Van Morrison | Biografie

Van Morrison – Biografie 2008

Van Morrison kam 1945 in Belfast zur Welt, als Sohn eines Werftarbeiters, der mit großer Leidenschaft US-amerikanische Blues- und Jazz-Schallplatten sammelte. So geschah es, dass Van bereits in sehr jungen Jahren mit der Musik von Muddy Waters, Mahalia Jackson, Lightnin’ Hopkins oder auch John Lee Hooker in Kontakt kam. Über Jahre hinweg überaus unterschiedlichen musikalischen Einflüssen ausgesetzt – u.a. Country, Blues, Jazz und Folk, um nur einige Genres zu nennen –, spielte er ab seinem dreizehnten Lebensjahr auch selbst Gitarre, Saxophon und Mundharmonika; und zwar in diversen lokalen Show-Bands, Skiffle- und Rock’n’roll-Gruppen. Als er in seiner Rolle als Frontmann der Band Them schließlich zum Vorzeige-Rocker der aufblühenden Bluesrock-Szene Großbritanniens wurde, hatte er folglich schon etliche Jahre im Abseits an seinem Können gefeilt; ja, er hatte bereits mit ein paar der wohl schrägsten Combos in ganz Belfast auf einer Bühne gestanden. In Van Morrisons Musik konnte man schon immer ganz deutlich die vielfältigen Einflüsse heraushören, die ihm während seiner Kindheit in den Straßen von Belfast zu Ohren gekommen waren und die ihn für immer geprägt hatten. Die beweglichen Eckpfeiler seines musikalischen Universums standen somit bereits zu einem Zeitpunkt, an dem die Bands seiner Jugend und die von ihm gegründete Band Them, mit der er 1964 seinen Durchbruch feiern sollte, in vielerlei Hinsicht noch Zukunftsmusik waren.

Vom Jim Daly Trio unterstützt, begann Morrison seine Solokarriere ebenfalls in Belfast, und zwar im Vorprogramm von Alexis Kroner. Danach tourte er mit Cuby und The Blizzards durch die Niederlande, um 1967 nach New York City zu gehen, wo er eine LP mit dem bezeichnenden Titel „Blowin’ Your Mind“ mit dem Produzenten Bert Berns aufnahm, den er schon von der Arbeit mit der Band Them kannte. Nach Berns’ Tod im Jahr 1968 versammelte Morrison eine Gruppe von Jazzmusikern um sich, um gemeinsam mit ihnen „Astral Weeks“ aufzunehmen, einen Klassiker, in dem er Elemente keltischer Musik mit improvisiertem Jazz und R&B-Einflüssen zu einem zeitlosen Ganzen verknüpfte.

Zunächst in Boston, später auch in Kalifornien, produzierte Morrison eine ganze Reihe von Alben, u.a. „Moondance“, „Tupelo Honey“ und „Saint Dominic’s Preview“, während er zugleich mehrere Tourneen mit seiner Band, dem Caledonia Soul Orchestra, absolvierte. Das Live-Album „It’s Too Late To Stop Now“ aus dem Jahr 1974 markierte dabei den Schlusspunkt dieser frühen, ausgesprochen produktiven Schaffensphase, denn es war zugleich der Punkt, an dem Van nach Irland zurückkehrte, um sich nun verstärkt mit seinen keltischen Wurzeln zu beschäftigen. Das nächste Album, „Veedon Fleece“ (1974), zeichnete sich bereits durch viel ruhigere Aufnahmen aus –, und es sollte die letzte Albumveröffentlichung vor einer dreijährigen Pause sein.

1977 meldete Van Morrison sich dann mit dem abermals treffend betitelten „A Period Of Transition“-Album zurück, bei dem Mac „Dr. John“ Rebennack als Co-Produzent mitwirkte. Nach seinem Umzug nach London erschienen die Alben „Wavelength“ (1978) und „Into The Music“ (1979). Zu diesem Zeitpunkt fand Morrisons Spiritualität immer mehr Eingang in seine Musik.

Das Motiv der spirituellen Sinnsuche wurde in den Alben, die er in den achtziger Jahren aufnehmen sollte, schließlich zum roten Faden: „Common One“, „Beautiful Vision“, „Inarticulate Speech Of The Heart“, „A Sense Of Wonder“, „No Guru, No Method, No Teacher“ und „Poetic Champions Compose“ festigten Morrisons Ruf als absoluter Ausnahmemusiker mit einer einzigartigen Vision.

1988 setzte er sich dann gemeinsam mit The Chieftains wieder mit seinen irischen Wurzeln auseinander, auf dem Album „Irish Heartbeat“. Der Nachfolger aus dem Jahr 1989, „Avalon Sunset“, sollte für die kommenden Jahre sein kommerziell erfolgreichstes Album werden. Zugleich markierte diese LP das Ende eines weiteren außergewöhnlich produktiven Jahrzehnts in der Karriere von Van Morrison.

Und produktiv ging es auch in den Neunzigern weiter, wenn auch unter leicht anderen stilistischen Vorzeichen: Mit „Enlightenment“ (1990) und „Hymns To The Silence“ (1991) begab sich Van Morrison erneut auf spirituelle Sinnsuche, wohingegen „Too Long In Exile“ (1993) eine Rückkehr zum klassischen Blues-Sound darstellte. Mit einer neuen Version von „Gloria“, zusammen mit seinem Blues-Buddy John Lee Hooker eingespielt, konnte Van obendrein die britischen Charts erneut erobern.

Nach dem gefeierten „Days Like This“-Album (1995) erschien „How Long Has This Been Going On“ (1995), eine Platte, die zu weiten Teilen aus Jazz-Standards bestand, wobei ihm dieses Mal sein alter Freund und Kollege Georgie Fame zur Seite stand.

Nach dem 1997er Album „The Healing Game“ erschien dann mit „The Philosopher’s Stone“ (1998) ein Album, auf dem 30 bislang unveröffentlichte Stücke aus den Jahren 1971 bis 1988 versammelt waren sowie eine Reihe neuer Songs und Neuinterpretationen von Morrison-Klassikern wie „Wonderful Remark“ oder „Bright Side Of The Road“. Noch im selben Jahr (1998) konnte Van einen Grammy für das „Don’t Look Back“-Album mit John Lee Hooker in Empfang nehmen, das er auch selbst produziert hatte.

„Back On Top“ kam im März 1999 in die Läden, und die von Kritikern gefeierte LP entwickelte sich im Handumdrehen zu einer seiner erfolgreichsten dieser Phase: Die Single „Precious Time“ ging geradewegs in die britischen Top−40 und bescherte ihm einen großen Solo-Hit.

Nach einer inzwischen fast vier Dekaden umspannenden Karriere überraschte es niemanden, als Van Morrison im Jahr 2000 zu seinen musikalischen Wurzeln zurückkehrte und sich der Kreis mit „The Skiffle Sessions – Live In Belfast“ schloss. Nach langer, langer Zeit wieder an der Seite seiner Jugendvorbilder angekommen, stand Van mit dem Skiffle-Altmeister Lonnie Donegan und Chris Barber in der Belfaster Whitla Hall für ein einmaliges Konzert auf der Bühne, und die Energie bzw. der Enthusiasmus von Musikern und Publikum gleichermaßen wurde auf dem besagten Live-Album in voller Länge verewigt. Wiederum lobten die Kritiker seine Performance in den höchsten Tonen.

2002 kehrte Van Morrison dann zu Polydor Records zurück und veröffentlichte ein neues Album mit dem Titel „Down The Road“. Die LP bestand aus 13 brandneuen Kompositionen sowie neuen Interpretationen von „Georgia On My Mind“ und „Evening Shadows“, eigentlich ein Instrumental-Stück von Acker Bilk, das Van mit seiner magischen Stimme veredelte.

In Anbetracht seiner herausragenden Stellung als einer der wichtigsten Songwriter des letzten Jahrhunderts, wurde Van Morrison im Juni 2003 in einer Zeremonie in New York City in die „Songwriters Hall Of Fame“ aufgenommen.

Wenige Monate darauf unterzeichnete er einen weltweiten Plattendeal mit dem legendären Blue Note-Label – eine nahe liegende Wahl für einen der kreativsten Köpfe in der internationalen Musiklandschaft. Morrisons erstes Album für das renommierte Jazz-Label war „What’s Wrong With This Picture?“, mit dem er an Jazz- und Blues-Einflüsse anknüpfte, mit denen er sich im Verlauf seiner Karriere immer wieder beschäftigt hatte. „What’s Wrong With This Picture?“ wurde schließlich für einen Grammy-Award in der Kategorie „Best Contemporary Blues Album“ nominiert.

„Magic Time“, 2005 auf seinem eigenem Exile Music Recordings-Label veröffentlicht, enthielt ein paar der wohl eindringlichsten Songs, die Van Morrison jemals geschrieben hat: u.a. „Stranded“, „Magic Time“, „Celtic New Year“ und „Gypsy In My Soul“. Es folgte das Album „Pay The Devil“, eine in sich absolut schlüssige Verbindung von drei brandneuen Songs (u.a. das Titelstück) und 12 Coverversionen von Country-Klassikern aus der Feder von Größen wie Hank Williams, Webb Pierce, Merle Kilgore, Rodney Crowell, Curly Williams und Leon Payne.

Zwei der neuen Songs dieses Albums, „Playhouse“ und „This Has Got To Stop“, waren zusammen mit fünf weiteren Stücken auch auf einer limitierten DVD zu hören und sehen, die im legendären Ryman Auditorium in Nashville aufgenommen und dem „Pay The Devil“-Album beigelegt wurde. Zum Zeitpunkt der Albumveröffentlichung, im Jahr 2006, war diese limitierte Mini-DVD der einzige offiziell erhältliche Live-Mitschnitt eines Morrison-Konzerts (!) – doch das sollte sich schon bald ändern: Wenige Monate später erschien nämlich „Live At Montreux“, eine Doppel-DVD mit Aufnahmen seiner unvergessenen Auftritte beim renommierten Jazzfestival aus den Jahren 1974 und 1980. Die Rezensenten überschlugen sich erneut mit Lob; einer beschrieb die Live-DVD als „eine Chance, eine Legende im besten Alter zu erleben“, während ein anderer die Mitschnitte als eine „wahrhaft bereichernde Begegnung mit einer der bedeutendsten Persönlichkeiten aus der Musikwelt“ bezeichnete.

Van Morrison wurde Anfang 2007 für seine wiederholte Mitwirkung an Filmprojekten im Rahmen der „US-Ireland Alliance Awards“ ausgezeichnet. Überreicht von Al Pacino, wurde mit diesem Preis insbesondere die Vielfalt und die einzigartige Tiefe von Van Morrisons Songs geehrt, die im Laufe der Zeit von so renommierten Filmemachern wie Scorsese, Hackford, Landis, Stone und vielen anderen als Soundtrack eingesetzt worden waren.

Klassiker von „Brown Eyed Girl“ bis „Days Like This“ und „Have I Told You Lately“ waren folglich auch auf dem nächsten Best-of-Album, „At The Movies – Soundtrack Hits“, versammelt, eine von drei unterschiedlichen Hit-Compilations von Van Morrison, die im Jahr 2007 in die Läden kamen – eine Veröffentlichungsdichte wohlgemerkt, die man so sicherlich nur selten bei einem noch lebenden Musiker beobachten kann. Im Juni letzten Jahres erschien mit „Best of Van Morrison Volume 3“ eine Sammlung seiner neueren Songs, u.a. die Aufnahmen im Duett mit Tom Jones, John Lee Hooker, BB King und Ray Charles, um nur einige zu nennen. Auch dieses Album sollte in die britischen Charts einsteigen, gefolgt von „Still On Top“, dem eigentlichen „Greatest Hits“-Album, bestehend aus Morrisons wichtigsten Songs, das auf dem zweiten Platz in die UK-Charts einstieg und im Handumdrehen Platinstatus erreichte. Erneut hatte der Mann aus Belfast unter Beweis gestellt, dass die Menschen von seinen Kompositionen nicht genug bekommen konnten…

Womit wir im Hier und Jetzt angekommen wären: In diesem Jahr (2008) erscheint nun „Keep It Simple“, das 35. Album, das Van Morrison eigenhändig produziert hat. Es handelt sich dabei um seine erste LP mit neuen Kompositionen seit dem Jahr 2005, und zugleich um das erste Album nach langer Zeit, bei dem er sämtliche Songs – 11 in diesem Fall – eigens für ein Album geschrieben hat. Und natürlich vereint Morrison mit seiner neuen LP die ganze Palette seiner Einflüsse – Jazz, Folk, Blues, die Musik der Ulster-Scots, Country, Soul und Gospel (ja, er macht dieses Mal selbst vor der Ukulele nicht Halt!) –, die er bisweilen sogar allesamt zu einem schlüssigen Ganzen verwebt und somit ganz beiläufig seinen einzigartigen Trademark-Sound kreiert.

Nun ist „Keep It Simple“ allerdings kein Album, auf dem majestätische Bläser oder überdimensionale Streicher-Arrangements zu hören sind. In dieser Hinsicht unterscheidet es sich deutlich von einigen der Vorgängeralben. Was es jedoch ist: Eine durch und durch schlüssige LP, die mit hinreißenden Songs besticht, zutiefst emotionalen Stücken, die tiefsinnig und einfach nur wunderschön sind –, und obendrein kann man auf „Keep It Simple“ auch Vans einzigartiges Saxophonspiel genießen. Lange Zeit war er unterwegs; weit ist Van Morrison gereist, seit seinen ersten Gehversuchen in Belfast; doch letztlich stehen wir heute an demjenigen Punkt, an dem der Mann, den Bob Geldof einst als „das einzig wahre musikalische Genie in Irland“ bezeichnete, zu derjenigen Maxime zurückgekehrt ist, die auch als Titel seines kommenden Albums fungiert.

Während „Keep It Simple“ in Kürze erscheint, ist der Musiker, aus dessen Feder dieses Album stammt, nach wie vor pausenlos in aller Welt auf Tournee und spielt im Schnitt über 100 Konzerte pro Jahr.
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