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Biografie: The Virgin Years

OOMPH!
12.07.2006
OOMPH!
VIRGIN YEARS

Oomph! gehören ohne Zweifel zu den außergewöhnlichsten und eigenwilligsten deutschen Rockgruppen. Immer wieder sorgte die Band für großen Wirbel in den Medien, scheute sich niemals vor kontrovers diskutierten Themen und traf gleichzeitig mit ihrer eigenständigen Mischung aus Inspiration und Technik, Leidenschaft und Kalkül, groovenden Samples, lodernden Gitarren und manischen Gesängen den Geschmack ihrer Fans.

Gegründet wurde Oomph! im Jahre 1989 von den Wolfsburger Musikern Dero (Gesang, Schlagzeug, Texte), Flux (Gitarre, Samplings) und Crap (Gitarre, Keyboards). Der Name Oomph bedeutet so viel wie “energiegeladen” und umschreibt damit perfekt das musikalische Treiben des Trios. Als Pioniere einer neuen Musikrichtung, die Metal und Rock mit elektronischen Mitteln und Querverweisen ans Industrial-Genre vermischt, sorgte die Band prompt für große Aufmerksamkeit. Vor allem Deros markante Stimme und seine provokanten aber jederzeit anspruchsvollen Texte wurden schnell zum Aushängeschild.

Die Gruppe produzierte Anfang der Neunziger zwei EP´s und veröffentlichte 1992 ihr Debütalbum Oomph!. Vom Musikmagazin ´Zillo` wurde das Trio zum “Newcomer des Jahres der Electro/Industrial-Szene” gewählt. Das Erstwerk sorgte auch in Amerika für Aufsehen und platzierte sich auf einem sensationellen dritten Rang der College-Radio-Charts. Mit dem Nachfolgewerk Sperm etablierten Oomph endgültig ihren eigenen Sound und wurden jetzt auch vom Metal-Magazin ´Rock Hard` zum Newcomer des Jahres 1993 gekürt. Von Beginn an schockierte die Band mit heiklen Videoclips und gewagten Werbeanzeigen, in denen Oomph! das Thema Sex und Gewalt immer wieder visualisierten und damit mehrmals den deutschen Werberat auf den Plan riefen. Musikalisch definierte das Magazin ´Billboard` die Gruppe durchaus treffend als “DAF meets Sepultura – German Core Perfection.”

Auf der Bühne entwickelten sich Oomph schnell zu einer rassigen Live-Band, die in Konzerten durch Schlagzeug und Bass verstärkt wurde und 1996 beim With Full Force-Festival und beim Wacken Open Air feurige Performances ablieferte. Gleichzeitig entstand das dritte Album Wunschkind, auf dem sich Sänger Dero in zum Teil autobiographischen Texten mit dem Thema Kindesmissbrauch auseinandersetzte. Passend dazu die schneidige Mixtur aus harten Gitarrensalven, schrägen Akkordfolgen und wuchtigen Elektronik-Passagen. Auf ihrer Club-Tournee im Jahre 1997 rangelten gleich mehrere große Plattenfirmen um die zukünftigen Rechte an Oomph!. Den Zuschlag bekam die Münchner Company ´Virgin`, die sich den Ruf erworben hatte, mit innovativen Bands besonders kreativ und erfolgreich zu arbeiten.

Das erste ´Virgin`-Album hieß Unrein und hatte mit ´My Hell`, ´Bastard`, vor allem aber mit ´Gekreuzigt` und ´Unsere Rettung` ihre Höhepunkte. Der Vorwurf der “Stimme junger deutscher Christen”, die in Deros Texten “sündige Tendenzen” hörte und befürchtete, dass brave Gläubige zu Missetaten verleitet werden könnten, war haltlos: Dero wusste, wovon er sang, hatte er doch eine streng katholische Erziehung im Elternhaus und in der Schule genossen. Seine anspruchsvollen und fundierten Themen waren das Spiegelbild seiner eigenen zum Teil leidvollen Erfahrungen. Das ´Rock Hard` entdeckte auf Unrein “ein schier grenzenloses Potential” und wertete das Album als “Meisterwerk moderner Banger-Mucke, an dem vor allem Rammstein-Fans nicht vorbeikommen.” Als B-Seite der Single ´Unsere Rettung` präsentierten Oomph! die Non-Album-Tracks ´This Time` und ´Monolith`.

Im Oktober 1999 folgte Plastik und ein besonders medienwirksames Schlagwort: Neue Deutsche Härte. Formationen wie Rammstein oder Megaherz waren Ende der Neunziger in aller Munde, gaben aber unverhohlen zu, dass vor allem Oomph! eine ihrer Hauptinspirationsquellen war. Auch deshalb gelten Dero, Flux und Crap zu Recht als Begründer einer eigenen Musikrichtung. “Wenn du nur in die Fußstapfen Anderer trittst, wirst du keine Spuren hinterlassen”, erklärte Dero, entwickelte seinen charismatischen Gesangsstil kontinuierlich weiter und war in Stücken wie der ersten Singleauskopplung ´Das weiße Licht` oder auch ´Keine Luft mehr` mit neuem Melodiespektrum zu hören. Grandios klang auch die Zusammenarbeit mit Nina Hagen in ´Fieber`, einem faszinierenden Duett zwischen Dero und Deutschlands wohl außergewöhnlichster Rocksängerin.

Das dritte Album ihrer ´Virgin`-Ära erschien im Jahre 2001 und hieß Ego. Im Vergleich zu den beiden Vorgängerwerken klang Ego weniger harsch und sperrig, sondern konnte mit einer Reihe eingängiger Kompositionen begeistern. Stücke wie ´Ego`, ´Supernova`, ´Viel zu tief` und ´Rette mich` waren die gelungene Verbindung aus typischen Oomph!-Trademarks und einer spürbar melodischeren Vorgehensweise. Der Erfolg gab dieser stilistischen Korrektur Recht: Mit Ego enterten Oomph! die Top 20 der deutschen Albumcharts und gingen anschließend mit den Skandinaviern HIM auf große Europatournee. Dabei stieß vor allem die Single ´Niemand` auf große Begeisterung, auf dessen B-Seite sich der Song ´Swallow` als Unplugged-Version befand. Wie überzeugend Oomph! mittlerweile auf der Bühne agierten dokumentierten auch die beiden Live-Tracks ´Unsere Rettung` und ´Gekreuzigt`, die von der Band als Single B-Seiten freigegeben wurden. Mit Ego endete die Zusammenarbeit zwischen Oomph und der ´Virgin`.

Wie ging es anschließend weiter? Mit Wahrheit oder Pflicht veröffentlichten Oomph! im Februar 2004 ihr achtes Album, das letzte Werk mit sowohl deutschen als auch englischen Texten. Auf ihrer aktuellen Scheibe GlaubeLiebeTod, die im Frühjahr 2006 erschienen ist und mit der umstrittenen Single ´Gott ist ein Popstar` zwar für einen partiellen Medienboykott sorgte, den Triumphzug der Gruppe aber weiter anheizte, setzen Oomph! ausschließlich auf die eigene Muttersprache. Trotz der erneut hohen Charts-Notierung von GlaubeLiebeTod gilt bei Fachleuten vor allem die Kreativphase der Jahre 1998 bis 2001 mit den Werken Unrein, Plastik und Ego als die wichtigste in der Bandhistorie von Oomph!

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