Queens Deja-Vu-Album auf dem Karriere-Gipfel.
Was sollte jetzt noch kommen, nach “A Night At The Opera”, der erfolgreichsten LP des Jahres 1976, dem Opus Magnum, dem “Seargent Pepper´s-Album” von Queen? Für den Nachfolger mussten sich Freddy Mercury, Brian May, Roger Taylor und John Deacon entscheiden: stilistischer Hakenschlag, noch mal ganz was Neues? Oder ein weiterer Schlag in die Kerbe von “A Night At The Opera”. Man braucht nur aufs Albumcover von “A Day At The Races” zu schauen: Wie der Vorgänger entlehnen Queen den Titel einem Marx Brothers-Film. Das Artwork ist komplementär zur “Opera”. “A Day At The Races” beginnt mit dem Gongschlag, mit dem sein Wegbereiter ausklingt. Die minutiös polierte Mischung aus Opernartigem mit Metallenem fügt sich nahtlos an. Queen tragen dieselbe Fackel ins nächste Album, ohne sich dabei selbst zu kopieren, denn Material hatten die Rocker auch 1976 noch mehr als genug.
Nehmen wir Freddie Mercurys “Millionaire Waltz”, bei dem selbst Johann Strauss schwindlig wird. Der Song entstand in Anspielung an ihren Manager John Reid, der Queen von den habgierigen Sheffield-Brüdern los eiste und ist ein Showcase für Bassist John Deacon. Die harte Kante lieferte Brian May, damals 29, im Opener, “Tie Your Mother Down” (Highlight aller Luftgitarren-Hymnen und Muss aller Queen-Konzerte), dessen Thema der Final-Track, “Teo Toriatte (Let Us Cling Together)” nochmals aufgreift. “Teo Torriate” singen Queen teilweise auf Japanisch, eine Verbeugung vor ihren Fans im Land der aufgehenden Sonne. “Long Away” mit seinem Beatles/Byrds-Flavour klingt dann wie ein Echo auf Mays “39” des Vorgängeralbums. Sein “White Man”, lyrisch behandelt er das Leiden der nordamerikanischen Indianer, könnte der einzige “politische Song” im Repertoire von Queen sein. Das Gegenstück zur “Bohemian Rhapsody” ist die romantische Ballade “You Take My Breath Away”, sentimental selbst für Queens Standards, mit komplexer Melodie und verschachtelten Harmonien, übereinander gelegten Overdubs wie einem gigantischen Gospelchor, der sich aus den Stimmen von Mercury, May und Taylor zusammensetzt. 1975 und ´76 waren die Jahre, in denen Queens Kreativität Funken sprühte. In nur wenigen Monaten schrieben alle vier Bandmitglieder die wichtigsten Songs ihrer Karrieren.
Die Bonus-Disc der neuen Deluxe Edition von “A Day At The Races” enthält neue Mixe von “Tie Your Mother Down” und “Teo Torriate” neben Live Versionen von “Somebody To Love” (1982) und “You Take My Breath Away”, ebenso den Mono-Mitschnitt von “Good Old Fashioned Lover Boy” (von 1977 bei “Top of the Pops”).