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Novalis – Biografie

21.03.2017
In den 1970er-Jahren wurden Novalis zu den archetypischen Rockpoeten, eine der erfolgreichsten Krautrockbands der Ära, Deutschlands Antwort auf Emerson Lake & Palmer, die Vorbilder von Pur. Gegründet 1971, benannte sich die Band nach dem frühromantischen Dichter Friedrich Freiherr von Hardenberg alias Novalis (1772 – 1801). Im Pool der öfter wechselnden Besetzung spielte der Gitarrist Carlo Karges (später Extrabreit und Nena).
Das Quartett formierte sich aus verschiedenen Bands (Marquis, Capricorn, Greenlight) der frühen “Hamburger Szene”, die das Repertoire angelsächsischer Rockstars wie John Mayall, Santana und Jimi Hendrix interpretierten. Das 1973 veröffentlichte Debütalbum “Banished Bridge” – ein orgellastiges Oeuvre, das an die holländischen Klassik-Rocker Ekseption, an Pink Floyd und King Crimson erinnert – ist noch auf Englisch. Erst auf dem von Achim Reichel (Rattles) produzierten zweiten, nach der Band benannten Album wechseln Novalis zur deutschen Sprache. Für das Stück “Es färbte sich die Wiese grün” verwenden sie erstmals einen Text des Dichters Novalis.
Mit der dritten LP “Sommerabend” gelingt Novalis der Durchbruch in Deutschland. Erneut produziert von Achim Reichel, stellt das Quartett die entscheidende Weiche in Richtung eines unverwechselbaren romantischen Poesie-Rocks, musikalisch in der Vene von Eloy, Nektar oder den frühen Pink Floyd. Ein halbes Jahr experimentiert die Band am Titelstück herum, das mit Grillengezirpe und leisem Froschquaken beginnt, dann in einen druckvollen Teil (“Ein neuer Tag”) á la The Who übergeht.
Die deutschen Musikmedien, die ihre Alben zuvor als “Pennäler-Lyrik” verschmähten, schlagen sich auf ihre Seite. Nach “Sommerabend” landen Novalis in einer überregionalen Umfrage der Hamburger Morgenpost nach der besten deutschen Band auf dem dritten Platz hinter Kraftwerk und Can. Der Soester Anzeiger schreibt 1976: “Novalis-Musik öffnet dem Zuhörer geschickt und unaufdringlich das Tor in eine märchenhafte Welt ohne störende Hektik und den alltäglichen Trouble.”
1976 kommt als weiteres Mitglied der österreichische Hardrock-Sänger Fred Mühlböck hinzu, dessen ausdrucksstarke Stimme und Bühnenpräsenz Novalis in die Stadion-Rockstar-Liga bringen Direkt danach erscheint “Konzerte”. Das erste Livealbum von Novalis enthält die definitiven Versionen von Hits ihrer ersten beiden (deutschsprachigen) Studio-LPs, darunter “Wer Schmetterlinge lachen hört” und “Wunderschätze”. Nur über das Mischpult mit zusätzlichem Raum-Mikrophon zwischen Januar und April 1977 aufgenommen, gilt “Konzerte” neben Grobschnitts “Solar Music – Live” als die beste Live-LP der Krautrock-Ära.
Auch der LP-Nachfolger “Brandung” – Mühlböcks Studio-Debüt – wird 1977 zum Bestseller. Kommerzieller angelegt als die Vorgänger, klar zu hören auf dem Radio-kompatiblen “Irgendwo, Irgendwann” oder dem folkigen “Wenn nicht mehr Zahlen”, behalten Novalis zum Ende der Prog-Ära noch ihr Grundkonzept aus langen, epischen Titeln mit “Astralis” und dem eine LP-Seite langen Titel “Sonnenwende”.
1978 erreichen Novalis mit der LP “Vielleicht bist du ein Clown” den Zenith ihres Erfolgs. Das Cover stammt vom britischen Rock-Cover-Grafiker Storm Thorgerson alias Hipgnosis "(Pink Floyd, Led Zeppelin, Genesis). In Japan sind Novalis nach den Scorpions der beste Musikexport Deutschlands. In der Rocknacht des ZDF treten sie neben den Puhdys, Jutta Weinhold und Udo Lindenberg auf. 1979 veröffentlichen Novalis in Kooperation mit Greenpeace das Album “Flossenengel”. Auf ihren Konzerten schwebt ein 15 Meter großer, aufblasbarer Blauwal. Aus dem Erlös dieser Tour spenden sie dem WWF zwanzigtausend Mark: bahnbrechend in der Geschichte der deutschen Rockmusik!
Zum Ende des Jahrzehnts wird es stiller um die Band. Novalis orientieren sich am Zeitgeist der aufkommenden Neuen Deutschen Welle und verlieren damit ihre treuen Fans. Heute gehören sie zu den unsterblichen Helden der Krautrock-Ära.

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