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KAKKMADDAFAKKA

Kakkmaddafakka Pressebild 2013 WEB
13.05.2013
Alles begann im Jahr 2004 im norwegischen Bergen, als die Brüder Axel Vindenes und Pål Vindenes gemeinsam mit ihren Kumpels Stian Sævig und Jonas Nielsen beschlossen, eine Band zu gründen, um ein einziges Konzert für ihre Freunde zu spielen. Allerdings nicht irgendein Konzert – es sollte das mit Abstand spektakulärste Konzert werden, das je einer von ihnen gesehen hatte. Sie nannten ihre Band Kakkmaddafakka. Die Show war so spektakulär, dass ihre Freunde sie beknieten, weiter aufzutreten und den Namen beizubehalten. Was sie dann auch machten.

War der Band-Name bereits irritierend, stand ihr Sound dem in Nichts nach: Sie griffen zu den Instrumenten, die ihre Eltern ihnen aufgezwungen hatten und statt sich in der musikalischen Tradition Norwegens an anspruchsvolle Electronica oder subtilen Pop zu halten, bedienten sie sich bei so ziemlich jedem musikalischen Genre.
Dank ihres maximalistischen Ansatzes, mit so vielen Freunden zusammenzuspielen, wie sie auf die Bühne bekamen, sorgten Kakkmaddafakka schon bald im ganzen Land für Aufsehen. Mit der Zeit reduzierten sie ihr Bühnen-Line-Up auf acht Leute, darunter Kristoffer van der Pas am Schlagzeug sowie der Kakkmaddachoir, eine dreiköpfige Gruppe Tänzer.

Allerdings sollte sich ausgerechnet das, was Kakkmaddafakka mehr als alles auszeichnete, nämlich die rohe Energie ihrer überschwänglichen Live-Show, als größtes Hindernis dabei erweisen, der Band auf Platte auch nur halbwegs gerecht zu werden. Noch dazu schien die norwegische Musikindustrie sie schlicht nicht ernst nehmen zu wollen, weshalb Kakkmaddafakka 2007 ihr Debüt-Album Down To Earth in Eigenregie veröffentlichte. Eingespielt, als die einzelnen Mitglieder gerade mal fünfzehn bis siebzehn Jahre alt waren, und produziert von ihrem ebenfalls fünfzehnjährigen Freund Matias Tellez, fiel das Ergebnis erwartbar chaotisch aus und, obwohl es Kakkmaddafakka gelang, einen Teil ihrer Essenz einzufangen und den Erfindungsreichtum ihres Songwritings zu demonstrieren, war die Aufnahme generell zu wenig fokussiert und technisch unausgereift.
Eine Erfahrung, die die Band aber nicht als Scheitern, sondern als Lernprozess betrachtete. Trotzdem fasste sie in der Folge den Entschluss, sich erst einmal wieder auf ihre Stärken zu konzentrieren und enterte erneut die Bühne, um ihre Live-Show erfolgreich weiterzuentwickeln.

Wie bei vielen großen Bands, spielten Glück und zufällige Begegnungen auch in der Geschichte von Kakkmaddafakka eine nicht unwesentliche Rolle. 2008 wimmelte es in ihrer Heimatstadt Bergen – die zuvor bereits international erfolgreiche Acts wie Royksopp und die Kings of Convenience hervorgebracht hatte – erneut vor jungen, talentierten Bands. Mittelpunkt dieser Szene war die noch recht neue Bar Vamoose!, deren Besitzer, der Waliser David Holmes, Kakkmaddafakka nicht nur mit Alkohol versorgte, sondern schließlich sogar Manager der Band wurde.
Etwa zu dieser Zeit kehrte auch Erlend Øye, besser bekannt als eine Hälfte des Duos Kings of Convenience, nach einem mehrjährigen Berlin-Aufenthalt zurück in die Heimat, um in Bergen seine neue Band The Whitest Boy Alive aufzubauen. Nicht lang, und er fand sich im Vamoose! wieder, wo er sich schnell für die junge Musiker-Generation begeisterte und Kakkmaddafakka schließlich anbot, bei einigen Gigs seiner anstehenden Europatour Support für ihn zu spielen.

Dass die Band sich allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda und persönliche Empfehlungen einen solchen Ruf erarbeitet hatte, spricht für die Intensität und Einzigartigkeit ihrer Shows, aber mit einer beständig wachsenden Fanschar, die zunehmend nach einem Album verlangte, dass sie auch in den Händen halten konnten, und nachdem Kakkmaddafakka fast drei Jahre nichts mehr aufgenommen hatte, wurde ihnen allmählich klar, dass es an der Zeit war, ins Studio zurückzukehren und die Dinge dort diesmal anders anzugehen.

Umso passender, dass die ungleiche Kollaboration mit Erlend Øye nach einer Support-Show in Amsterdam, zeitgleich die nächst höhere Stufe nahm. Denn nachdem dieser von den Plänen der Band erfuhr, bot er an, ihr Album zu produzieren und es auf seinem Label Bubbles zu veröffentlichen, das er zusammen mit dem Bassisten und Berliner DJ Marcin Oz betrieb.
Auch wenn es vielleicht erst einmal schwer fällt, zwischen einem Künstler, dessen Karriere auf seinem melancholischen, zurückhaltenden Sound basiert, und einer Band, die eher für ihre Unverhältnismäßigkeit bekannt ist, Parallelen zu erkennen, spürten beide, dass sie eine gemeinsame musikalische Philosophie teilten.
Und tatsächlich: Die Verbindung sollte sich als äußerst erfolgreich erweisen. “Wir haben viel aus der Zusammenarbeit mit Erlend gelernt”, sagt Axel dazu, “er hat uns beigebracht, uns Zeit zu nehmen und auf die Details und Gewichtungen zu achten, vor allem aber, mit der Musik und den Lyrics eine Geschichte zu erzählen.”

“Hest”, das Ergebnis dieser Kooperation, bestand aus neun Songs voller Alltagsgeschichten aus dem gesellschaftlichen Leben der Bergener Jugend, die nicht nur das Phänomen einer mörderischen Katers, sondern auch so heikle Fragen wie “Wie lerne ich ein Mädchen kennen?” und vor allem “Wie lerne ich das richtige Mädchen kennen?” thematisierten.
Das Album war außerdem eindrucksvoller Beleg für den Entwicklungssprung der Musiker – auch als Songwriter – und die Singles “Restless” und “Your Girl” brachten der Band dank weltweiter Radio-Rotationen zahlreiche neue Hörer.

Endlich sah es so aus, als hätten Kakkmaddafakka das Etikett, “nur” eine fantastische Liveband zu sein, ein für alle Mal überwunden – was sie nicht davon abhielt, weiterhin ausgiebig kreuz und quer durch Europa zu touren. Immer öfter und am immer prominenterer Stelle fand sich die Band auch auf den Billings der großen Open Airs wieder, so spielten sie zwischen 2012 und 2013 unter anderem auf dem Hurricane (DE), Southside (DE), Dockville (DE), Lowlands (NL) und dem Arenal Festival (ES).

Ungeachtet des ständigen Tourens war die Inspiration durch den kreativen Prozess, den die Arbeit an Hest losgetreten hatte, derart groß, dass Kakkmaddafakka bereits Ende 2013 zur Überzeugung kamen, genug Material geschrieben zu haben, um ins Studio zurückzukehren und ein neues Album aufzunehmen.
Erlends Angebot anzunehmen, auch dieses Album zu produzieren, war ein naheliegender Schritt. Wobei die Band fälschlicherweise annahm, dass die Aufnahmen beim zweiten Versuch leichter von der Hand gehen würden. “Wir hatten vorher intensiv an den Songs gearbeitet, und zwar noch bevor wir auch nur einen Fuß ins Studio gesetzt hatten, weshalb wir in unserer Naivität glaubten, dass wir die Produktion nach einer knappen Woche in der Tasche haben würden,” lacht Axel. “Wie sich herausstellte hatte Erlend allerdings gänzlich andere Vorstellungen.” Letztlich dauerten Aufnahmen und Produktion sechs volle Monate, die von der Band alles forderten und während derer Øye nicht nur sein Fine-Tuning immer weiter perfektionierte, sondern den Musikern auch noch abverlangte, die Grenzen ihres Könnens ständig zu erweitern.

Dem Album, dass aus diesem Prozesse resultierte, gaben Kakkmaddafakka den anekdotischen Titel "Six Months Is A Long Time".

Ein paar Worte von Erlend Øye:
Durch ihr Songwriting liefern Kakkmaddafakka ein so lebenstreues Portrait des Alltags in Bergen, dass ich mich schon dabei ertappt habe, mir beim Hören der Songs imaginären Regen von meiner riesigen Brille zu wischen.
Statt sie mit anderen Bands und Künstlern vergleichen, scheint es mir lohnender, sie an Filmemachern oder Drehbuchautoren zu messen. Wie Woody Allen, Ricky Gervais oder Larry David. Es langweilt mich, wenn Musik heutzutage ständig über musikalische Genres diskutiert wird, oder indem man Bands mit dieser oder jener Dekade und diesem oder jenen “Sound” vergleicht. Ich sage stattdessen: Erzählt mir einfach eine Geschichte.
Kakkmaddafakka erzählen mir viele Geschichten. Und ohne nachzufragen erkenne ich so ziemliche alle Charaktere die in ihren Songs eine Rolle spielen. Die Protagonisten sind seltener die Bandmitglieder selbst, sondern die Leute, die gemeinsam mit ihnen diese winzige “Szene” der klaustrophobisch kleinen Innenstadt Bergens bevölkern.
Diese Songs werden nicht von einem, sondern von vier Menschen gesungen. Axel singt: “I bet you’re booking hotels with him and going to France with him, just to get away from me.” Sein jüngerer Bruder Pål a.k.a Pish entgegnet: “I’ve been trying to learn what I have done wrong, but I couldn’t find a teacher …” Stian croont: “She’s confused, 'cause for the first time in her life she’s free to do whatever she wants to …” Während es sich bei dem nächsten Verwirrten, den Pianist Jonas gibt, vermutlich um ihn selbst handelt: "… don’t you worry I’m just passing by, when were you supposed to tell me about that “lie”, my life is complicated, everyday is like a new page …"
Dies ist ein sehr gutes Album. Wie eine Zwiebel, bei der man Schicht um Schicht freilegt, um an die Quelle zu gelangen, belohnt es den Hörer mit verborgenen Details.
Es ist so produziert, dass es die Ohren nicht erschöpft sondern vielmehr dazu auffordert, es von Neuem abzuspielen.
Es liegt nicht in seiner Absicht, Kakkmaddafakkas abgedrehte, energetische Live-Show zu reflektieren, vielmehr versucht es, ein musikalischer Wegbegleiter im urbanen Alltag eines jungen Menschen zu sein. Oder diese eine CD, die man auf der großen Urlaubsreise mit ins Auto nimmt und die, wenn man sie im Winter wieder hört, all die Gerüche, Geschmäcker und Gefühle des Sommers zurückbringt.

Erlend Øye

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