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Vienna Teng – Inland Territory

Vienna teng Rezi
04.02.2009
Ich bin eine Spätentwicklerin", behauptet Vienna Teng allen Ernstes. Dabei kann die aus San Francisco stammende Künstlerin mit ihren gerade einmal 30 Jahren immerhin schon drei von der Kritik dies- und jenseits des Atlantiks überschwenglich gefeierte Alben vorweisen. Und mit “Inland Territory” legt sie nun ihr viertes und zweifellos reifstes Werk vor.

Eigentlich sollten es ja statt einem Album drei unterschiedlich ausgerichtete EPs werden: jede mit einem anderen Thema und leicht unterschiedlichem Klangcharakter. “Die ‘Pop-EP'”, so Vienna Teng, “sollte von persönlichen Beziehungen handeln und eine eher klassische Instrumentierung haben. Die ‘Rock-EP' sollte sich mit verschiedenen geopolitischen Szenarien auseinandersetzen und mehr von elektrischen Gitarren und dissonanten Sounds geprägt sein. Die ‘Folk-EP' schließlich sollte überwiegend live in einer Kirche und einem Zimmer in einem alten Haus in San Francisco aufgenommen werden und Lieder enthalten, die mir einfielen, als ich mich mit meiner Familie beschäftigte.” Die Idee war gut, in Zeiten, in denen bei Plattenfirmen mehr denn je auf’s Budget geachtet werden muß, aber leider nicht umzusetzen. Und so kommt es nun, daß sich auf Viennas neuem Album romantische Songs Seite an Seite mit Liedern befinden, in denen es um Konflikte zwischen Palästinensern und Israelis, die Nöte illegaler Immigranten oder Reflexionen über ihre eigene Familiengeschichte geht.

Am 3. Oktober 1978 als Cynthia Yih Shih in der kalifornischen Silicon-Valley-Stadt Saratoga geboren, wuchs Vienna Teng als Kind von taiwanesisch-chinesischen Immigranten auf, die höchsten Wert darauf legten, daß ihr Nachwuchs eine akademische Ausbildung machte, um einen angesehenen Beruf ausüben zu können. Und “Musikerin” fiel für ihre Eltern und Großeltern (die während der chinesischen Kulturrevolution nach Taiwan geflohen waren) ganz und gar nicht in die Kategorie der erstrebenswerten Karrieren. Zunächst schien es auch, als würde Cynthia den Erwartungen ihrer Familie gerechet werden. Nach einem Informatikstudium an der angesehenen Stanford University, arbeitete sie zwei Jahre lang als Software-Ingenieurin bei Cisco Systems. Dann geriet sie in eine Phase, in der sie sich gegen die Werte und Ambitionen ihrer Familie trotzig auflehnte. Sie schmiss ihren Job hin und wandte sich nun ernsthaft der Musik zu, die sie seit ihrer Kindheit als Hobby betrieben hatte. “Ich mußte meine Unabhängigkeit erklären und lehnte alles ab, wofür meine Eltern standen”, sagt sie rückblickend.

In Stücken wie “Grandmother Song” und “In Another Life” sucht sie nun die Versöhnung mit ihrer Familie, obwohl sie noch heute spürt, daß ihre Eltern und Großeltern die von ihr eingeschlagene künstlerische Karriere nicht gutheißen. Die beiden Stücke sind gewiß die bislang persönlichsten, die Vienna Teng in ihrer noch recht kurzen Laufbahn geschrieben hat.

“Inland Territory” ist in musikalischer und lyrischer Hinsicht eine Tour de Froce geworden, ein vielschichtiges und zutiefst nachdenkliches Werk, das die mittlerweile erlangte Reife der Künstlerin beweist. Wichtige Unterstützung erhielt sie bei der Aufnahme des Albums von dem Produzenten, Songwriter, Multiinstrumentalisten und Freund Alex Wong, der Vienna Teng dabei half im Studio einen frischen, neuen Sound zu kreieren. Zu den weiteren Musikern, die Teng bei den Einspielungen begleiteten, gehörten die virtuose Gitarristin Kaki King, die Perkussionisten John Astaire und Kevin Rice, Cellist Eric Cheng, Klarinettist Ben Goldberg und die Fagottspielerin Carla Wilson.

“Ich habe den Eindruck, als würde ich in vielerlei Hinsicht erst jetzt zu meinem wirklichen Selbst finden”, meint Vienna Teng. “Heute kann ich endlich die Klänge umsetzen, die ich in meinem Kopf höre, und die Themen angehen, die mir wirklich am Herzen liegen und vor denen ich früher zurückgeschreckt bin.” Und dieses gefundene Selbstvertrauen beflügelte sie auf “Inland Territory” zu neuen Meisterleistungen.

Mehr Informationen zu Vienna Teng gibt es unter: www.vienna-teng.de

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