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Über Symphonic Fantasies

Benyamin Nuss - c dieter eikelpoth
09.09.2010
12. September 2009. Die Kölner Philharmonie bebt. 20 Minuten frenetischer Applaus. 20 Minuten Standing Ovations. Ein ausverkauftes Konzert des Westdeutschen Rundfunks Köln mit dem Titel »Symphonic Fantasies« begeistert ein vornehmlich junges Publikum. Das Programm? Partituren aus Videospielen des japanischen Herstellers Square Enix. Sinfonische Musik einer neuen Generation.

Titelverzeichnis

FANFARE OVERTURE
Jonne Valtonen (03:12)
Kingdom Hearts – Yoko Shimomura (* 1967, Japan)
FANTASY I: KINGDOM HEARTS
Yoko Shimomura (15:28)
Dearly Beloved | The Other Promise | A Fight to the Death | Hand in Hand etc.
Legendäre Disney-Figuren wie Mickey Mouse, Donald Duck oder Bambi treffen in Nimmerland, Halloween Town oder in Mulans Land der Drachen auf beliebte »Final Fantasy«-Charaktere. Das geht nicht? In »Kingdom Hearts« schon. Seit ihrem Debüt im Jahre 2002 haben die Action-Rollenspiele auf großen und kleinen Konsolen weltweit mehr als zehn Millionen junge und jung gebliebene Menschen verzaubert.

Die Komponistin hinter »Kingdom Hearts« ist Yoko Shimomura. Ursprünglich möchte  sie Klavierlehrerin werden und beginnt ihr Musikstudium in Osaka. Nach ihrem Abschluss im Jahr 1988 entscheidet sie sich aber überraschend für eine Karriere in der Spielebranche. Die anfängliche Skepsis ihres Umfelds erweist sich schnell als unbegründet: Mit ihren mitreißenden Soundtracks macht sich Shimomura schnell einen Namen. Ihr musikalisches Talent findet in der »Kingdom Hearts«-Reihe schließlich seinen Höhepunkt: Behutsam arrangiert sie bekannte Disney-Melodien neu und verknüpft sie elegant mit eigenen Themen. Sie kombiniert eingängige Popsongs mit komplexer sinfonischer Musik und erreicht mit ihrem Soundtrack die Herzen zahlloser Spielerinnen und Spieler.
Zitat Yoko Shimomura:
»Denke ich an Symphonic Fantasies zurück, bin ich noch immer überglücklich. Niemals hätte ich mir erträumen lassen, dass meine Musik eines Tages von einem so ausgezeichneten Orchester aufgeführt würde, vor einem so begeisterten Publikum – so glanzvoll arrangiert! Ich fühle mich sehr geehrt, Teil dieser Produktion zu sein.«
Secret of Mana – Hiroki Kikuta (* 1962, Japan)
FANTASY II: SECRET OF MANA
Hiroki Kikuta (17:42)
Fear of the Heavens | Into the Thick of it | The Oracle | Prophecy etc.

Als »Secret of Mana» 1993 erschien, wussten in der westlichen Welt nur wenige, dass es sich dabei eigentlich um den zweiten Teil einer Serie namens »Seiken Densetsu« handelte. Zu deutsch: »Legende des heiligen Schwertes«. Doch das hinderte Spieler wie Fachleute nicht daran, es als Meisterwerk zu feiern. Denn »Secret of Mana« bringt mit seiner phantasievollen, selbstironischen Geschichte um einen jungen Mann, der aus seinem Heimatdorf verbannt wird und fortan aufregende Abenteuer bestehen muss, frischen Wind ins Genre der Rollenspiel-Action-Adventures.

Der Schöpfer der Musik ist Hiroki Kikuta. Studium der Philosophie, Arbeiten als Cartoonist, Kompositionen für Animeserien im japanischen Fernsehen – Kikuta hat bereits diverse Tätigkeiten hinter sich, als er 1991 anfängt, für die Firma Square zu arbeiten. Kaum zwei Jahre später landet er seinen ersten großen Hit als Spielemusik-Komponist: »Secret of Mana«. Allein in Japan verkauft sich das Spiel über 1,5 Millionen Mal und nicht zuletzt tragen Kikutas schlichtschöne Melodien erheblich zu diesem Erfolg bei. Auf der Basis des ideenreichen Soundtracks produziert er 1993 die CD »Secret of Mana +«, die aus einem einzigen, 50 Minuten langen Stück besteht. Auch dieses Album erlangt durch seine Innovationen sowie den experimentierfreudigen Charakter schnell Kultstatus.
Zitat Hiroki Kikuta:
»Symphonic Fantasies war ein bewegendes, ein ergreifendes Konzert für mich. Denn als das WDR Rundfunkorchester in Köln aufspielte, machte sich die Musik zu einem neuen Horizont auf. Die Welt der Videospiele wurde dank der exzellenten Darbietung und dank der ausgeklügelten Partituren voller kreativer Einfälle im Konzertsaal zum Leben erweckt.«
Chrono Trigger/Chrono Cross – Yasunori Mitsuda (* 1972, Japan)
FANTASY III: CHRONO TRIGGER/CHRONO CROSS
Yasunori Mitsuda (17:39)
Chrono Trigger | Scars of Time | Battle with Magus | Prisoners of Fate etc.
Entdecken was war, was sein wird und was hätte sein können. Die Idee des Reisens durch die Jahrhunderte, durch die Zeitalter und Epochen fasziniert die Menschen seit Äonen. Wie bewegend und romantisch Ausflüge in andere Zeiten sein können, speziell wenn sie interaktiv erzählt werden, zeigen »Chrono Trigger« und »Chrono Cross«. Kein Wunder also, dass die Wechselspiele zwischen Ursache und Wirkung von Millionen Spielern begeistert aufgenommen werden.

»Chrono Trigger« wird 1995 zum Rollenspiel-Hit des Jahres. Auch der Soundtrack von Yasunori Mitsuda stellt quantitativ und qualitativ alles in den Schatten, was die Spieler bisher gewohnt waren: Ganze drei CDs füllt die Musik. Bis heute ist sie so beliebt, dass immer wieder neue Remixes und Coverversionen entstehen. Für den erfolgreichen Nachfolger »Chrono Cross« komponiert Mitsuda 1999 erneut einen umfangreichen Soundtrack mit keltischen, afrikanischen und indischen Einflüssen. Dabei fängt Mitsudas Karriere ganz unspektakulär als Sound-Programmierer an. Erst nach hartnäckiger Überzeugungsarbeit erhält er die Genehmigung, eigene Musikstücke in Videospielen unterzubringen. Eine weise Entscheidung, denn gleich sein erster Soundtrack entpuppt sich als eines der schönsten und wichtigsten Spielemusikwerke überhaupt: »Chrono Trigger«.
Zitat Yasunori Mitsuda:
»Ohne den leisesten Zweifel war Symphonic Fantasies das größte Konzert überhaupt für mich. Natürlich wurde Musik aus Chrono Cross und Chrono Trigger schon zuvor aufgeführt. Aber niemals in dieser Form und niemals in dieser Qualität. Veranstaltung wie CD-Album sind nichts weniger als das: wegweisende Ereignisse.«
Final Fantasy – Nobuo Uematsu (* 1959, Japan)
FANTASY IV: FINAL FANTASY
Nobuo Uematsu (18:29)
Prelude | Bombing Mission | Battle at the Big Bridge | Phantom Forest etc.
Die erfolgreichste Rollenspiel-Serie überhaupt: 1987 wurde der Grundstein für ein phantastisches Universum gelegt, das bis heute Spieler weltweit begeistert: »Final Fantasy«. Vom 8-Bit-Rollenspiel bis hin zu zwei vollständig computeranimierten Spielfilmen spiegelt kein anderer Name die digitale Revolution so wider. Derzeit entsteht das 14. Spiel der Reihe, doch längst hat die Serie mit über 100 Millionen verkaufter Einheiten alle Medien erreicht: Spielfilme und TV-Serien, Mangas und Romane, Hörspiele und Soundtrack-Alben.

Der hauptverantwortliche Komponist der Serie ist Nobuo Uematsu. Uematsu schreibt seit Mitte der Achtziger Jahre Musik für Videospiele und ist damit einer der Veteranen in der Branche. Vom ersten Spiel 1987 bis zum neunten Teil aus dem Jahr 2000 kreiert er im Alleingang die immer umfangreicheren Soundtracks; an den folgenden Titeln arbeitet er gemeinsam mit anderen Komponisten. Für das kommende »Final Fantasy XIV« zeichnet er wieder – ganz wie in alten Zeiten – alleine verantwortlich. Sein Name ist untrennbar mit der »Final Fantasy«-Reihe verbunden, prangt auf Millionen verkaufter CDs und zählt zu den bekanntesten der Spielemusikszene – Nobuo Uematsu ist ein Star mit eigenem Fanclub und eigenen Tourneen, die in den schönsten Konzertsälen der Welt zu Hause sind.

Zitat Nobuo Uematsu:
»Wie wunderbar! Musik, aufgeführt von einem deutschen Orchester. Dirigiert von einem Amerikaner. Arrangiert von einem Finnen. Die Komponisten? Sie stammen aus Japan. Und überall in der Welt konnte man das Konzert dank einer Live-Übertragung verfolgen. Mein tiefer Dank an Symphonic Fantasies. Dieser großartige Abend brachte uns alle zusammen.«

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