lovehead
“rote ampeln”
29.08.2025
Wer kennt es nicht: Eigentlich hätte man locker über die nächste Kreuzung kommen
können. Aber wenn man aus Unsicherheit nur etwas zu früh auf die Bremse steigt, wirft
man schnell einen langen Schatten im Licht der „roten Ampeln“. In ihrer gleichnamigen
neuen Single stecken lovehead in einer strauchelnden Beziehung, die immer wieder solche
unsanften Bremsungen verkraften muss.
Hinter den Liebenden liegt da bereits eine rote Welle, ein ständiges Beschleunigen, um dann doch
wieder ausgebremst zu werden, als der Wind das Haar grad so schön unbeschwert tanzen ließ.
„Wir sind schlecht zusammen“ lautet das Zwischenfazit nach dieser holprigen Fahrt, von der sich
beide ein unterschiedliches Tempo wünschen. Dass das auf die Dauer nicht gesund ist, steht
außer Frage. Auch die drei Musikerinnen aus dem österreichischen Burgenland sind schon am
kritischen Punkt angelangt – „Ich halt‘ das alles nicht mehr aus“. Dennoch: Mara, Anna und Leni
ziehen in dieser Situation nicht direkt die Reißleine, sondern suchen nach Kompromissen. „rote
ampeln“ bringen auch Ruhe in eine Fahrt, einen kleinen Moment, um sich aufeinander zu
konzentrieren, die Augen von der Fahrbahn zu nehmen und auf den Partner zu richten. „Ich lass
dich noch nicht gehen“, sagen sie sich, als der Fuß sich wieder Richtung Gaspedal bewegt.
Natürlich fangen lovehead dieses Ab und Auf auch im Sound ein. Entstanden ist die erste Skizze
der neuen Single auf dem Rückweg einer Band-Probe – an genau jener Ampel, die sie für den
Song zum Sinnbild erklären. Auf spärlich, aber agil instrumentierte Strophen lassen lovehead
einen kurzen und voluminösen Grunge-Chorus folgen, der gleich einer schnellen Bremsung in den
Song kracht. Wie im Vorgänger „lieder für mich“ oder ihrer Durchbruch-Single „denkst du an
mich?“ fängt das Trio mit der klassischen Kombination aus Gitarre, Bass und Schlagzeug und
hörbarem Tatendrang das Wechselbad zwischen optimistischer Leichtigkeit und dem Gewicht,
das jugendliche Emotionen mitbringen, bemerkenswert nachvollziehbar ein.
Auch deshalb rauschen lovehead aktuell bereits wenige Monate nach ihrer ersten
Veröffentlichung durch einen umfangreichen ersten Festival-Sommer. Obwohl sie mit ihren
markanten Videos das Indie-Internet zweifelsohne geknackt haben – viral gehen ist in diesem Jahr
irgendwie Berufsalltag geworden – hört man doch, dass sie ihre Geschichten vor allem für die
Momente vor Publikum erzählen. Gerade erst haben lovehead etwa Berq und Provinz als Support
bei ihren Open Airs begleitet und in Wien auf dem prall gefüllten Karlsplatz die Hauptbühne des
Popfest bespielt. In den nächsten Monaten warten noch viele weitere neue Bühnen. Und auf dem
Weg dahin sieht es nach grüner Welle aus.