Sebastian Schub | Biografie

Biografie 2025

„Also, London ist ganz klar mein Zuhause … und Deutschland ist die Heimat.“ Sebastian Schub, geboren in Berlin-Spandau, aufgewachsen in Hamburg, ist nach gut 10 Jahren in der Londoner Wahlheimat neuerdings wieder regelmäßig in heimischen Gefilden anzutreffen. Zuletzt spielt er im Frühsommer die erste Headliner-Tour zwischen der Hansestadt und München und genießt all jene Dinge, auf die er neben der „deutschen Direktheit“ im Königreich dauerhaft verzichten muss: „… gute Brötchen … die Zuverlässigkeit – und Pfandflaschen.“ Dennoch, Sebastian Schub und die Briten, das funktioniert: In seiner Wahlheimat werden er und sein „wounded roar of a voice“ längst als Next Big Thing und als „folk hero“ gefeiert. Am 06. Juni präsentiert er nun seine Debüt-EP Sing Like Madonna (Island EMI/Capitol Records).
 
Zumindest gefühlt hatte Sebastian Schub schon etliche Leben hinter sich, als er bei jenem Singer/Songwriter-Lebensentwurf ankam, von dem auch seine gefeierte (und allein bei Spotify weit über 22 Mio. Mal gestreamte) Debütsingle „Sing Like Madonna“ handelt. Schon mit 15 zog es den gebürtigen Spandauer von Hamburg nach London, wo er auch heute, gut 11 Jahre später, noch immer seine Zelte aufgeschlagen hat. Aus einem Austauschjahr wurden zunächst mehrere, auf den Schulabschluss in England folgten bald erste Schritte in Richtung Schauspielerei – bis dann, „so mit 17 oder 18“, die Musik zum wichtigsten Lebensinhalt wurde. Rückblickend war’s ein großes Glück, dass er damals auf der Straße landete…
 
„Ich hab dann ziemlich bald schon angefangen, Straßenmusik zu machen, um Geld zu verdienen“, so der heute 27-Jährige, der damals als angehender Actor einfach nicht das passende Engagement fand. Zwischen London und Irland („immer hin und her“) machte er daraufhin die besten Straßenecken für seine Impromptu-Performances ausfindig, die besten Orte, um Menschen ungefragt mit seiner Bariton-Ausnahmestimme und Gitarre zum Innehalten und Lauschen zu bewegen. „Die Musik war für mich immer der Ort, wo ich mich selber ausleben und ausdrücken konnte. Auch bei den Coversongs ging es letztlich darum, mich selbst auszudrücken“, sagt er weiter über die Busking-Ära, wobei „Straßenmusik“ genau genommen nur ein grober Oberbegriff ist: „Eigentlich habe ich mein Geld jahrelang mit allen möglichen Gigs verdient: Straßenmusik, Hochzeiten, Kneipen, Hotelbars… ich hab echt jeden Tag irgendwo gespielt.“
 
Und der Grassroots-Ansatz ist die beste Schule für ihn: „Man lernt, dass Aufmerksamkeit eine hart verdiente Sache ist.“ Er berichtet von Betrunkenen in Pubs und davon, wie man selbst die für sich gewinnt. Von Leuten in Eile, die gerade gar keine Zeit für Songwriting haben. „Das ist jetzt auf TikTok eigentlich ganz ähnlich. Ganz egal, ob du dich in der Kneipe in Nordlondon, in Irland auf der Straße oder bei TikTok präsentierst: es geht immer um die unmittelbare Reaktion. Entweder die Leute sind gefangen davon – oder eben nicht.“
 
Von einem Song ist das Publikum auf TikTok ganz besonders gefangen: im Herbst 2024 fesselt „Sing Like Madonna“ auf der Plattform Millionen von virtuellen Passanten. Seine Präsenz, seine Stimme, dieses rohe, unmittelbare Element, das in seinem Songwriting und der ganzen Produktion mitschwingt – diese Elemente haben „Sing Like Madonna“ zum ersten großen Schritt in Richtung Next Level gemacht.
Jetzt, mit Labelvertrag und Rückenwind eines viralen Hits, entwickelt sich die größere Vision: „Klar habe ich als Straßenmusiker angefangen, da sind meine Wurzeln. Aber ich habe immer schon eine Band gehabt. Ich bin mit den großen Rockkünstlern aufgewachsen. Ich finde große Sounds cool. Ich komme aus dem Theater, aus der Oper, aus dem Musical Theater. Ich stehe voll auf eine große Show – mit Lichteffekten und Kostümwechseln und allem“, sagt er. Und auch „Sing Like Madonna“ denkt groß: „Don’t want to look at the stars/I want them looking at me.” Der Song handelt vom ewigen Streben des Künstlerseins – komponiert im Keller, eine Essenz all dieser Momente, in denen Sebastian Schub beinahe das Handtuch geworfen hätte.
 
Überstürzt arbeitet der Songwriter eh nicht. „Es dauert halt immer eine Weile, bis man zum Nukleus eines Liedes vordringt. Für mich ist ein Song dann spannend, wenn’s wirklich um etwas geht, wenn viel auf dem Spiel steht. Wenn die stakes high sind. Alles oder nichts!“, so Sebastian Schub, der für die erste EP u.a. mit Steve Fitzmaurice (Glen Hansard, Sam Smith) und Rob Kirwan (Hozier, PJ Harvey) im Studio war. Dazu verbrachte er viel Zeit im Studio des Neuseeländers Dann Hume (Laura Mvula, Matt Corby), der ihn für eine Weile zu sich nach Barry Island (Wales) ins eigene Studio einlud.
 
„Wenn ich über etwas reden kann, dann muss ich es ja nicht singen“, bringt er diesen bewusst zeitintensiven Destillationsansatz auf den Punkt. Denn „so kitschig das gerade auf Deutsch auch“ rüberkommen mag, müsse das alles nun mal „wirklich von Herzen kommen und auch richtig intensiv sein. Herzblut ist nun mal wichtig,“ so der Multiinstrumentalist. Gelernt hat er das – na klar – auf der Straße. Zwar singt und spricht er viel über eben jene Madonna, über Freddie Mercury, Bruce Springsteen, Bowie, Prince und Jeff Buckley, aber „am prägendsten waren für mich letztlich die ganzen Musikerinnen und Musiker, deren Namen komplett unbekannt sind: Einfach Leute, die ich in London und in Irland auf der Straße kennengelernt habe. Die unbekannten Herzblut-Musiker aus den Eckkneipen. Da waren ein paar der besten Songwriter überhaupt dabei.“
 
Ein Schlüsselort: Die Spiritual Bar, eine legendäre Open-Mic-Institution in Camden Town. Schon Michael Kiwanuka und Jade Bird haben dort erste eigene Songskizzen präsentiert, als sie noch vollkommen unbekannt waren. „Oft kam es vor, dass ich vier Mal die Woche dort aufgetreten bin“, sagt er und kommt dann wieder auf die anderen Unbekannten zurück: „Von denen hab ich alles gelernt.“ Kleiner Tipp für London-Reisende: „Manchmal schleiche ich mich immer noch hin und spiele spontan eine Show, ohne das groß anzukündigen. Ich springe einfach auf die Bühne.“
 
Seine zwischen Soul und Folk und Rock und Blues pulsierenden Songs schreibt er meistens auf der Gitarre, manchmal aber auch am Klavier, am Schlagzeug oder einfach mit den Stimmbändern. Seine lyrische Stimme verdankt er dabei auch Klassikern aus anderen Bereichen der Kultur: „Ich hab den Roman ‘Jane Eyre’ insgesamt vier Mal gelesen. Erst auf Englisch, dann auf Deutsch, dann wieder Englisch und gleich noch einmal auf Englisch, um es auch wirklich zu verstehen. Ein ganz schöner Aufwand also, der sich aber voll gelohnt hat. Es war extrem zeitintensiv, aber heute bin ich mir absolut sicher, dass ich weiß, wie man sich ausdrückt und wie man schreibt.“
 
Seine Debüt-EP stellt das beeindruckend unter Beweis. Schub tritt als überraschend reifer Old-School-Songwriter im Digital Age auf, als „old head on young shoulders“, der bewusst nicht den Weg des geringsten Widerstands gewählt hat. Im Gegenteil: Es waren viele persönliche Missionen, viele Exkurse, viele Anläufe, die erst nach und nach zu seinem ganz eigenen Weg wurden. Im Sommer 2025 macht er den nächsten Schritt…