Olli Dittrich | News | Das wirklich wahre Leben

Olli Dittrich

Das wirklich wahre Leben

Olli Dittrich Eyecatcher
28.02.2011
Der Mann im Bademantel, mit dem Bier in der Hand, packt sein geballtes Wissen auf den Imbisstisch. Er sagt „insolvent“ und meint doch invalide und er hält „schwere Diagnose“ für eine schlimme Krankheit. Es klingt nicht gespielt – obwohl irgendwo in dieser Imbissbude eine Kamera alles filmt und der Mann im Bademantel gerade in seiner mit dem „Adolf-Grimme-Preis“ ausgezeichneten Rolle steckt. Er spielt Dittsche und Dittsche ist eigentlich Olli Dittrich.  Ja genau, der Mann, der mit Wigald Boning in den 90ern „Die Doofen“ war und sich mit den Songs an die Chartspitze katapultierte. Der Mann, der mit Anke Engelke und ihrem gemeinsamen  „Blind Date“ ein neues Format im deutschen Fernsehen implementierte und der für „Dittsche – das wirklich wahre Leben" von der Kultur-Journaille geliebt und geachtet wird. Jetzt zeigt Dittrich sein wirklich wahres Leben.  Wie es sich anfühlt eine Institution im Fernsehen zu sein, Musiker, Komiker und Figurenentwickler. Reflektiert, ungeschminkt  und gewohnt witzig blickt er in den Spiegel der Vergangenheit.

Dort begegnet er beispielsweise seinem 16-Jährigen Ich aus dem Jahre 1972, das mit modischer Raffinesse auf sich aufmerksam macht: Es handelte sich um das Topmodell aus der Litfaßsäulen- Werbung. Eine echte Jinglers-Jeans von C&A, die aber in Wahrheit keine Jeans, sondern eine weinrote Feincordhose mit reichlich Schlag war und am rechten unteren Hosenbein ein Glöckchen hatte. Sie saß perfekt auf den Hüftknochen und ich werde nie vergessen wie ich an jenem Samstagnachmittag im Sommer in die Schlaufen dieser Hose einen zigarettenschachtelbreiten braunen Ledergürtel montierte, dessen vernickelte Schnalle ungefähr das Gewicht eines Wagenhebers hatte. An den Füßen trug ich weiße Clogs. Das waren dicke Holzpantinen mit Lederummantelung und mein hellblaues Hemd war mit weißen Blümchen bedruck. Der Kragen ging mir fast bis zu den Ohren und die Kragenspitzen waren jeweils so groß, wie ein Stück Schwarzwälderkirschtorte.

Doch mit einer Zeitreise in die Cordhosen-Ära ist es noch lange nicht getan. Erste Lieben, gedankliche Fußballerfolge und die Verehrung für Elton John pflastern seinen Weg. Dem Musiker ist Dittsche sogar einmal persönlich begegnet. 1999 war das, in London. Und gern hätte er ihn nach exklusivem Vorabhören seines neuen Albums auf eine Pizza eingeladen. Das hat er sich dann aber doch nicht getraut. Olli Dittrich – der das Hörbuch auch selbst liest – sucht die Orte auf,  die für sein Leben und seine Karriere bedeutsam waren. Er spricht offen und sehr persönlich über das, was ihm wichtig ist und lässt dabei die deutsche Gesellschaft und ihre Macken nicht außen vor. Diese Reise trat Dittrich nicht alleine an. Begleitet wurde er von der Journalistin und Schriftstellerin Anne Ameri-Siemens, die für ihre persönlichen Portraits und Interviews viel Achtung erzielt. Im Gespräch mit ihr stellt sich der Comedian den Eckpfeilern seines Lebens und beweist, wie facettenreich und unvorhersehbar das wirklich wahre Leben sein kann.