Johnny Cash | Biografie

Johnny cash Bio 2010

Der „Man in Black“ gibt sich ein letztes Mal die Ehre: Mit American VI: Ain’t No Grave erscheint am 26. Februar 2010 der letzte Teil von Johnny Cashs American-Recordings-Reihe.
American VI: Ain’t No Grave, der sechste und letzte Teil von Johnny Cashs gefeierter American-Recordings-Reihe, erscheint am 26. Februar 2010 auf American Recordings/Lost Highway – an jenem Tag also, an dem der 2003 verstorbene „Man in Black“ seinen 78. Geburtstag gefeiert hätte. Wie bereits die Vorgänger der American-Recordings-Aufnahmen, wurde auch American VI von Rick Rubin produziert.
American VI ist ein zutiefst elegisches und spirituelles Album; jeder einzelne Song handelt von den Geheimnissen und Herausforderungen, die das Leben in sich birgt: dem Wunsch nach Erlösung, der Bedeutung von Freundschaft, dem Traum vom Frieden, der Kraft des Glaubens sowie von Freud und Leid, die schon bloßer Überlebenswille mit sich bringt. Es ist ein schmerzhaft persönliches und vertrauliches Statement, das Johnny Cash mit diesen Aufnahmen macht, wenn er ganz kurz vor Schluss noch einmal zurückschaut und einen Blick auf ein wirklich außergewöhnliches Leben wirft.
Die auf American VI versammelten Cash-Interpretationen stammen aus ganz unterschiedlichen Epochen der Musikgeschichte und umspannen dabei ein gewaltiges Klangspektrum: Die Ikone präsentiert unter anderem „Redemption Day“ von Sheryl Crow, „For The Good Times“ von seinem guten Freund Kris Kirstofferson, Tom Paxtons „Can’t Help But Wonder Where I’m Bound“, Bob Nolans „Cool Water“, das zuversichtliche „Last Night I Had The Strangest Dream“ von Ed McCurdy, „Satisfied Mind“ von J.H. „Red“ Hayes und Jack Rhodes, den Abschiedssong „Aloha Oe“ der letzten Hawaiianischen Königin Lili’uokalani sowie die bis dato unveröffentlichte Eigenkomposition „I Corinthians: 15:55“, die während der letzten drei Jahre vor seinem Tod entstand.
Aufgenommen wurde American VI vom Toningenieur David „Fergie“ Ferguson, mit dem Cash über Jahre zusammengearbeitet hat; die Aufnahmen fanden wie schon beim Vorgänger American V entweder in seinem eigenen „Blockhütten-Studio“, dem Cash Cabin Studio in Henderson, Tennessee oder aber in der Akademie Mathematique of Philosophical Sound Research in Los Angeles statt. Neben Gitarrist Mike Campbell und Keyboarder Benmont Tench, die beide mit Ausnahme des ersten Albums auf sämtlichen Veröffentlichungen der American-Recordings-Reihe zu hören sind, waren auch die Gitarristen Matt Sweeney, Jonny Polonsky und Smokey Hormel abermals an den Aufnahmen beteiligt, nachdem sie bereits an American IV und V mitgewirkt hatten. Darüber hinaus sind Scott und Seth Avett von den Avett Brothers als Gäste auf dem Titelsong „Ain’t No Grave“ zu hören.  
Zwischen der Fertigstellung von American IV: The Man Comes Around und Cashs Tod am 12. September 2003 nahmen Rubin und er eine ganze Reihe von Songs auf. Ein Teil dieser Aufnahmen erschien bereits 2006 als American V: A Hundred Highways, und mit American VI: Ain’t No Grave endet nun die Serie, die 1994 mit dem Album American Recordings begann.
Im Mai 2003, also während der Aufnahmen und nicht einmal vier Monate vor seinem eigenen Tod, verlor Cash seine Ehefrau June Carter Cash, die an den Folgen einer Herzklappenoperation starb. Rubin erinnert sich: „Johnny sagte, dass die Aufnahmen der Hauptgrund waren, warum er überhaupt noch am Leben war. Ich glaube, dass er einzig und allein für die Musik weitergelebt hat.“
Cash fürchtete, dass American IV seine letzte Platte sein könnte, also schlug Rubin ihm vor, sofort mit neuen Aufnahmen weiterzumachen. Da jedoch Cashs Kräfte bereits sehr stark nachgelassen hatten, sorgte Rubin dafür, dass stets ein Toningenieur und eine Reihe von Gitarristen abrufbereit waren. „Jeden Morgen rief er gleich nach dem Aufstehen den Toningenieur an und berichtete ihm, ob er sich fit genug für die Aufnahmen fühlte“, erzählt Rubin.
In diesen Monaten flog Rubin mehrfach nach Nashville, um mit Cash und seinem Produzentenkollegen John Carter Cash weitere Songs aufzunehmen. Nach vier besonders produktiven Tagen sagte der „Man in Black“ einmal zu Rubin: „Oh, das ist großartig; bitte bleib noch ein wenig und lass uns weitermachen.“ Also verschob Rubin seinen Rückflug nach Los Angeles, musste jedoch schon am nächsten Morgen telefonisch erfahren, dass der Sänger zwischenzeitlich wieder ins Krankenhaus eingeliefert worden war. „Wir mussten also immer wieder aufhören und Pausen einlegen. Alles hing von seinem Gesundheitszustand ab“, berichtet Rubin. „Wäre es jedoch nach ihm gegangen, hätten wir pausenlos gearbeitet. Die Ärzte im Krankenhaus hielten mir deswegen schon Vorträge: ‘Von sich aus wird er bestimmt keine Pausen einlegen; darum müssen sie dafür sorgen, dass er sich nicht verausgabt und zu viel arbeitet.’“
Obwohl Cash genau wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, „hatte er kein bisschen Angst“, so Rubin. „Ich kann mich noch an ein Gespräch erinnern, das wir unmittelbar nach Junes Tod führten. Sie war vielleicht eine Stunde tot. Er war bei ihr im Krankenhaus gewesen, und so verzweifelt wie in diesem Moment hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen. Er sagte zu mir: ‘Weißt du, ich habe in meinem Leben schon furchtbare Schmerzen erduldet; aber so etwas wie heute habe ich noch nie gefühlt.’ Das klang so hart, dass ich gar nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. Er klang so schwach, so am Ende, und so hatte ich ihn wirklich noch nie gesehen. Ich habe keine Ahnung, wie ich auf die Frage kam, aber ich sagte schließlich: ‘Meinst du, dass du irgendwo deinen Glauben wieder finden kannst?’ Und als er dieses Wort vernahm, flog in seinem Kopf ein Schalter um, und er antwortete laut und deutlich: „Mein Glaube ist UNERSCHÜTTERLICH.“ Danach nahm unser Gespräch eine vollkommen neue Wendung. Was ich damit sagen will: Er besaß also ungeheuren Glauben, hatte keine Angst und setzte sich intensiv mit diesem Schmerz auseinander. Ich denke, dass er sein Schicksal zu diesem Zeitpunkt bereits akzeptiert hatte. Als ihm klar war, dass er bald selbst sterben würde, war er ganz ruhig und ging damit ganz nüchtern um – und damit hatte sich’s.“ 
Das zentrale Thema von American VI bringt Cash bereits im Titelstück „Ain’t No Grave“ auf den Punkt: „Well there ain’t no grave/can hold my body down“, so eine Textzeile des Songs. Und es stimmt: American VI mag zwar das letzte Cash-Album mit neuem Material sein; der „Man in Black“ mag seit einigen Jahren nicht mehr unter uns weilen, aber durch seine Musik hat Johnny Cash immer noch einen Platz in dieser Welt – und das nicht nur in seinem Grab. Sein Geist lebt in diesen Songs weiter.
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