Magdalena Kozena | News | Heller Kopf, starke Stimme

Heller Kopf, starke Stimme

28.03.2002
Magdalena Kozená ist so blond wie Claudia Schiffer. Aber sie singt besser.
Sie ist noch keine 30 Jahre alt und auf manchen Bildern gleicht sie eher Franka Potente als einer Schwester Lucia Popps: Magdalena Kozená straft alle angestaubten Bilder von einer Diva Lügen. Keine wallenden Gewänder, keine ausladenden Gesten, keine wogende Körperfülle. Modern, schlank und frisch, das ist die junge Pragerin. Und doch: Sobald sie singt, vergisst man auf einen Schlag wirklich alles, was nach dünn und gesunder Kost klingen könnte. Eine Stimme voller Verve und Eleganz, Emotionalität und Volumen. “Keine andere Sängerin singt das Opernrepertoire des späten 18. Jahrhunderts so bezwingend wie Magdalena Kozená”, schreibt Stanley Sadi in der jüngsten Ausgabe der englischen Musikzeitschrift “Gramophone”. Der Anlass für so viel Kritikerlob ist Kozenás neuestes Album “Le belle immagini”.
 
C. W. Glucks Arie aus “Paride ed Elena” – die dem Album seinen Namen gab – spricht von den “schönen Bildern einer süßen Liebe” – ein Versprechen, das Kozená mit Leichtigkeit einlöst. Sie singt Arien – bei weitem nicht jedermanns Lieblingsstücke – von Gluck, Mozart und Unbekanntes des tschechischen Komponisten Mysliveãek. Wie schon bei ihrer CD mit Liebesliedern von Dvorak, Janácek und Martinu – für die sie soeben den begehrten Gramophone-Award erhielt – macht sich die tschechische Sängerin somit erneut zur Fürsprecherin für Repertoire, das aus dem Blick geraten ist: Sie bricht eine Lanze für Josef Myslivecek. Für falsch verstandenen Patriotismus ist Magdalena Kozená allerdings zu musikalisch, Mysliveceks Musik überzeugt schnell selbst. Die Arie aus seinem Oratorium “Abramo ed Isacco” – das die Forschung viele Jahre Mozart zuschrieb – ist ein intensives, aus- drucksstarkes Stück, das sie wunderbar kraftvoll und dabei wohlartikuliert bis in die letzte Silbe aussingt.
 
Letztlich dreht sich alles auf dieser CD um Prag – die Stadt, in der der Böhme Gluck seine erste musikalische Ausbildung erhielt, wo Mozart seine großen Opernerfolge feierte und sich wesentlich wohler fühlte als im kaiserlichen Wien und nicht zuletzt: Prag, die neue Heimatstadt der in Brünn geborenen Sängerin. “Natürlich ist es auch meine Pflicht als Tschechin, Komponisten wie Josef Myslivecek außerhalb meiner Heimat vorzustellen”, sagt Magdalena Kozená. “Immerhin verstehe ich mich doch gewissermaßen als musikalische Botschafterin meines Landes.” Lacht und lässt uns allein mit der Musik. Immerhin, keine schlechte Wahl.
 
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