbrett in neue, selbst definierte musikalische Gefilde dienen.
 

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