Reamonn | Biografie

Reamonn – Album Eleven

„So sehen wir uns. Das sind 11 Jahre Reamonn“
Punkt, Zitatende. Rea Garvey ist alles andere als ein nüchterner Pragmatiker, wenn es um seine Musik geht. Aber auf die – mit Verlaub – nicht ganz originelle Frage „warum gerade jetzt ein Best Of“ gibt es keine Antwort, die es besser träfe. „Das“, diese über 20 Songs „sind Reamonn“. Eine der größten englischsprachigen Bands, die es je aus Deutschland heraus zu einer internationalen Top-Karriere gebracht hat. Eine Karriere, in der eine „Best Of“, wenn wir dies als Prädikatauszeichnung werten, längst fällig war. Denn Reamonn sind nicht einfach nur eine Band. Reamonn sind ein Soundtrack zum Leben vieler, vieler Menschen. 11 gute Jahre. Reamonn haben uns in ihnen begleitet.
“Pause! Wie lange? Mal schaun…“

Keine kommerziellen Erwägungen stechen das Argument, ein Zeichen zu setzen in der Karriere, die einen voller Stolz zurück, aber auch gespannt in die Zukunft blicken lässt: ein Resümee, ein Zurückblicken, eine Reise durch die letzten 11 Jahre Reamonn, durch verschiedene Sound- und Songwriting-Wandlungen.
So verwundert es auch gar nicht, dass Reamonn an diesem Punkt ihrer Karriere eine Pause einläuten und diese nutzten um inne zu halten, sich neu zu sortieren, durchzuatmen. Wie lange? Mal schauen…

“Wir haben uns verändert, deshalb“
Das in einer „normalen“ und einer Deluxe-Version erscheinende Album (inkl. Videomaterial) ist tatsächlich eine Dokumentation von Hits, für die man früher mal das Wort Evergreen bemüht hätte. Würde es nicht so schrecklich altbacken klingen. Aber altbacken, das sind andere: Künstler beispielsweise, die, das nur so am Rande, nach gerade einmal drei oder vier Chart-Erfolgen ein Sammelsurium ihrer größten Erfolge veröffentlichen und dann bereits wie vorgestern klingen. Reamonn hingegen: zeitlos, charakterstark, songorientiert. Und trotzdem nie gleich. „Wir wollten eine Benchmark setzen“, sagt Garvey. „deshalb macht eine Best Of für Reamonn jetzt gerade absolut Sinn. Warum? Weil wir uns verändert haben!“
“It’s the song, not the singer“
Wer sich mitnehmen lässt auf diese Reise, vom melancholisch-leichten Endneunziger-mittlerweile-Klassiker „Supergirl“ über den 2009er-Hit „Aeroplane“ – einem dieser kleinen Reamonn-Meisterwerke der Reduktion bis hin zu den drei neuen bislang unveröffentlichten Synthie-geladenen Songs „Yesterday“, „Colder“ und „Let The Morning Sleep“– der spürt dies in jeder Note. Und man fühlt und hört, auch herausgerissen aus den klassischen Albumkontexten, mit welcher Hingabe diese Songs komponiert wurden. Der kreative Kern der künstlerischen Arbeit ist für Garvey immer noch das A&O eines guten Songs: „Wenn ich einen guten Text schreibe, dann flippe ich aus!“, sagt der Routinier mit nicht gespielter Begeisterung. It’s the song, not the singer? „Ja klar. Was gibt es besseres als eine gut erzählte Geschichte, einen perfekt arrangierten Song!“ Der Song also. Und der wurde hier nicht groß remastered, neu aufgenommen oder gar verändert: „Was würden wir damit bezwecken, wenn wir die Songs verändern würden?“, so Garvey. „Ich könnte keinen Grund finden, ein Lied neu aufzunehmen – das hieße, dass es damals falsch war. Das wiederum heißt, dass ich damals mein Bestes gegeben habe. Und das verlange ich von mir.“
„So unkompliziert, so wahrhaftig“

Natürlich ist dies keine reine Audio-Best-Of. Wir sehen auch alle Videoclips, Konzertmitschnitte und Backstagematerial, das in mühsamer Kleinarbeit von der Band gesichtet und zusammengestellt wurde. Für Garvey manchmal eine sentimentale Reise in die Vergangenheit: „Wie könnte man all diese Momente vergessen! Zu Zeiten von „Tuesday“ waren wir teils noch als Fans auf Festivals, die wir im Jahr darauf als Headliner gespielt haben“, erzählt Garvey mit noch immer kindlich begeisterter Stimme. „Und im Jahr zuvor konnten wir uns nicht mal das Hotel leisten!“ Es ist der Stolz des Kindes im Manne, der sich hier ehrlich Bahn bricht. Da wundert es nicht, was der Lieblingssong unter all diesen Lieblingsliedern für Garvey „The Eyes Of A Child“ ist, vom jüngsten, selbstbetitelten Album: „Ich liebe die Idee, aus der Sicht eines Kindes zu denken. Kinder sehen immer das naheliegendste, so unkompliziert, und so wahrhaftig.“

Wahr ist auch: Reamonn haben Großes geschaffen, sind Stars geworden, ohne das Kind in sich zu verlieren. Das hört man in jeder Liedzeile. Und das ist verdammt noch mal nur einer von vielen Gründen, diese Platte, diese Band zu mögen. Nicht nur durch die Augen eines Kindes betrachtet.