Ray Davies | News | Track by Track: "See My Friends"

Track by Track: “See My Friends”

Ray Davies 2010
11.10.2010
“Till The End Of The Day” – Alex Chilton

Damals: “Big Star, die Band von Alex, hatte schon für ihr Album ‘Third/Sister Lovers’ eine Coverversion von ‘Till The End Of The Day’ aufgenommen. Und natürlich wäre es grandios gewesen, wenn mich Big Star für diese Neuaufnahme im Studio unterstützt hätten. Aber es war auch gut, auf eine Coverversion von einem meiner Songs zurückzugreifen, die schon vor rund 40 Jahren entstanden ist.”

Heute: “Alex Chilton war der erste Name, der mir einfiel, als ich dieses Projekt in Angriff nahm. Er kam am 04. Juli 2009 in mein Konk-Studio und war damit zugleich mein allererster Albumgast. Meine Plattenfirma wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht so genau, wer sich hinter diesem Namen eigentlich verbarg; ich hingegen wusste natürlich ganz genau, wie einflussreich er als Musiker war. Ich wollte eine feste Studioband haben, die mit allen Künstlern zusammenspielen sollte. Doch Alex war gerade in Großbritannien unterwegs, um Soloshows zu spielen. Also fingen wir einfach zu zweit an: Ich mit der Akustikgitarre und einer ersten Version zur Orientierung, während Alex in der Gesangskabine stand. Die Band habe ich in diesem Fall also erst später aufgenommen. Alex nahm ‘Till The End Of The Day’ und ‘Set Me Free’ auf, wobei der zweite Track hinterher doch nicht auf dem Album gelandet ist.”

“Tired Of Waiting For You” – Gary Lightbody (Snow Patrol)

Damals: “Den Song habe ich für das [zweite Kinks-] Album ‘Kinda Kinks’ geschrieben, das in nur einer Woche entstanden ist. Der Termin für die Veröffentlichung stand schon, das Artwork war fertig – doch es fehlten noch die Songs. Ich hatte durchaus noch ein paar Songideen im Hinterkopf; damals fing ich gerade erst an als Songwriter. Wenn ich mich recht entsinne, befanden sich nur sechs Eigenkompositionen auf der ersten Kinks-LP. Für ‘Kinda Kinks’ sollten dann sämtliche Songs von uns geschrieben sein. Ich fand das ziemlich hart, schließlich kamen wir gerade erst von einer Welttournee zurück. Ein paar Songs schrieb ich dann einfach nebenbei im Studio während der Aufnahmen. ‘Tired Of Waiting For You’ ist jedoch eine meiner allerersten Kompositionen – die Melodie hatte ich mir schon vor ‘You Really Got Me’ ausgedacht. Damals lebte ich zusammen mit meiner Schwester in Highgate im Norden Londons und schrieb einen Großteil dieser Songs während ich an meinem Können als Gitarrist feilte. Da war ich wohl so 15 oder 16.”

Heute: “Ich hatte Snow Patrol bei so einer großen Musikbusiness-Veranstaltung live gesehen, allerdings hatten sie da Probleme mit dem Sound. Und ich muss sagen, dass ich schwer beeindruckt davon war, wie sie das einfach überspielten, wie standhaft und hartnäckig sie darin waren, die Show trotzdem rumzureißen. Und ich mag, wie der Klang seiner Stimme zusammen mit dem Sound der Band funktioniert, denn sein Gesang klingt so leicht und fließend und zugleich auch so schön kantig. Er gab ihrer Performance damit dieses gewisse Etwas.”

“Days/This Time Tomorrow” – Mumford & Sons

Damals: “Der Song ‘Days’ entstand nach den Aufnahmen für ‘Village Green Preservation Society’. Eigentlich sollte das Stück als Bonus-Track auf dem Album oder auf einer Single landen… und ich habe keine Ahnung, warum es schließlich doch nicht auf die LP gekommen ist. Die Veröffentlichung verzögerte sich auch, weil es uns zu dem Zeitpunkt untersagt war, in den Staaten aufzutreten…”

Heute: “Mumford & Sons habe ich zum ersten Mal auf YouTube gesehen und gehört, und dann habe ich ein paar Tage bevor wir das Stück zusammen aufgenommen haben ein Konzert mit ihnen gegeben. Allerdings lief das vollkommen anders ab als bei den anderen Kollaborationen: Während Alex oder Gary mit ihren Akustikgitarren ins Studio kamen, liefen Mumford & Sons hier als vollständige Band auf, schlicht und einfach, weil sie das nun mal so machen. Sie wurden mir vorgeschlagen, und ich entdeckte sie auch erst recht spät, als weite Teile des Albums schon im Kasten waren. Dazu kam, dass sie unbedingt ‘This Time Tomorrow’ aufnehmen wollten; ich finde es toll, wenn jemand eher unbekannte Stücke ausgräbt und vorschlägt. Sie hatten ‘Darjeeling Limited’ von Wes Anderson gesehen – und Wes hatte ja auch für ‘Rushmore’ einen meiner Songs benutzt –, und daher kannten sie das Stück also. Ich dachte mir dann, dass man diesen Track und ‘Days’ zu einem Song kombinieren könnte. Ich finde, dass diese Kombi richtig gut funktioniert.”

“You Really Got Me” – Metallica

Damals: “Als ich diesen Song komponierte, wollte ich einfach nur ein Stück aufnehmen, das mit nichts zu vergleichen war. Geht der Song nun schon als ein Garage-Stück durch? Nun ja, immerhin haben wir damals in einer Garage geprobt! Aber der Song entstand, als es den Begriff ‘Garage-Band’ noch gar nicht gab. Und als ‘You Really Got Me’ veröffentlicht wurde, ging die Single geradewegs auf Platz #1 und die Leute sagten, dass sie ein derartiges Stück tatsächlich noch nie gehört hatten. Es war kantig und hatte dieses Jazz-Feeling – ich hatte den Track ursprünglich auch als Jazznummer geschrieben. Was nicht heißt, dass es nach Ornette Coleman oder Charlie Parker klingen sollte, aber es hatte diesen rollenden Groove, diesen Druck nach vorne. Dazu kommt, dass wir aus der Gitarre meines Bruders diesen unfassbar guten Sound herausgeholt hatten; das war ab dann unser Markenzeichen. Um die Verzerrung so hinzubekommen, hatten wir eine Vorstufe, einen kleinen Acht-Watt-Verstärker, den wir den ‘grünen Verstärker’ nannten, dazwischengeschaltet, und dann steckten wir noch Stricknadeln in die Boxen oder schnitten sie mit Rasierklingen auf, damit alles noch stärker vibrieren konnte. Das alles schlossen wir dann an einen Vox AC30 an. Damals gab es noch keine Preset-Einstellungen und keine Fuzzboxes. Es gab zwar schon einen Tremolo-Regler an den Verstärkern, aber keine Fuzzboxes. Und so war dieser Song einer der ersten großen Hits überhaupt, in dem die Gitarre so verzerrt klang.”

Heute: “Zu dieser Zusammenarbeit kam es, weil ich letzten Oktober einen großen Auftritt im Madison Square Garden hatte, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Rock And Roll Hall Of Fame. Metallica traten an mich heran und fragten, ob wir aus diesem Anlass nicht zusammen ‘You Really Got Me’ spielen könnten, und ich fühlte mich dadurch extrem geschmeichelt. Wir haben uns sofort blendend verstanden und waren auf derselben Wellenlänge. Viele Leute sagen ja, dass ‘All Day And All Of The Night’, der Nachfolger, gewissermaßen den Grundstein für Heavy Metal gelegt hat. ‘You Really Got Me’ ging noch eher in Richtung Garage-Band – und in New York spielten wir schließlich beide Tracks, präsentierten also diesen Übergang. Auf jeden Fall stimmte die Chemie auch in diesem Fall von Anfang an. Wir verstanden uns prächtig. Für die Aufnahmen musste ich schließlich nach Oslo fliegen, weil sie im Rahmen ihrer Tour gerade in Skandinavien unterwegs waren. Der Song war im Handumdrehen fertig. Ich war echt erstaunt, mit wie viel Energie sie bei der Sache waren; wir nahmen das Stück nämlich direkt vor ihrem Konzert auf. Sie hatten extra ein Studio bereitgestellt, damit wir sofort loslegen konnten. Nach vier Anläufen saß auch schon alles.”

“A Long Way From Home” – Lucinda Williams

Damals:
“Bei diesem Song schwingt viel Einfühlungsvermögen mit, und er hat eine ganz eigene Stimmung. Zwar ist es ein Liebeslied, aber im Text geht es um seltsame Themen – um einen Mann, der… Nun ja, ehrlich gesagt habe ich das Stück für meinen Bruder Dave geschrieben, weil ich ihn vor den Gefahren warnen wollte, die der Erfolg mit sich bringt. Ich wollte ihm sagen, dass man nie vergessen darf, wo die eigenen Wurzeln liegen. Davon handelt dieses Stück. Man meint zwar, man sei erfolgreich und eine große Nummer, dabei ist man im Grunde genommen noch immer derselbe Mensch wie vorher.”

Heute: “Ich mag Lucinda schon seit meiner Zeit in New Orleans. Und ich hab auch schon mit Ray Kennedy gearbeitet, der ihr Hitalbum ‘Car Wheels On A Gravel Road’ produziert hat. Ich war für ‘Working Man’s Café’ mit ihm im Studio. Er war es auch, der mich auf Lucinda aufmerksam machte. Ich hatte sie vor rund zehn Jahren schon mal beim SXSW in Austin getroffen. Damals war ich bei einem Radiosender, als sie mit ihrem kleinen Cowboyhut auf mich zukam und sagte: ‘Hättest du vielleicht Lust, ein Duett mit mir zu singen?’ Ich antwortete nur: ‘Nicht jetzt sofort.’ Nun sind ein paar Jahre vergangen, ich hab sie einfach kontaktiert, und wir haben zusammen dieses Stück ausgewählt – es war auch ihre Wahl. Sie war gerade auf Tour, und ich ging zu ihrem Gig im Shepherds Bush Empire. Am nächsten Tag machten wir uns an die Arbeit und sie hatte das Stück mal eben über Nacht gelernt. Natürlich noch nicht vollkommen perfekt! Also gingen wir den Song Zeile für Zeile durch, und nach drei oder vier Takes saß der komplette Track schließlich. Wie bei Alex setzten wir auch für diese Aufnahme auf Akustikgitarren; dazu sangen wir beide – und das lief richtig rund. Sie hat diesen wunderschönen Akzent. Überhaupt liebe ich es, wenn Leute einen Akzent haben. Das mochte ich auch an der Arbeit mit Amy Macdonald, deshalb sollte sie für mich auch noch diesen einen Part am Ende ihres Songs einsprechen. Bei ihr sind es ein paar Worte, die Art und Weise, wie Lucinda sie ausspricht. Das alles fühlte sich so an, als hätte ich den Song eigens für sie geschrieben. Was die Band betrifft, haben The 88 den Rest beigesteuert, eine junge Band aus Kalifornien, mit der ich Anfang des Jahres in den Staaten auf Tour war. Echt gute Musiker sind das. Und damit war die Konstellation perfekt.”

“Dead End Street” – Amy Macdonald

Damals: “Das war der Nachfolger von ‘Sunny Afternoon’. Früher habe ich viele meiner Songs zunächst meinem Vater vorgespielt; er sollte mir als erster sagen, was er davon hielt. Er hatte die Weltwirtschaftskrise der zwanziger und dreißiger Jahre mitgemacht, und er war überzeugter Sozialist. Ihm gefiel die Aussage dieses Stücks. Und nun habe ich versucht, das Thema der damaligen Weltwirtschaftskrise in den heutigen Kontext zu transportieren.”

Heute: “Interessant ist dabei, dass sich das Stück automatisch aktuell und zeitgenössisch anfühlte, als ich die Version mit Amy aufnahm. Schon als ich hörte, wie sie folgende Zeile sang – ‘what are we living for, two-roomed apartment on the second floor?’ Heute gibt es unzählige junge Leute, die es sich ein eigenes Haus niemals leisten könnten. Insofern könnte man den Text auch als Statement über erschwinglichen Wohnraum auslegen. In der Originalversion schwang auch ein Element von Tanzpalast und Swing mit. Bebop war auch darin zu hören. Also sang ich eine Oktave tiefer als sie, ergänzte ein paar Bläser, um den Bebop-Faktor zu unterstreichen. Dabei wusste ich auch in diesem Fall nicht, wie das wohl zusammen klingen würde – ich hatte zwar Amys Album und ihre Hitsingle gehört, aber wenn man die Leute dann im Studio vor sich hat, ist das doch etwas komplett anderes… Dazu kommt, dass wir nicht besonders viel Zeit hatten. Ich feilte gerade am Arrangement, als ich sie sprechen hörte…”

“Waterloo Sunset” – Jackson Browne

Damals: “[Schon bevor ich dieses Stück schrieb] hatte ich etliche Sonnenuntergänge in Waterloo gesehen. Als kleiner Junge lag ich im St. Thomas Hospital; eine ziemlich schwere Verletzung war das. Und ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich raus auf den Fluss schaute. Später als Student fuhr ich dann immer nach Charing Cross, um von dort weiter nach Süden zu fahren, wo ich aufs College ging. Entscheidend für diesen Song war jedoch meine erste feste Freundin, die ich später auch geheiratet habe. Wie wir dort zum ersten Mal zusammen entlang spazierten… andererseits gibt es da aber auch diese Distanz, die ich zu dem Stück habe. Letzten Endes waren Terry und Julie eher zwei fiktionale Figuren, höchstwahrscheinlich angelehnt an meine beiden älteren Schwestern. Ich schrieb das Stück für sie; es handelt davon, wie ich mir ihre Zukunft vorstellte.”

Heute:
"Das ist der mit Abstand überraschendste Albumgast. Jackson war gerade in Europa auf Tournee, als mein Agent bei mir anrief und mir berichtete, dass er unbedingt ein Stück mit mir aufnehmen wollte. Nur fiel mir partout kein Song ein, der nach seinem Geschmack sein könnte. Vielleicht einer von denen, die in Richtung Westküsten-Sound gehen, dachte ich mir. Dann machte mein Agent einen Vorschlag: ‘Warum nimmst du nicht einfach “Waterloo Sunset”?’ Ich dachte mir, ‘das ist ja eine schräge Wahl…’. Na ja, Jackson kam schließlich mit einer wunderschönen und ziemlich ramponierten Gibson-Akustikgitarre ins Studio. Er spielte den Song in D, wobei ich ihn in E geschrieben hatte, und die Gitarre war offen gestimmt – er hatte die tiefste Saite verstimmt, was dem Ganzen einen wunderschönen Nachklang verpasste. Das war’s auch schon: zwei Gitarren und zwei Stimmen, und ich wollte das auf gar keinen Fall mit anderen Dingen verwässern… Interessant daran war, dass mir erst bei dieser Session klar geworden ist, wie viel Soul in diesem Stück mitschwingt. Seine Stimme und sein Gitarrenspiel zusammen mit meinem Song ergeben etwas vollkommen Einzigartiges, wie ich finde. Und es ist eines der schlichtesten Arrangements des neuen Albums."

“David Watts” – The 88

Damals: “David Watts war ein äußerst wohlerzogener Mann aus England. Er hat irgendwann mal ein Kinks-Konzert in den Midlands organisiert. Und ich muss sagen, dass er ein sehr beeindruckender und toller Mensch war. Als ich dann das Stück komponierte, stellte ich mir vor, wie es wohl sein würde, mit ihm die Schulbank zu drücken. In meiner Vorstellung war er natürlich der Schulsprecher – derjenige Mitschüler, zu dem man aufschaut. Er hatte wirklich das Zeug zum Anführer.”

Heute: “Paul Weller hat mit The Jam eine großartige Version von ‘David Watts’ aufgenommen, und es hätte sich definitiv falsch angefühlt, an diese Version anzuknüpfen. Ein schwieriges Thema ist das, schließlich kenne ich Paul schon seit Ewigkeiten. Zwar wissen es nur die wenigsten, aber Paul und ich haben vor rund 20 Jahren sogar gemeinsam ein paar Songs geschrieben. Sie wurden nie veröffentlicht, und ich kann auch die Demoaufnahmen nicht mehr finden. Aber The 88 wurden mir als Support-Act von meinem Agenten vorgeschlagen, für meine letzte US-Tour im Frühjahr. Insgesamt schlug er mir vier Bands vor. Ich fand jedoch, dass The 88 den richtigen Ansatz haben. Ich spielte zunächst ein 90-minütiges Akustikset mit meinem Gitarristen, und dann kamen sie auf die Bühne und wir spielten noch eine halbe Stunde lang zusammen. Diese Auftritte haben uns echt zusammengeschweißt. Und dann kamen sie nach England – und ich finde, dass sie die Songs wirklich grandios interpretieren.”

“Better Things” – Bruce Springsteen

Damals:
“Diesen Song habe ich in New York geschrieben, als ich dort in den Achtzigern gelebt hab. Mit The Kinks war gerade Pause zwischen zwei Alben, und ich schrieb das Stück für einen Freund, der damals eine schwierige Scheidungsphase durchmachte. Ich wollte ihm damit einfach nur helfen. Zwar heißt der Song ‘Better Things’, aber es gibt Leute, die meinen, dass da auch ein Anflug von Traurigkeit mitschwingt. Ich hingegen hab darin schon immer etwas Feierliches gesehen: Man überwindet die Probleme, die wir alle irgendwann haben, die persönlichen Krisen und Tiefpunkte. Du weißt schon, die Idee, dass morgen alles besser wird, dass hinter der nächsten Ecke schon die nächste tolle Überraschung auf einen wartet. Dieser Gedanke ist es auch, den Bruce für seine Version aufgegriffen hat. In seinen Liedern geht es immer darum, den einfachen Arbeiter zu feiern. Was das angeht, bin ich voll auf seiner Seite.”

Heute:
“Fountains Of Wayne haben eine tolle Version von diesem Stück für den Soundtrack von ‘Der Manchurian Kandidat’ aufgenommen. Doch dann begegnete ich Bruce wie gesagt bei dem Jubiläumskonzert im Madison Square Garden, und er meinte, dass ‘Better Things’ der passende Song für unsere Zusammenarbeit sei. Gut daran war schon mal, dass es nicht ‘You Really Got Me’ war. Denn ‘You Really Got Me’ ist fantastisch, wenn Metallica das Stück spielen, aber das hier ist keine dermaßen offensichtliche Wahl. Auch die Arbeit selbst war echt spannend: Ich nahm die Musik in New York mit ein paar Leuten auf, die sonst in der ‘David Letterman Show’ spielen. Wir gingen dafür in die Electric Ladyland Studios. Dann schauten wir bei Bruce zu Hause in New Jersey vorbei und gingen in sein Privatstudio. Wir sangen eine halbe Stunde lang zusammen und unterhielten uns daraufhin geschlagene vier Stunden! Er ist extrem bewandert, und er hatte seine Hausaufgaben gemacht, kannte wirklich alles aus meiner Feder. Insgesamt war es ein wunderschöner Nachmittag, den wir da zusammen verbrachten.”

“Celluloid Heroes” – Bon Jovi


Damals: “Die Nummer hab ich in den Staaten geschrieben; zu der Zeit lebte ich gerade in Los Angeles. Zugleich bringt sie zum Ausdruck, wie viel mir das Kino bedeutet, und es geht um die Probleme, die der Ruhm mit sich bringt, und um das Scheitern ganz allgemein – wie vergänglich der Ruhm doch ist, und wie die Menschen damit zurechtkommen. Der Hollywood Boulevard in L.A. ist ein wunderschöner Ort, ein ‘Kult-Ort’, wenn man so will. Der Ort, an dem Glanz und Glamour beheimatet sind. Dabei kann der Boulevard auch ganz schön billig und heruntergekommen wirken. Diese Mischung ist besonders spannend – was Ruhm mit den Menschen anstellen kann, den Figuren, die in dem Stück auftauchen. Man denke an Greta Garbo: das hatte schon seine Gründe, warum sie sich so entwickelt hat.”

Heute: “Der Grundstein für diese Aufnahme wurde schon vor acht Jahren bei einer Preisverleihung gelegt. Danach spielten Bon Jovi in London und holten mich als Gast auf die Bühne; und wir spielten schließlich genau diesen Song zusammen im Hyde Park. Insofern gab es da in diesem Fall ausnahmsweise eine Vorgeschichte. Als es dann darum ging, die Aufnahme zu machen, suchten wir uns irgendwo aus dem Netz einen Mitschnitt von der besagten Live-Performance. Und diese Bootleg-Aufnahme haben wir dann als Fundament genommen und darauf das neue Arrangement basiert. Jon hat seinen grandiosen Gesangspart in New York aufgenommen, und Richie Sambora schaute in meinen Konk-Studios vorbei und spielte die Gitarre ein.”

“Lola” – Paloma Faith

Damals: “Dieser Song ist in Paris entstanden, nachdem ich an ein paar Drag-Queens geraten war. So entwickeln sich Songs nun mal… und meistens ist es nicht nur eine Sache, die man darin aufgreift. Es ist vielmehr eine Serie von Begebenheiten, die man hinterher miteinander verknüpft und daraus etwas lernt, und diese Einsichten dann in Songs verwandelt.”

Heute: “Ganz schön schwierig, für dieses Stück die richtige Besetzung zu finden – besonders als Frau hat man es mit ‘Lola’ nicht gerade leicht. Aber so tickt Paloma nun mal, das zeichnet ihren Humor aus. Dazu kommt, dass sie wirklich eine fantastische Stimme hat. Den Song komplett einzusingen, ohne sich dabei zu verraten – à la ‘yeah, hier reden wir von einer Transe’ oder so –, ist gar nicht so leicht, aber sie hat das ganz locker gemeistert. Außerdem ist ihre Interpretation wahnsinnig gefühlvoll. Es gibt da diesen Spaßfaktor in ihrer Stimme, diesen scharfsinnigen Witz, der da mitschwingt. Daran merkt man, was für ein schlaues Mädel sie ist. Sie kam ins Studio, probierte ein wenig herum, und dann nahmen wir das Stück mit ihrer Band auf. Ihr war sehr wichtig, dass das Arrangement auch wirklich sitzt und nicht irgendein Wegwerfsong dabei herauskommt. Dabei würde ich bei keinem dieser Songs auch nur im Traum daran denken, sie in die Tonne zu werfen.”

“This Is Where I Belong” – Black Francis


Damals: “Der stammt aus der ‘Face To Face’-Ära. Damals war das eine B-Seite. Ein paar meiner absoluten Lieblingssongs sind ursprünglich als B-Seiten erschienen.”

Heute: “Ist schon seltsam, dass dieser Song schließlich auch auf der neuen LP landen sollte, denn ich habe auch die Konzerte meiner diesjährigen Tour mit diesem Stück eröffnet. Aus irgendeinem Grund machte ich die Nummer zum Eröffnungsstück. Ron Sexsmith, der eine tolle Stimme hat, hat schon vor Jahren eine großartige Coverversion davon aufgenommen, und ich hab ‘This Is Where I Belong’ auch schon gemeinsam mit Matthew Sweet live gespielt. Frank Black fand ich schon immer grandios. Vor ungefähr zehn Jahren hat er eine Soloplatte gemacht und wollte mich dafür als Songwriter gewinnen. Doch irgendwie ist daraus nichts geworden. Auch hier saßen wir zunächst einfach nur mit zwei Akustikgitarren im Studio und konzentrierten uns auf seinen Part; meinen Teil erledigte ich erst später, als alles von ihm im Kasten war. Er war da nämlich auch auf Tour und musste abends noch weiter zum nächsten Gig. Also auch hier musste alles mal wieder sehr schnell gehen. Und dann holte ich meine Hausband – die Band, mit der ich auf Tour spiele – dazu und nahm den Rest mit ihr auf.”

“Destroyer/All Day And All Of The Night” – Billy Corgan


Damals: “'Destroyer' wurde nie offiziell veröffentlicht. Der Song entstand, als wir ein Album namens ‘Low Budget’ in den Staaten aufnahmen. Er landete wie gesagt nicht auf der LP, aber wir nahmen damals die Instrumentalversion davon auf. Das grobe Gerüst des Stücks hatte ich schon im Kopf, aber ich musste den anderen die jeweiligen Akkordwechsel noch während der Aufnahme zurufen. Trotzdem dauerte es nur zwei Takes, bis die Originalversion mit den Kinks stand – sie entstand quasi direkt vor Ort in der Power Station in New York. Ein perfekter Beweis dafür, wie geschlossen die Band damals war nach all den Tourneen. Wir konnten unsere Songs einfach so nebenher schreiben…”

Heute:
“Billy kannte den Song in- und auswendig. Zu unserer Zusammenarbeit kam es, während ich eigentlich bereits mit einem anderen Künstler in Verhandlung darüber war. Er trat plötzlich auf den Plan, weil er mir wegen irgendeiner anderen Sache eine Mail schickte – wir haben nämlich denselben Agenten in den Staaten. Und da wurde mir plötzlich klar, dass er ja eigentlich genau der richtige Mann für ‘Destroyer’ war. Da nun in ‘Destroyer’ dieses Riff aus ‘All Day And All Of The Night’ auftaucht, fassten wir kurzerhand den Entschluss, die beiden Stücke zu einer Einheit zu verschmelzen. Darüber hinaus handelt es sich hierbei um einen der wenigen Songs, die auf elektronischem Weg entstanden sind: Als wir uns auf den Aufbau geeinigt hatten, nahm er seine Parts alleine auf und schickte sie mir rüber. Ich bastelte so lange im Studio daran rum, bis mir alles gefiel und fügte noch Schlagzeug und weitere Instrumente hinzu. Ich finde, dass man sofort spürt, wenn sich ein Sänger mit einem Text befasst und viel darüber nachgedacht hat. So war es dann auch bei ‘Destroyer’ – Billy hatte sich da wirklich reingekniet.”

“See My Friends” – Spoon

Damals: “Die Arbeit an diesem Song begann in Mumbai, unterwegs nach Australien, wo wir eine Tournee absolvieren sollten, und sie endete in den Connaught Gardens in Muswell Hill. Das Stück ist davon inspiriert, all diese Fischer zu beobachten, wie sie ganz früh morgens ihre Arbeit aufnahmen und dabei die ganze Zeit zusammen sangen. Auch hier ging es mir eher um das Gefühl, um die Stimmung und nicht so sehr um den Aufbau des Songs. Anders gesagt: Ich hatte nicht vor, mich mit diesem Song in einen Inder zu verwandeln. Ich habe bewusst darauf verzichtet, irgendwelche Gebetsperlen zu kaufen oder dem Maharishi zu folgen oder so. Ich griff stattdessen einfach nur die Stimmung auf, denn so entstehen meine Songs nun mal in der Regel. Es ging mir um die Menschen und die Umgebung, in der ich mich befand – dieses Gefühl, wie sie sich mit ihrem Schicksal abfinden, mit der Armut klarkommen, und wie sie zur Arbeit gingen und das Leben dabei mit einem Lied zelebrierten. Es sollte allerdings keine Hippie-Hymne oder etwas derartiges sein. Die Originalaufnahme mit The Kinks hatte sehr viel Rückkopplung, weil ich sie mit einer alten 12-Saiter aufgenommen habe, die durch den Verstärker unglaublich verzerrt klang. Das war allerdings eher zufällig und nicht wirklich geplant.”

Heute: “Meine Wahl fiel auf Spoon, weil ich für eine Zeitschrift ein Interview mit dem Sänger Britt Daniel gemacht hatte. Und dann traten sowohl ich als auch Spoon Anfang des Jahres beim SXSW-Festival auf. Angeblich muss ihre Show der Hammer gewesen sein – das absolute Highlight des gesamten Festivals. Ansonsten kam auch in diesem Fall eins zum anderen: Sie waren zufällig gerade in Großbritannien auf Tour, als ich die Aufnahmen für dieses Album machte…”