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Biografie: Frei!

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23.08.2005
REINHARD MEY
“Frei!”

Reinhard Mey zählt fraglos zu den fleißigsten und kreativsten deutschen Sängern und Liedermachern. Über 40 Alben in Deutsch, Französisch und Holländisch hat der populärste Chansonnier deutscher Zunge bis heute aufgenommen, darunter zwischen 1967 (“Ich wollte wie Orpheus singen”) und 2004 (“Nanga Parbat”) allein 23 deutsche Studioalben mit vielen Textzeilen, die aus der Umgangssprache längst nicht mehr wegzudenken sind.

Das umfangreiche Songschaffen des enorm vitalen Musikers zeichnet sich aber nicht nur durch ebenso phantasievollen wie perfekten Umgang mit der Sprache aus, sondern auch durch Themenvielfalt und Einfühlungsvermögen. Neben autobiographischen Liedern und scharfsinnigen Beschreibungen menschlichen Verhaltens hat der Berliner Singer/Songwriter über die Jahre immer wieder Lieder geschrieben, in denen er sich als ein passionierter Tierfreund und aktiver Tierschützer zu erkennen gab. Für das Album “Frei!” hat er nun 14 seiner schönsten Tierlieder zusammengestellt, bestens austariert zwischen Ernsthaftigkeit, Humor und großer Eindringlichkeit.

“Ich mag Tiere und ich mag Menschen”, sagt Reinhard Mey, “ich glaube, ein Tierfreund muss immer auch ein Menschenfreund sein. Ich mag Tiere, weil sie mir alles über Menschen und menschliches Verhalten verraten und uns zeigen, dass wir selbst Teil einer großen Familie sind: Wir, das aufrecht gehende Tier. Ich mag ihre Neugier und ihre Klugheit, ich bewundere ihre Geduld und Gradlinigkeit. Ich erkenne bei ihnen und uns die gleiche Sehnsucht nach Geborgenheit und das Streben nach Freiheit. Ich wünsche Menschen und Tieren, dass sie beides erreichen!”

Das wohl beliebteste seiner Tierlieder ist “Es gibt keine Maikäfer mehr”, das 1974 erstmals auf dem Album “Wie vor Jahr und Tag” erschien. In diesem Lied machte der damals 32-jährige die zunehmende Umweltzerstörung für das Artensterben verantwortlich. Wie oft in seiner Karriere brachte er mit dem Maikäferlied ein uns alle betreffendes Problem mit einer leicht verständlichen Allegorie auf den Punkt. Ähnlich subtil ist seine 28 Jahre später geschriebene Parabel zum Thema Kindesmissbrauch, “Der kleine Wiesel”.

Gleichwohl greift Mey bei den Liedern, die Tiertransporte und Massentierhaltung geißeln (“Erbarme Dich”, “Die Würde des Schweins ist unantastbar”) sowie Pelzträger und Tierversuche anprangern (“Tierpolizei”), auch zu drastischeren Worten. Aber meist verpackt der Vegetarier seine Kritik in feine Ironie, etwa wenn er mit der Jägerzunft ins Gericht geht (“Hasengebet”), Hunden ihre Würde wiedergibt (“Hundegebet”, “An meinen schlafenden Hund”), sensibel vom Bär erzählt, der kein Arbeiter sein will (“Der Bär, der ein Bär bleiben wollte”) und – angelehnt an Goethes “Reineke Fuchs” – einem alten Fuchs viele gute gesellschaftskritische Ratschläge in den Mund legt (“Füchschen”).

Zudem bietet “Frei!” noch weitere einmalig feinfühlige Texte, die nicht nur Tierfreunde anrühren, etwa “Es gibt Tage, da wünscht' ich, ich wär' mein Hund” und das ebenfalls autobiographische “Mein roter Bär”, eine sensible Ballade über einen geliebten Talisman, der auf einer Reise in die USA verloren geht. In dem flotten Rockabillystück “Der Marder” steht Reinhard Mey auf dem Dachboden dem gleichnamigen Tier gegenüber. Und im Titelsong begleiten wir einen Vogel, der seinem Käfig entkommen ist und über den Wolken jene Freiheit genießt, die grenzenlos sein soll. “Du bist frei! Endlich frei! Der Gefangenschaft entflohen, alles and’re einerlei, Du bist frei! Frei! Frei! Endlich frei!” Das ist Reinhard Mey, wie ihn seine Fans lieben: kompromisslos und unmissverständlich.

Natürlich gibt sich der Songpoet von der Spree nicht mit kritischen Kommentaren zufrieden. Er setzt sich bei PETA auch aktiv für den Tierschutz ein. Zudem nutzt er seine Popularität für wohltätige Zwecke. Nach “Mein Apfelbäumchen”, das mit 300.000 verkauften Exemplaren zur größten privaten Einzelspende für die Kinderkrebshilfe avancierte, “Ich liebe dich” für die Deutsche Kinder-Aids-Hilfe und “Du bist ein Riese” für Dunkelziffer e.V. ist “Frei!” Reinhard Meys viertes Benefiz-Album. Der gesamte Erlös des neuen Albums geht an SOS Kinderdorf Deutschland.

Für das Albumcover hat Reinhard Mey mit Bedacht den Feldhasen von Albrecht Dürer gewählt: “Das Bild begleitet mich seit meiner Kindheit und ich finde, es weckt sehr treffend Assoziationen von Liebe zu Menschen und Tieren.”
August 2005

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