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Biografie 2011

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06.07.2011
Catherine und Allison sind nicht nur zwei Schwestern, die Geschwister Pierce, sondern auch zwei Sängerinnen, zwei Songschreiberinnen, ein unzertrennliches Duo, zusammen auch The Pierces.
In Alabama aufgewachsen, sangen die beiden schon, als sie gerade sprechen gelernt hatten – und vor allem sangen sie schon damals unbedingt gemeinsam. Im Elternhaus zum Beispiel, während ihr Vater, ein Musiker, sie mit der Gitarre begleitete. Überhaupt genoss die Musik einen hohen Stellenwert in ihrer Familie: Simon & Garfunkel, The Beatles, die Rolling Stones, Al Green oder Joni Mitchell – alles Namen, mit denen Catherine und Allison schon sehr, sehr früh in Kontakt kamen.
Ihre “Hippie-Eltern”, wie die beiden sie nennen, schickten die Schwestern gar nicht erst in die Schule, sondern gestalteten ihren eigenen Unterricht daheim; und dieser individuelle Lehrplan tendierte sehr stark in Richtung Kunst und Kultur, andere Themen waren zweitrangig. Ihre Mutter ist übrigens Malerin, wie auch Catherine, und beide Pierce-Schwestern waren früher mal Balletttänzerinnen, und das auf Profiniveau.
Heute leben sie beide in New York City: Allison war zuerst in die Metropole gezogen, gemeinsam mit ihrem Freund, während es Catherine mit 17 dorthin verschlug, um einen Sommerkurs an der School of American Ballet zu absolvieren. “Ich habe mich sofort in diese Stadt verliebt”, erzählt sie. “Dieser Ort fühlte sich einfach auf Anhieb richtig an, ja dermaßen richtig und gut, dass ich erst mal ein paar Jahre lang ein ganz schön wildes Leben mit vielen Partys geführt habe…” So knüpften Allison und Catherine schon bald etliche Kontakte in der New Yorker Kreativ- und Musikerszene, und Allison war beispielsweise als Backgroundsängerin auf dem „Heartbreaker“-Album von Ryan Adams zu hören, wobei die Schwestern zu diesem Zeitpunkt schon fleißig an ihrer eigenen Karriere als The Pierces feilten. Seit ihren Anfangstagen sind gut 10 Jahre ins Land gegangen, sie haben zwischenzeitlich drei Alben aufgenommen, und laut eigener Aussage stehen sie erst jetzt an dem Punkt, an dem sie schon immer stehen wollten. Gar kein leichter Weg sei es gewesen.
Kurzer Rückblick: Nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums “Thirteen Tales Of Love And Revenge” im Jahr 2008 fühlten sich The Pierces zurecht enttäuscht über die Reaktionen und den allgemeinen Verlauf ihrer Karriere. “Wir waren zehn Jahre lang an dem Punkt gewesen, an dem nicht mehr viel zum Durchbruch fehlte“, meint Allison, die große Schwester mit den dunklen Haaren. „Das letzte Album lief dann auch erst ganz gut”, ergänzt Catherine. “Die Leute wurden hellhörig, unser Sound gefiel ihnen. Und das fühlte sich schon mal sehr gut an nach den Erfahrungen, die wir mit den beiden Alben davor gemacht hatten.” Da standen sie also mit einem Album, das cool und humorvoll zugleich, experimentell und ambitioniert war, nur bekamen sie von ihrem damaligen Label so gut wie keinerlei Unterstützung, um mit diesem Album auch die Leute zu erreichen.
“Wir mussten wirklich alles selber machen”, berichtet Allison. “Die Fotos haben dann halt Freunde von uns geschossen, die Videos haben wir selbst gedreht, und überhaupt haben wir dadurch gelernt, wie man alleine klarkommt. Wir mussten uns immer etwas einfallen lassen, wodurch auch echt spannende Dinge passiert sind. Ohne diese Erfahrungen wären wir heute eine vollkommen andere Band.”
“War echt super eigentlich”, meint Catherine, “nur hatten wir nicht mal genug Geld, um auf Tour gehen zu können.”
Doch als dann mehrere Anfragen von TV-Sendern kamen, nahm die Geschichte der Pierces eine vollkommen neue Wendung: Ihr Song “Secret”, den Catherine darüber geschrieben hatte, dass es meistens weder ihr noch ihren Freunden gelingt, Geheimnisse für sich zu behalten, lief schon bald bei “Gossip Girl” und “Dexter” im Hintergrund, wodurch sie schlagartig ein vollkommen anderes Publikum erreichten. Letztes Jahr wurde “Secret” dann auch noch die offizielle Titelmelodie der erfolgreichen US-Serie “Pretty Little Liars”. “Und doch wurden wir immer wieder von unserem Label ausgebremst, weil die einfach nicht den nächsten Schritt mit uns machen wollten”, so Allison.
Eines Tages hatten sie dann genug und sagten sich, “Schluss jetzt, so kann es nicht weitergehen…” Sie fassten den Entschluss, die Band aufzulösen. “Wenn du so viel Herzblut in ein Album steckst und genau weißt, wie viel Potenzial in diesen Songs schlummert, dir aber auch klar ist, dass die LP dieses Potenzial niemals ausschöpfen wird, dann kann einen das ganz schön runterziehen”, sagt Catherine. “Es kann einem richtig an die Nieren gehen.”
“Ich war einfach nur wütend und frustriert”, sagt ihre Schwester Allison. “Uns waren die Hände gebunden, und unser Vertrag war eine einzige Sackgasse.”
Allerdings konnten sie das Schicksal gerade noch abwenden und sollten schließlich doch nicht getrennte Wege gingen: Einen Tag nachdem The Pierces den Entschluss zur Bandauflösung gefasst hatten, ja keine 24 Stunden später, klingelte auch schon das Telefon, und dieser Anruf änderte die ganze Situation schlagartig: “Guy Berryman war dran”, erzählt Catherine. “Er fragte uns, ob wir Lust hätten, in Südamerika im Vorprogramm von Coldplay aufzutreten…”
Letzten Endes sollten die beiden Schwestern dann doch nicht mit auf Tour gehen, aber Berryman, der Bassist von Coldplay, wollte den beiden so oder so unter die Arme greifen – und ebnete damit den Weg ihr viertes Album. Berryman hatte sich nämlich kurz zuvor mit dem Produzenten Rik Simpson zusammengetan und gemeinsam mit dem Grammy-Gewinner eine eigene Produktionsfirma gegründet: The Darktones. The Pierces sollten nun das erste Projekt von The Darktones werden. Für die Aufnahmen gingen The Pierces zunächst in die Electric Lady Studios in New York, um danach auch im Studio von Coldplay in London zu arbeiten: Allison spielte Akustikgitarre, Guy E-Gitarre, Bass und Percussion-Instrumente, und dazu saßen noch sein Bandkollege Will Champion, Glenn Moule (Howling Bells) und Matt Romano (Little Joy) abwechselnd hinter dem Schlagzeug. Nach neun Monaten war das Album dann im Kasten: “Wir haben halt immer dann gearbeitet, wenn Coldplay gerade eine Lücke im Terminkalender hatten; und das kommt nicht gerade häufig vor”, schmunzelt Allison.
An grandiosen Songideen mangelte es den beiden von Anfang an nicht: “Love You More” ist ein Track mit extrem viel Tiefgang, den Catherine gleich nach der Trennung von ihrem Freund geschrieben hatte. “You’ll Be Mine” hingegen ist “eine Fantasienummer, in der es darum geht, jemanden zu verzaubern, damit er sich in einen verliebt”, während “Glorious” einen sofort packt und eine Überdosis Lebensfreude versprüht: “God bless the world, it’s so glorious, God bless the ones we love and the ones we lost…”
Insgesamt haben die beiden Schwestern mit “You & I” ein Album aufgenommen, das extrem eingängig und ansteckend ist, dabei aber auch den lässigen Singer/Songwriter-Wurzeln der Vorgängeralben treu bleibt. Folkelemente schimmern hin und wieder durch, melancholische Momente, während die Songs diese bedächtige, gediegene, irgendwie traurige Schönheit in sich tragen, wie man sie von zeitlosen Stevie-Nicks-Kompositionen kennt, die dann auch von Fleetwood Mac in massive Hits verwandelt wurden.
“Es ist einfach ganz klassisches Songwriting”, meint Allison. “Ehrliche Popmusik, die sich nicht mit dem Standard zufrieden gibt und mehr will.”
Die Vergangenheit ist genau das: vergangen. Vorbei. Ad acta gelegt. Jetzt zählt nur noch eines: dieses grandiose neue Album, “You & I”. Dass sie inzwischen bei Polydor unterzeichnet haben, markiert den Beginn eines neuen Kapitels für The Pierces.
“Das alles fühlt sich echt aufregend an”, meint Allison abschließend, “wirklich spannend. Ich schätze mal, dass ein Neuanfang immer so ein Gefühl auslöst.” Catherine lächelt ihre Schwester an und sagt: “Fühlt sich so an, als ob die Sterne dieses Mal sehr viel besser stehen würden.”

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