Maroon 5 | News | Biographie 2012

Biographie 2012

FotoJet (46).jpg
23.05.2012
Frontmann Adam Levine macht keinen Hehl daraus, dass der Titel des neuen Albums seiner Band genau genommen ein Insiderwitz ist, ein kleiner Seitenhieb, der darauf anspielt, dass der Name Maroon 5 zuletzt so gut wie omnipräsent war in den Medien, denn immerhin brillierte der Sänger in der NBC-Show „The Voice“ als Mentor, während ihre Auskopplung „Moves Like Jagger“, eine der erfolgreichsten Download-Singles der Musikgeschichte, letztes Jahr in stolzen 18 Ländern die Charts dominiert hatte (#2 in Deutschland, #2 in UK, #1 in den Staaten). „Wir wollen damit also ungefähr sagen: ‘Okay, wir haben schon verstanden, das ist einfach zu viel Präsenz, das ist einfach die Überdosis’“, sagt ein lachender Levine. „Im Grunde genommen ist der Titel also bloß das, was früher oder später einfach gesagt werden muss. Wir haben uns halt gedacht, dass es besser ist, wenn wir dieses Statement vorwegnehmen.“
Also noch mal im Klartext: Wenn der Titel „Overexposed“ zum Ausdruck bringen soll, dass Maroon 5 größer, präsenter, sichtbarer kaum sein könnten – und vielleicht betrachtest du, werter Leser, diesen Text ja gerade, um danach weitere Schritte zu unternehmen, um sie noch größer zu machen –, gibt es da doch noch eine andere, zweite Bedeutung, deren Sinn etwas tiefer geht. Denn nach einem Jahrzehnt im Geschäft, in dem diese fünf Herren aus Los Angeles von einem lokalen Club-Phänomen zu einer der größten Bands der Welt avanciert sind und drei Grammys gewonnen haben, kann man ihnen auf dem neuen Album dabei zuhören, wie sie sich in ganz neue Regionen vorwagen – und auch mal alles auf eine Karte setzen. Das Motto lautete: mehr Risikobereitschaft.
„Ich würde sogar sagen, dass wir seit geraumer Zeit am Rande einer Klippe stehen“, meint Levine. „Wir sind eine Band, die quasi immer ganz, ganz dicht dran war am ultimativen, waschechten Pop-Sound, nur war unser Sound zugleich verwurzelt in ganz anderen Regionen wie Rock, Soul, Funk und so weiter. Für ‘Overexposed’ haben wir uns nun zum ersten Mal getraut, diesen richtigen, astreinen Pop zu machen – also Stücke, die eingängiger nicht sein könnten und fürs Radio gemacht sind. Wir haben uns also gesagt: ‘Lass uns doch einfach mal das machen und zu dem stehen, was wir im Grunde genommen schon immer waren.’“
Dieser Entschluss änderte nicht nur das musikalische Selbstverständnis, sondern auch die Arbeitsweise: Für die Megasingle „Moves Like Jagger“ hatten Maroon 5 zum ersten Mal auf Co-Autoren und kollektives Songschreiben gesetzt, denn bis dahin hatten sich Levine und seine Bandkollegen – Gitarrist James Valentine, Bassist Mickey Madden, Schlagzeuger Matt Flynn und Keyboarder PJ Morton (der momentan Jesse Carmichaels Platz einnimmt, weil der sich eine Auszeit gönnt) – stets damit gebrüstet, dass sie alles im Alleingang erledigten, was den kreativen Prozess angeht. „Nur war die Arbeit an ‘Jagger’ eine dermaßen grandiose Erfahrung“, so Valentine, „dass wir es einfach noch einmal ausprobieren wollten.“
Das Ergebnis, das vierte Studioalbum der Band, besteht dementsprechend aus Songs, die größtenteils gemeinsam mit dem Hitproduzenten Max Martin (zugleich Executive Producer der LP) entstanden sind, wobei auch Benny Blanco (Katy Perry, Gym Class Heroes) und Ryan Tedder (Beyoncé, OneRepublic) einzelne Tracks beisteuerten.
„Dass die Wahl gerade auf sie gefallen ist, hatte ganz unterschiedliche Gründe“, meint Levine und verweist zum Beispiel auf die im Jahr 2010 gemeinsam mit OneRepublic absolvierte Tournee. „Doch letztlich muss man einfach sagen: All diese Top-Songschreiber sind nicht ohne Grund so wahnsinnig erfolgreich. An unserem Album sind viele Leute beteiligt gewesen, die sich zuvor noch nie über den Weg gelaufen waren. Wir haben sie zusammengeführt, weil uns nun mal all diese schrägen Kombinationen vorschwebten, die man so niemals in einem klassischen Regelwerk finden würde.“
In der Tat: Bereits zwei Stücke wie „One More Night“, in dem Electro- und Reggae-Elemente aufeinander treffen, und die erste Single „Payphone“, für die der Rapper Wiz Khalifa eine Strophe beisteuert, zeigen, wie schwer es ist, Maroon 5 im Jahr 2012 in eine Schublade zu stecken. Ähnliches gilt für die mit Funk unterfütterte Ballade „Beautiful Goodbye“, oder auch für „Doin’ Dirt“, eine treibende Disco-Rocknummer, wobei der Melodieverlauf laut Valentine jedoch eher zeigt, wie groß der Einfluss von Hall & Oates in diesem Fall war.
„Ich finde es grandios, wie bei ‘Payphone’ zunächst alles ganz freundlich und schön klingt, bis dann der Refrain einsetzt“, kommentiert Levine und bezieht sich damit auf folgende Zeile: „All those fairy tales are full of shit / One more fucking love song, I’ll be sick“, so seine krasse Absage an Heile-Welt-Liebeslieder. „Diese Zeile steht in krassem Kontrast zum Rest des Songs, aber erst dadurch wird der Track spannend, weil man dadurch automatisch noch mal genauer hinhören muss.“
„Mein persönlicher Favorit ist wohl ‘Fortune Teller’, ein Song, der auf meinem Laptop erste Gestalt annahm, als wir gerade in den Conway Studios in Los Angeles in der Lounge abhingen“, berichtet Valentine. „Man muss sich das mal vorstellen: Nur ein paar Meter neben uns stehen die besten Aufnahmegeräte der Welt, Equipment, das etliche Millionen gekostet hat, und ich sitze da mit meinem Rechner und einem Korg-Mini-Keyboard, das man für einen Zehner an jeder Ecke kaufen kann.“ Lachend fügt er hinzu: „Und doch ist genau in dieser Situation ein Track entstanden, der uns alle auf Anhieb umgehauen hat.“
Wie diese Anekdote bereits erkennen lässt, waren Maroon 5 alles andere als langsam bei der Arbeit an „Overexposed“, das trotz der ganzen hochkarätigen Kollaborationen keine zwei Jahre nach ihrer mit dem Produzenten Robert John „Mutt“ Lange aufgenommenen „Hands All Over“-LP (2010) erscheint. „Früher hat das immer wahnsinnig lange gedauert, bis wir ein Album im Kasten hatten“, gesteht Levine. „Nur hatte ich einfach keine Lust mehr auf dieses ewige Verkomplizieren. Man muss die Dinge nicht immer schwieriger  und komplizierter machen, als sie es sind, denn es ist doch so: Wenn ein Song was taugt, dann taugt er was, Punkt. Dann heißt es aufnehmen und fertig.“
„Ich würde sogar sagen, dass wir sowohl als Band, als auch individuell inzwischen einfach viel fokussierter bei der Sache sind“, gibt Valentine zu bedenken. „Wir haben in den letzten 10 Jahren echt wahnsinnig tolle Sachen erlebt als Maroon 5, und wir haben diese Zeit wirklich genossen. Nur kam trotzdem irgendwann die Frage: ‘Nun, was machen wir hier eigentlich? Wie lautet unsere Mission?’ Die Antwort: Wir machen Platten“, sagt der Gitarrist und lacht. „Ein Beispiel: Vor fünf Jahren ging es uns nach einem Konzert in der Regel darum, die nächste Party aufzusuchen und noch ein wenig zu feiern. Heute lautet das Motto nach so einer Show hingegen eher, ‘Hey, lass uns doch erst noch diesen einen Song fertig machen!’ Inzwischen ist der kreative Aspekt einfach noch wichtiger und spannender geworden.“
Abschließend sagt Adam Levine, dass „Overexposed“ zugleich „am meisten und am wenigsten nach Maroon 5 klingt. Einerseits schwingen da schon noch viele Sachen mit, die man von uns kennt, aber zugleich verweisen diese Songs auf etwas vollkommen Neues“, so sein Kommentar. „Am wichtigsten ist dabei, dass wir mit diesem Album sagen wollen, dass man sich immer wieder selbst herausfordern sollte, sich also stets trauen sollte, noch diesen einen entscheidenden Schritt weiter zu gehen. Und ruhig auch mal dahin, wo es sich zunächst etwas ungemütlich anfühlt.“

Weitere Musik von Maroon 5

Mehr von Maroon 5