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Snow Patrol Bio 2011

Snow Patrol 2019
14.09.2011
Es lastet nicht gerade wenig Erwartungsdruck auf „Fallen Empires“, dem sechsten Studioalbum von Snow Patrol, gilt es doch, einen Ruf zu verteidigen und sich wieder einmal zu beweisen: Die fünfköpfige Band mit irischen und schottischen Wurzeln hat immerhin bereits über 11 Millionen Alben verkauft; diese Herren sind bekannt für massive Hits wie „Run“, „Chocolate“ und „Chasing Cars“ – ein Track, der unfassbare 104 Wochen, also zwei Jahre lang in den britischen Top−75 verweilte und in einer Umfrage vom britischen Channel 4 sogar zum „Song des Jahrzehnts“ erkoren wurde. Ihre Vorgängeralben wurden für Grammys, den Mercury Prize und mehrfach bei den MTV Europe Music Awards nominiert; die LP „Final Straw“ bescherte ihnen 2005 sogar einen renommierten Ivor-Novello-Award. Man kann schon sagen, dass Snow Patrol ziemlich gut ins neue Jahrtausend gestartet sind…
Bedenkt man die Geschichte dieses Ortes, gerade in Verbindung zum Rockgeschehen der letzten Jahrzehnte, überrascht es gar nicht mal so, dass sich Snow Patrol den Joshua Tree Nationalpark im Südosten Kaliforniens ausgesucht haben, um dort mit der Arbeit am neuen Album zu beginnen: Im Oktober 2010 fuhr die Band um Sänger Gary Lightbody raus in die Wüste, im Gepäck ihre Gitarren und ein, zwei erste Songideen, und machte sich dort erste Gedanken über das sechste Studioalbum. Schon eine Woche darauf waren während ihrer Sessions in den Rancho De La Luna Studios diejenigen Songgerüste entstanden, aus denen schließlich „Fallen Empires“ werden sollte.
Im Laufe der Monate danach reiste die Band – bestehend aus Sänger Lightbody, Gitarrist Nathan Connolly, Bassist Paul Wilson, Schlagzeuger Jonny Quinn und Keyboarder Tom Simpson – in verschiedene Ecken Kaliforniens, steuerte auf ihrem musikalischen Roadtrip immer neue Ziele an: Ein paar der neuen Tracks entstanden in Eagles Watch, einem charmant-zerrütteten Haus in Santa Monica, schön inklusive Panoramablick auf die wogenden Weiten des pazifischen Ozeans. Hintergrundgesänge fing man beim L.A. Inner City Mass Gospel Choir im legendär-berüchtigten Stadtteil Compton ein. Später dann wurde alles mit dem Langzeit-Verbündeten Garret „Jacknife“ Lee in dessen Hazienda abgemischt, einem versteckten Anwesen im Topanga Canyon, jener einstigen Hippie-Hochburg, die schon Leute wie Neil Young und Woody Guthrie früher mal ihr Zuhause nannten.
Unterwegs traf die Band auch auf Michael Stipe von R.E.M., auf die US-Sängerin Lissie und Troy Van Leeuwen, sonst Gitarrist bei Queens Of The Stone Age, die dazukamen, um einen Gitarrenpart hier, eine Text- oder Songidee da beizusteuern. So flossen nach und nach all diese kleinen und großen Roadtrip-Abenteuer und -Begegnungen in den Sound von „Fallen Empires“ ein: Das Resultat ist ein Longplayer, auf dem sich Snow Patrol nicht nur neu erfinden, sondern sich auch als noch ambitioniertere und mutigere Band präsentieren.
„Unser Ziel lautete in der Tat, eine extrem ambitionierte Platte zu machen“, sagt denn auch Gary Lightbody am Pool von Garret Lees malerischem Anwesen im Topanga Canyon und nippt dabei an seinem Weinglas. „‘The Suburbs’, das letzte Album von Arcade Fire, hat uns klar gemacht, dass wir einfach noch mehr geben müssen. Das war so groß. Danach fassten wir sofort den Entschluss, ein Album zu machen, das ganz anders als die Vorgänger klingt.“
„Also schrieben wir Songs, die viel verspielter, ja auch ungeschliffener waren; wir haben uns getraut, das auch durchzuziehen, was wir als Band wollten, anstatt uns an irgendwelche Vorgaben oder Konventionen zu halten. Das war nicht immer leicht, schließlich haben wir so die meiste Zeit auf ungewissem Terrain verbracht, auf Neuland, wo wir uns nicht auskannten, aber ich finde, dass so ein grandioses Album entstanden ist.“
Schon beim ersten Anhören ist klar, dass „Fallen Empires“ für Snow Patrol einen gewaltigen Satz auf kreatives Neuland markiert: harte, verzerrte E-Gitarrenriffs, clubtaugliche Schlagzeugparts, dazu Refrains wie echte Hymnen und Gary Lightbodys in Herzschmerz getränkte Songtexte – zusammen ergibt das eine LP, in der Einflüsse von LCD Soundsystems „The Sound Of Silver“ genauso durchschimmern wie die von „Achtung Baby“ oder eben „The Suburbs“, dem bereits erwähnten Arcade-Fire-Album. Doch auch wenn sie sehr viel herumexperimentieren, bewegt sich „Fallen Empires“ stets auf jenem Grat, der den Sound von Snow Patrol schon immer ausmacht; die Dynamik, Leidenschaftlichkeit, das Hitpotenzial ist dadurch nicht weniger präsent: das emotionale „New York“ klingt beispielsweise wie für die nächste Festivalsaison gemacht; „The Garden Rules“ hingegen wie der perfekte Soundtrack für eine Liebschaft unter Herbstbäumen. 
„Auf die Texte bin ich dieses Mal besonders stolz“, so Lightbody. „Ich versuche eigentlich immer, über persönliche Dinge und Erfahrungen zu schreiben, und ‘New York’ handelt beispielsweise von einer Frau von dort, mit der ich etwas hatte. Da war schon sehr viel zwischen uns, viel Anziehungskraft, aber wir waren irgendwie nie zur gleichen Zeit am gleichen Ort – und so handelt der Track schließlich von verpassten Chancen. Insgesamt dreht sich das neue Album jedoch um die Heimat: Es gibt Anekdoten aus meiner Kindheit, ‘The Garden Rules’ wäre so ein Beispiel, oder über die Kinder von Garret, im Text von ‘Life-ning’. Home, Heimat und Zuhause, das ist der thematische Aufhänger der neuen LP.“
Doch nicht nur die Texte und Hooks aus Garys Feder sitzen mal wieder; auch als Band präsentieren Snow Patrol auf „Fallen Empires“ neue Stärken: Das Titelstück und „Signs Of Life“ bezeugen, was für massive Riffs mit Stadionpotenzial in der Gitarre von Nathan Connolly schlummern; und „I’ll Never Let Go“ besticht hingegen mit verzerrten Synthie-Sounds und Effekten, die man sonst nur aus der Techno-Welt kennt.
„Das Spannendste an der Arbeit war dieses Mal, dass ich wirklich das Gefühle hatte, mich so richtig austoben und einfach alles machen zu können“, meint Nathan. „Irgendwie fiel mir das dieses Mal ganz leicht, mich richtig gehen zu lassen, bei den Aufnahmen meiner Parts. Dazu kommt, dass wir auch andere Aufnahmetechniken ausprobiert haben: Früher habe ich immer meine Parts geschrieben und sie dann zu Garys Songs eingespielt. Dieses Mal hat Garret einfach das Gerüst des Songs abgespielt und dann ‘Go’ gerufen, und dann hab ich halt improvisiert. Ich stand da und musste blitzschnell reagieren, und das hat perfekt geklappt.“
Schließlich gesteht Gary auch, dass die Band irgendwann den Entschluss gefasst hat, den „inneren Tanz-Schweinehund“ im Studio raus zu lassen: „Der Song ‘I’ll Never Let Go’ ist ein astreiner Ausgeh-Track“, meint er. „Eine richtige Electro-Nummer. Zwar gab es in unseren Songs schon immer so einen gewissen Dance-Beigeschmack, doch für dieses Album haben wir den viel offensichtlicher zum Vorschein kommen lassen. Ich freue mich schon darauf, ein paar der neuen Songs im Club zu hören, weil die Leute auf jeden Fall darauf abgehen werden. Sonst verlassen immer welche die Tanzfläche, wenn unsere Stücke kommen, weil wir einfach nicht als so eine Band wahrgenommen werden. Aber vielleicht ändert sich das jetzt ja dank ‘I’ll Never Let Go’“.
„Elsewhere“ hingegen, die wohl größte Hymne von „Fallen Empires“, wird von einer regelrechten Schlagzeug- und Percussion-Attacke vorangepeitscht – Dutzende Drum-Sets, aufgetrieben von Jonny Quinn in einem Musikladen in Los Angeles, hört man hier gleichzeitig, wie sie sich gegenseitig überbieten. „Die Idee dazu kam mir, als ich die ganzen Schlagzeuger in Venice Beach an der Strandpromenade gesehen hatte“, erzählt Quinn. „Die waren eigentlich immer da und spielten; manche von ihnen waren richtig gut, andere einfach nur grottenschlecht, aber sie alle hatten verschiedene Drum-Sets und verschiedene Ansätze. Also ging ich in einen Laden und packte alle möglichen Sets ein. Ich probierte sie aus im Studio, und dann legten wir eine Aufnahmespur über die andere. Allerdings tat das ganz schön weh, sie alle zu spielen; als alles im Kasten war, hatte ich richtig geschwollene Hände.“
Ganz zum Schluss kamen noch die Albumgäste und spielten ihre Parts ein: Michael Stipe (Gary dazu: „Er hat mir geholfen, als ich zwischendurch eine Schreibblockade hatte. Michael hat mir immer wieder Mut gemacht und mich davon überzeugt, dass die Ansätze, die ich hatte, es wert waren, sie weiter zu verfolgen.“), Troy Van Leeuwen von Queens Of The Stone Age (Nathan: „Wir haben den Track ‘Called Out In The Dark’ mit ihm in L.A. aufgenommen.“) und der L.A. Inner City Mass Gospel Choir (Gary: „Diese Zusammenarbeit hat Stücken wie ‘I’ll Never Let Go’ ein echtes Soul-Feeling verpasst.“). Lissie hingegen durfte sich gleich bei vier Songs das Mikrofon mit Gary teilen, unter anderem im Fall von „The Garden Rules“.
„Ich bin ein absoluter Fan von Lissie, deshalb habe ich sie gefragt“, erzählt Gary. „Zwar hatte ich gar nicht speziell an sie gedacht, als ich die Songs komponiert hab, aber wir hatten die Chance, mit ihr verschiedene Tracks auszuprobieren, und das klang alles großartig. Sie gibt den Stücken diesen ‘Gimme Shelter’-Vibe. Überhaupt ist sie ein Mensch, der andere mit seiner Energie ansteckt; wenn sie im Raum ist, liegt da diese Energie in der Luft.“
Insgesamt ist Lightbody & Co. mit diesem Album eine gewaltige Grätsche gelungen, denn sie beweisen auf „Fallen Empires“ sowohl den Mut zu Experimenten, bleiben dabei aber auch ihrem bekannten Hang zur Stadionhymne treu – zwei Dinge, die sonst nur selten unter einen Hut gehen. „Fallen Empires“ ist genau deshalb, weil hier Neues und Etabliertes sich perfekt ergänzen, noch größer und eindrucksvoller als das Platinalbum „A Hundred Million Suns“ (2008) oder die millionenfach verkaufte Hit-Kollektion „Up To Now“ von 2009. Man kann es nicht anders sagen: Es ist ihr bis dato bestes Album geworden.
„Ich finde, genau so muss eine Platte klingen“, sagt Gary Lightbody abschließend. „Sie klingt erwachsen, und sie klingt zugleich auch ausgelassen und verspielt. Ich wollte schon immer ein Album aufnehmen, das auf Augenhöhe ist mit denjenigen Alben, die mich schon immer fasziniert haben; und hoffentlich ist uns das dieses Mal gelungen. Ich bin jedenfalls richtig stolz auf das Ergebnis. Wenn ich mir diese LP anhöre, bekomme ich voll Gänsehaut, und das ist mal ein unglaublich

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