No Doubt | Biografie

Bio 2012

Es steht außer Frage, dass No Doubt schon wahnsinnig viel erreicht haben: Ihre Alben – unter anderem das mit einem Diamond Award ausgezeichnete Tragic Kingdom (1995), Rock Steady von 2001 und die gefeierte Single-Collection von 2003 –  wurden allesamt mit Platinauszeichnungen überhäuft; parallel dazu dominierten sie mit Hit-Singles wie „Just A Girl“, „Don’t Speak“, „Hey Baby“, „Hella Good“, „Underneath It All“ und „It’s My Life“ über Jahre hinweg die internationalen Charts und Playlisten. Ihre Tourneen rund um den Globus waren durchweg ausverkauft, und unterwegs konnten sie sich über zwei Grammy Awards und fünf MTV Video Music Awards freuen. Erst im Jahr 2010 wurden No Doubt gebeten, bei der jährlichen Verleihung des renommierten Kennedy-Preises für Paul McCartney und den US-Präsidenten aufzutreten.
Darüber hinaus hat sich Gwen Stefani, die Frontfrau der Band, in den letzten Jahren einen Namen als Solomusikerin und Stil- bzw. Fashion-Ikone gemacht: Ihre beiden Soloalben erstürmten ebenfalls die internationalen Charts, und ihre eigenen Modelabels L.A.M.B., Harajuku Lovers und Harajuku Mini entpuppten sich als voller Erfolg.
Trotz all der Erfolge sind die Mitglieder der Band aus dem kalifornischen Anaheim jedoch stets am Boden geblieben: Wichtigster Grund dafür ist die lange und innige Freundschaft, die sie schon seit jenen Tagen verbindet, als Stefani, Gitarrist Tom Dumont, Bassist Tony Kanal und Schlagzeuger Adrian Young ihre geteilte Liebe zum britischen New-Wave- und Ska-Sound der Achtziger entdeckten und daraufhin anfingen, gemeinsam Musik zu machen.
Besagte Freundschaft und die unvergleichliche Chemie, die entsteht, wenn vier alte Freunde zusammenkommen und an einem Strang ziehen, bilden zugleich das Fundament von Push And Shove, dem neuen Album von No Doubt: Mit unglaublich druckvollem Ska-Rock, Dancehall- und Electro-Pop-Sound machen Stefani & Co. im Handumdrehen deutlich, warum sie noch immer zu den beliebtesten, wichtigsten und erfolgreichsten Bands der letzten zwanzig Jahre zählen.
Was nun folgt, ist ein exklusives Gespräch mit Stefani, Dumont, Kanal und Young: Angefangen mit der Schreibblockade der Sängerin, über ihre Sommertour 2009 als jenen Punkt, an dem der Knoten schließlich doch noch platzen sollte, bis hin zum kreativen Prozess selbst und dem unbeschreiblichen Gefühl, endlich wieder ein neues Studioalbum zu veröffentlichen, beleuchten die vier Musiker die Entstehung von Push And Shove in sämtlichen Details und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Ein ganzes Jahrzehnt ist vergangen ohne neues Material von No Doubt. Was waren denn nun die Gründe für eine dermaßen lange Auszeit?
Adrian Young: Für uns hat sich das ehrlich gesagt gar nicht wie eine richtige Auszeit angefühlt, weil jeder von uns während dieser Zeit unglaublich viele andere Sachen gemacht hat; und ich meine damit sowohl Dinge, die mit No Doubt zu tun haben, wie auch ganz andere Dinge: zum Beispiel hat die Band inzwischen insgesamt stolze acht Kinder zur Welt gebracht. Nach der Veröffentlichung von Rock Steady sind wir in den Jahren 2001 und 2002 quasi pausenlos auf Tour gewesen. 2003 haben wir dann die Single „It’s My Life“ aufgenommen und unsere Singles-Collection veröffentlicht. 2004 haben wir dann dazu gleich noch eine Tour absolviert, und dann hat Gwen auch schon ihr erstes Soloalbum veröffentlicht.
Gwen Stefani: Nach Rock Steady waren wir uns einig, dass es einfach an der Zeit war, eine Auszeit zu nehmen. Bis zu dem Punkt hatten wir ja noch kein einziges Mal Pause gemacht! Nur wusste ich ehrlich gesagt gar nicht, wie so eine Auszeit funktioniert. Ich konnte damit gar nicht umgehen, also sagte ich mir: „Oh, vielleicht mache ich stattdessen einfach mal ein Dance-Album?!“ Ursprünglich war nur das eine Album geplant, aber dann wurden irgendwie zwei daraus. Und dann hab ich noch zwei Kinder bekommen – womit wir also zwei Alben, zwei Tourneen und zwei Babys auf der Uhr hätten. Und damit wären wir auch schon an dem Punkt im Jahr 2008 angekommen, an dem wir den Entschluss fassten, ein neues No-Doubt-Album aufzunehmen. Alle Welt redet die ganze Zeit von Auszeit, dabei muss man nur mal eins und eins zusammenzählen und schon erkennt man, dass wir dem Zeitplan sogar ein gutes Stück voraus sind!
Adrian: Wir haben halt Musik gemacht, haben Kinder gemacht – wir sind Menschen, die etwas machen, etwas anpacken.
Habt ihr denn zwischenzeitlich auch diesen Druck verspürt in den letzten zehn Jahren, nun mal endlich ein neues Album abzuliefern?
 
Tom Dumont: Also, der Klassiker ist doch, dass das erste Album einer Band so grandios ist, weil sie quasi ihr ganzes Leben davor Zeit hatte, um daran zu feilen. Doch dann, nach der ersten Veröffentlichung entsteht dieser Druck, das nächste Album zu schreiben. Manche Bands nehmen diesen Druck sehr ernst und sehen sich gezwungen, überstürzt einen Nachfolger aufzunehmen. Was uns jedoch angeht, bin ich extrem froh darüber, dass wir uns wirklich Zeit gelassen und alles darangesetzt haben, dass nur die besten Ideen es auf die Platte schaffen. In der Hinsicht hat mich besonders die Arbeitsmoral der anderen inspiriert, dieser unbedingte Wille, etwas Besonderes und Einzigartiges zu kreieren. Das hört man auch ganz deutlich raus auf Push And Shove, wenn du mich fragst – es ist ein Album geworden, auf das wir alle wahnsinnig stolz sind.
Gwen, stimmt es denn nun, dass du anfangs mit einer Schreibblockade zu kämpfen hattest, als du dich vor ein paar Jahren erstmals an die Arbeit gemacht hast?
 
Gwen: Das stimmt. 2005 hatte ich gerade Love. Angel. Music. Baby. veröffentlicht und war bei den Tourvorbereitungen, als ich plötzlich ganz überraschend schwanger wurde. Und so kam also erstmal Kingston zur Welt, und acht Monate nach der Geburt trat ich dann die geplante Tournee an und absolvierte meine 105 Konzerte. Als die Tour dann beendet war, kam ich nach Hause und wurde wieder schwanger mit Zuma, und ungefähr an dem Punkt sagte ich auch: „Lass uns doch endlich das nächste No-Doubt-Album aufnehmen.“ Ich fing also an zu schreiben, doch es wollte einfach nicht funktionieren. Ich war viel zu ausgelaugt. Und so kamen wir dann zu dem Alternativentschluss: „Lasst uns doch einfach zusammen auf Tour gehen und ein wenig Spaß haben.“ Den Kleinen habe ich dann mit seinen acht Monaten einfach mitgenommen.
Und diese Nordamerika-Tour, die ihr 2009 absolviert habt, die hat dann gewissermaßen auch die Arbeit am neuen Album inspiriert? Immerhin war es eure erste Tour nach fünf Jahren Pause.
 
Gwen: Ja, mit diesen Jungs wieder einmal auf einer Bühne zu stehen fühlte sich einfach so gut an, so natürlich und inspirierend. Mehr noch: Als Mutter von zwei kleinen Kindern diese Songs zu singen, die ja von meiner Vergangenheit handeln, nun aber an einem ganz anderen Punkt zu stehen im Leben – das hat mich an diesen Abenden regelmäßig in Tränen ausbrechen lassen. Ich war immer noch am Stillen, so gesehen hatte das wohl auch mit meinem Hormonhaushalt zu tun, aber es waren einfach unglaublich intensive Momente, die ich da erlebt habe. Man steht dann da auf der Bühne und erkennt mit einem Mal: „Wow, so viele Dinge sind passiert, aber wir sind immer noch die besten Freunde und wir haben immer noch die Möglichkeit, unsere Songs zu spielen.“ Ich hab das nie als Selbstverständlichkeit betrachtet. Und dieses Gefühl war es also, was die Entstehung dieses Albums beeinflusst hat – diese Momente gemeinsam erlebt zu haben und erkannt zu haben: „Mann, wir haben die ja alle auch selbst geschrieben, diese Songs, die wir her gerade spielen. Und die Leute vor uns können sie mitsingen, weil sie die immer wieder im Radio gehört haben. Was auch bedeutet, dass wir wohl ganz gut darin sind, uns neue Songs auszudenken. Na, dann lass uns mal loslegen!“
Tony Kanal: Wir sind gewissermaßen dahin zurückgekehrt, womit wir als Band im Jahr 1987 angefangen haben: Wir haben uns auf die Bühne gestellt und Konzerte gespielt. Gigs waren schon immer unser Ding. Während also das Schreiben neuer Stücke zum Teil eine ganz schöne Herausforderung war, fühlen sich die gemeinsamen Auftritte schon immer wie ein Heimspiel an. Die Tour, von der wir hier sprechen, war die größte unserer Karriere – und das, obwohl wir da ja gar kein Album veröffentlicht hatten. Das fühlte sich natürlich schon mal sehr gut an. Die Tour gab uns schließlich das nötige Selbstvertrauen, um dann auch wieder ins Studio zu gehen.
Wie sah denn nun der kreative Prozess aus, aus dem Push And Shove hervorgehen sollte?
 
Tom: Den ersten neuen Song für das Album, „Undercover“, haben wir schon im November 2009 geschrieben; danach ging es erst Anfang 2010 mit den Sessions weiter. Das Album ist daraufhin im Laufe des Jahres entstanden, 2011 fand dann ein Großteil der Aufnahmen statt, und jetzt kann es also endlich erscheinen. Der ganze Prozess hat zwei Jahre in Anspruch genommen.
Gwen: Das Schreiben der Songs sah dieses Mal ganz anders aus als früher. Normalerweise trafen wir uns irgendwann am Nachmittag, so um vier Uhr vielleicht. Dann passierte erst mal gar nichts bis die Sonne untergegangen war; wir taten eher nur so, als würden wir versuchen, etwas zustande zu bringen. So gegen 9 Uhr abends kam dann der magische Moment, der vielleicht 15 Minuten andauerte: Irgendwas fügte sich zusammen. Aber es war schon ein sehr schleppender Prozess. Und so ging eigentlich ein ganzes Jahr ins Land, bis sich daraus irgendwann das neue Album herauskristallisierte. Es gibt auch nur diese 11 Songs und keine weiteren Kandidaten.
Tony:    Ja, das war auch der entscheidende Unterschied, wenn man Arbeit an diesem Album mit der an den Vorgängern vergleicht: Früher haben wir immer so 20 oder 30 Songs geschrieben, und dann haben wir daraus die besten 10 ausgewählt für ein Album. Dieses Mal haben wir stattdessen wahnsinnig lang an jedem einzelnen Stück gefeilt: Wir haben ganz genau geschaut, dass der Refrain auch mit der Strophe mithalten kann, und die Strophe auch wirklich so gut war wie die Bridge. Wenn das noch nicht gegeben war, arbeiteten wir zum Teil noch wochenlang an einzelnen Passagen, bis sie sich durch und durch perfekt anfühlten. Wir haben dieses Mal also gelernt, dass man die Dinge nicht überstürzen darf beim Schreiben. Wer alles auf die Schnelle erledigen will, hat hinterher nur einen Haufen halbgarer Ideen. Doch als das Fass erst mal angestochen war, haben wir nichts mehr anbrennen lassen und die Ideen sprudelten förmlich aus uns heraus. 
Wie würdet ihr denn nun den Sound von Push And Shove in euren Worten beschreiben? Die Kritiker zerbrechen sich ja nun schon länger den Kopf darüber, ob ihr zu euren Ska-Rock-Wurzeln zurückkehren werdet – oder ob die Reise doch eher in Richtung Dancehall geht wie auf Rock Steady? Oder ist der neue Sound doch eher elektronisch angehaucht?
 
Tom: Das alles zusammen: Wenn du mich fragst, ist Push And Shove die ultimative Mischung unserer musikalischen Einflüsse. Alles, was uns im Laufe der Jahre geprägt hat, kommt hier zusammen – und zwar auf ganz moderne Art und Weise. Wir alle sind mit den großen New-Wave-Bands der Achtziger aufgewachsen; wir haben Depeche Mode gehört und The Cure; und dann waren da natürlich auch die britischen Ska-Bands wie Madness oder The Specials. Das ist gewissermaßen die musikalische Ecke, aus der wir kommen; und das hört man auch deutlich auf dem neuen Album, nur war der Sound von No Doubt noch nie auf einen bestimmten Style beschränkt. Wir bewegen uns in sehr viele unterschiedliche Klangregionen, und das ist auch unsere Stärke, wenn man es genau nimmt. Es gibt auf der LP z.B. Songs, die erinnern mich daran, wie es sich angefühlt hat, in den Achtzigern vor dem Radio zu hängen; und auch der jamaikanische Einschlag taucht immer wieder auf. Push And Shove ist also ein Patchwork-Album, ein Flickenteppich aus verschiedenen Einflüssen.
Gwen: Es ist großartig, einen wie Tom in der Band zu haben, denn er ist derjenige bei No Doubt, der wirklich viel von Musik versteht, also auch in Sachen Theorie bewandert ist. Du kannst ihm einen Song vorspielen, und er erkennt an der Akkordfolge sofort, auf welcher Theorie ein Stück basiert. Er hilft uns also immer dann, wenn wir herausfinden wollen, warum bestimmte Töne gut passen – oder wie man gewisse Stimmungen kreiert. Als wir anfingen mit der Arbeit, hatten wir keine Ahnung, wohin die Reise dieses Mal gehen sollte. Also haben wir uns einfach hingesetzt und Musik gehört, auf die wir stehen, und einzelne Songs genauer unter die Lupe genommen, die wir am liebsten selbst komponiert hätten. Genau genommen wollen wir jedes Mal so klingen wie unsere Lieblingsbands, nur klingen wir hinterher dann doch immer nur wie wir selbst – voll seltsam eigentlich.
Adrian: Es gibt ein paar Stücke auf dem Album, auf denen wir zum klassischen Ska-Sound zurückkehren, und das fühlte sich echt gut an. „Push And Shove“ klingt voll modern, aber zugleich schwingt da auch dieser Old-School-Vibe mit, dieser Ska-Beigeschmack, besonders in den Strophen ist das so. Macht echt Spaß, so eine Art von Song mal wieder zu spielen. Wir haben uns auch schon häufiger darüber unterhalten, wie cool es sein wird, die Nummer live zu spielen. Fühlt sich wahrscheinlich so an wie damals, als wir Teenager waren.
Wie kam es zu der Entscheidung, Spike Stent als Produzenten zu engagieren, der ja auch schon Rock Steady abgemischt hatte?
Tony: Die Entscheidung fiel in diesem Fall auf Spike, weil uns klar war, dass es ein ganz schön langer Weg sein würde bis zur Fertigstellung, und wir brauchten daher einfach jemanden, der uns schon kannte, der wusste, wie wir ticken. Wir haben im Laufe der Jahre immer wieder mit Spike gearbeitet, auch für die Singles-Compilation, und unsere Beziehung zu ihm ist einfach immer besser geworden mit der Zeit.
Gwen: Spike versteht unsere Dynamik als Band. Denn so sehr wir uns auch mögen, haben wir doch immer ganz unterschiedliche Ansichten, was die Musik angeht. Wenn also der Punkt gekommen ist, ins Studio zu gehen, dann klopft jeder von uns ganz heimlich bei ihm an und sagt ihm hintenrum, was einem da nun genau vorschwebt. Danach meint man dann, man habe ihn auf seiner Seite, wobei er genau genommen uns alle hintergeht und wieder was ganz anderes macht. Er ist einfach unschlagbar gut darin, die nötige Balance herzustellen. Zum Streit zwischen uns braucht es so gar nicht erst zu kommen, schließlich haben wir ja ihn, um das alles loszuwerden. Wie ein Cowboy treibt er uns, die Herde, immer wieder zusammen – und das ist nur eine seiner vielen Fähigkeiten. Allerdings hatte er für uns noch nie die Rolle des Produzenten übernommen. Er war eher unser Mann am Mischpult, nur hat er während des Abmischens meistens so oder so diverse Sachen gemacht, die eher in den Bereich Produktion fallen. Deshalb haben wir dieses Mal einfach gesagt: „Lasst uns doch einfach Spike ins Boot holen.“
 
Tony, du hast Gwen dieses Mal dabei unterstützt, die Texte des neuen Albums zu schreiben. Von was für Themen reden wir hier? Was hat euch besonders beschäftigt?
 
Tony: Nun, in der Regel sah das so aus, dass Gwen mir zunächst erzählt hat, wie es ihr geht, was sie so bewegt, und dann haben wir gemeinsam versucht, diese Gefühle auf ganz konkrete Themenideen herunterzukochen – sagen wir auf zwei bis drei Begriffe. Darauf basierend haben wir uns dann einfach treiben lassen.
Gwen: Genau, wir haben uns hingesetzt und länger darüber gequatscht, was in meinem Leben so alles passiert, bis uns dann irgendwann klar wurde: „Das also wollte ich die ganze Zeit sagen!“ Tony hatte sehr viel Geduld mit mir. Ich bin immer sehr selbstkritisch, weil ich niemanden enttäuschen will. Er sagte dann z.B.: „Mach dir keine Sorgen, die Ideen kommen schon noch. Es muss auch gar nicht heute passieren; du kannst auch morgen wiederkommen und wir machen dann weiter.“ Der Prozess war also echt entspannt, und das war auch genau das, was ich gebraucht habe.  
Tony: Ich wusste einfach, dass es so klappen würde. Schließlich hatten wir alle dasselbe Ziel vor Augen: Wir wollten das allerbeste Album aus uns herausholen.
Gwen: Und was nun die eigentlichen Themen der Tracks angeht, gibt’s da ganz unterschiedliche Ansätze. Alles von „Wow, ich bin so verliebt, ich kann’s echt nicht fassen, wie man so lange so verliebt sein kann“, bis hin zu „Wow, du hast schon wieder Mist gebaut“ oder „Wow, fühl ich mich heute unsicher.“ Eigentlich dieselben Themen wie immer, und kein Wunder: Schließlich bin ich immer noch derselbe Mensch und es ist größtenteils derselbe Lifestyle wie früher.
Das Titelstück der LP habt ihr zusammen mit Major Lazer aufgenommen. Wie kam es dazu?
 
Tony: Genau, Major Lazer sind die einzigen Albumgäste, mit denen wir dieses Mal gearbeitet haben. Wir waren schon bevor wir mit der Arbeit begonnen haben große Fans von Diplo und Switch [zusammen Major Lazer], und wir hatten schon ungefähr ein Jahr lang an neuen Tracks gearbeitet, als sie uns diese Idee zukommen ließen, aus der dann letztendlich der Song „Push And Shove“ werden sollte. Sie hatten da etwas in Jamaika aufgenommen, zusammen mit einem Musiker namens Busy Signal – und das klang einfach extrem cool und perfekt geeignet als Ausgangspunkt für einen neuen Song. Sofort als wir diese Idee zum ersten Mal gehört hatten, waren wir uns einig: „Das ist der Hammer. Der perfekte Track, um daran zusammen mit ihnen weiterzuarbeiten.“
Gwen: Der Songtext, den Busy Signal dazu verfasst hatte, handelte allerdings davon, wie man sich in Jamaika am besten auf der Straße durchschlägt. Also dachte ich mir, „Okay, was genau hat das nun bitte mit meinem Leben zu tun…? Mal sehen: Mutter von zwei Kindern…“ Schließlich ist es mir wichtig, dass die Songs etwas mit meiner eigenen Gefühlswelt zu tun haben. Doch dann lungerten wir irgendwann auf der Couch rum und plötzlich fiel der Groschen: „Jetzt weiß ich, welche Bedeutung diese Zeilen für mein Leben haben!“ Und so wurde daraus der Refrain von „Push And Shove“. Und dass wir diesen Titel hinterher auch als Albumtitel ausgewählt haben, liegt daran, weil es tatsächlich viel Hin und Her, viel Geschiebe und Gedränge war, wir immer wieder die nötigen Zeitfenster finden mussten, um dieses Album auch wirklich unter Dach und Fach zu bekommen.
Als erste Single wird „Settle Down“ erscheinen. Was könnt ihr von dem Stück berichten?
Tom: Das Grundgerüst der meisten Songs bestand zunächst mal nur aus Beats und Keyboard-Parts, aber „Settle Down“ war da eine Ausnahme; in dem Fall war es anfangs bloß eine Gitarrenspur. Klanglich kommen da so ein massiver Dancehall-Beat und eine Ska-Gitarre zusammen, was echt gut zusammenpasst – und irgendwie voll modern und vintage zugleich klingt.
Gwen: Was ich mit dem Text sagen will, ist in dem Fall ziemlich offensichtlich: Es geht darum, ganz schön überfordert zu sein, weil man so viele Dinge am Laufen hat, und man versucht, so durchs Leben zu gleiten nach dem Motto „Das schaffe ich schon“, man dann aber doch irgendwann einsieht, dass es eigentlich heißen müsste: „Ich dreh noch durch. Ich glaube nicht, dass ich das alles wirklich schaffen kann.“ Andauernd fragt mich irgendwer: „Hey, wie kriegst du das nur alles unter einen Hut? Wie funktioniert das bloß bei dir?“ Und die Wahrheit ist, dass es eben gar nicht erst funktioniert. Es gibt so viele Tage, an denen ich die nötige Balance nicht finde. Irgendwer hat dann immer darunter zu leiden – wen es trifft, hängt davon ab, um welchen Tag es sich handelt. Von genau diesem Gefühl also handelt „Settle Down“.
Push And Shove erscheint Ende September. Auf was freut ihr euch danach am meisten?
 
Adrian: Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, die neuen Songs endlich live zu spielen. Ich kann diesen Moment echt kaum noch erwarten. Bei unserer letzten Tour haben wir keinen einzigen neuen Song gespielt. Und die Songs auf der neuen LP sind einfach so gut und so unglaublich druckvoll – Stücke wie „Push And Shove“, „Settle Down“ und „One More Summer“ zum Beispiel. „Looking Hot“ ist auf der Bühne bestimmt der Wahnsinn.
Gwen: Im Grunde genommen sind wir eine Live-Band. Das waren wir schon immer. Neue Songs zu schreiben ist jedes Mal die große Herausforderung, doch die Stücke danach live spielen zu können ist quasi die Belohnung dafür. Wenn man dann auf Tour geht, trifft man endlich auch die ganzen Menschen, die das alles erst ermöglichen – die Leute, denen diese Musik und die Band etwas bedeutet und die einen erst dazu inspirieren, diese Musik zu machen. Ohne sie fühlt sich das alles vollkommen unwirklich an. Nichts daran ist wirklich greifbar, bis du mit den Songs auf Tour gehst.
Tony:    Genau das hat uns auch die Tour im Jahr 2009 gezeigt: Diese Abende haben uns in Erinnerung gerufen, dass wir auf eine Bühne gehen und Songs spielen und Konzerte geben und damit eine ganz besondere Verbindung herstellen können zu so vielen tollen Menschen da draußen.
Gwen: Zu all den Leuten, denen die Songs etwas bedeuten – und wegen derer es sich überhaupt erst lohnt, sie zu schrieben.
 
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