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Kammermusikalischer Goldstandard – Große Edition des Beaux Arts Trios

Beaux Arts Trio
© Decca
02.07.2015
Als er im Jahre 1955 das Beaux Arts Trio gründete, blickte Menahem Pressler bereits auf eine zehn Jahre währende Solokarriere als Pianist zurück. Aber gemeinsam mit anderen zu spielen, übte eine magische Anziehungskraft auf den jungen Pianisten aus.

Diener der Kunst: Menahem Pressler

Hier passierte “etwas ganz Besonderes”, wie er rückblickend in einem Interview bekannte. In einem Kammerensemble kamen höchst unterschiedliche Persönlichkeiten zusammen, und ein befriedigendes Klangerlebnis entstand nur, wenn alle an einem Strang zogen. Jeder brachte sein Instrument und seine eigenen Klangvorstellungen in den Prozess des Musizierens ein. Die Pointe des Ensemble-Gedankens war aber der harmonische Zusammenklang, und der konnte so schön sein, dass Pressler davon nicht mehr lassen wollte.
Dass er dafür seine Solokarriere an den Nagel hängen musste, war kein Opfer für den 1923 in Magdeburg geborenen Sohn eines jüdischen Herrenausstatters. Die Familie floh 1939 vor den Nazis, und Menahem, damals noch Max, wusste nur zu gut, was es hieß, nicht dazuzugehören. Das Ensemble war musikalische Erfüllung und seelischer Trost in einem: eine gelungene Gemeinschaft, in der niemand herausfiel, sondern jeder er selbst sein durfte und doch alle zusammenwirkten.    

Ein halbes Jahrhundert: Beaux Arts Trio

Das Abenteuer begann Mitte der fünfziger Jahre, und es währte über ein halbes Jahrhundert. Es dauerte nicht lange und das Beaux Arts Trio war in aller Munde. Die erste Besetzung spielte sich blitzschnell in die Herzen des Publikums. Menahem Pressler (Klavier), Daniel Guilet (Geige) und Bernard Greenhouse (Cello) entwickelten eine Klangkultur, die ebenso gespannt wie harmonisch war. Man hörte die einzelnen Instrumente, ihre unverkennbare Individualität und persönliche Note deutlich heraus.
Zugleich spürte man, wie jeder auf den anderen achtgab, auf ihn einging und mit ihm gemeinsam musizierte. Das Resultat war außerordentlich. Egal was das Beaux Arts Trio spielte, ob Haydn oder Beethoven, Ravel oder Schostakowitsch: Der Klang war frisch, elektrisierend modern und von hinreißender Intimität. Obgleich überaus klar in der Harmonik, niemals schwammig oder gar nachlässig, hatte die Perfektion des Beaux Arts Trios nichts Kaltes, Studiertes an sich. Hier wurde mit Herz, mit wahrer Leidenschaft musiziert.

Reife Edition: Sämtliche Philips-Aufnahmen

Die Zeit der Gründung waren Jahre des Aufbruchs. Die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs war vorüber. Es durfte nach vorne geschaut und ein neuer Anfang gesetzt werden. Das Beaux Arts Trio ergriff die Chance, und diese Anfangseuphorie verließ das Ensemble nie wieder. Obgleich es seine Besetzung mehrfach wechselte, behielt es seinen ureigenen Ton bei, und von der Kontinuität seines ebenso leidenschaftlichen wie intimen Musizierens zeugen die großartigen Aufnahmen, die bis zum Jahre 1995 bei Philips Classics entstanden waren und jetzt in einer sorgfältig aufbereiteten Neu-Edition gesammelt vorliegen.
Die Edition “Beaux Arts Trio. The Complete Philips Recordings” ist ein reichhaltiger Fundus erlesener Kammermusik. Das Spektrum reicht von den Wiener Klassikern (Haydn, Mozart, Beethoven) über große Romantiker (Schubert, Schumann, Brahms, Mendelssohn, Chopin, Tschaikowski u.a.) bis hin zu spätromantischen und modernen Komponisten (Rachmaninoff, Dvořák, Schostakowitsch, Ravel, Korngold u.a.). 60 CDs umfasst die Box insgesamt, und sie bietet nicht nur einen Panoramablick über das Schaffen des Beaux Arts Trios, sondern auch über die Literatur für Klaviertrio insgesamt.
Beigefügt ist der Edition ein umfangreiches Booklet, das einen informativen Essay von Tully Potter enthält. Menahem Pressler ist überglücklich. Das Ensemble sei, so bekennt er gegenüber seinem Label, im Laufe der Jahre zu einer immer stärkeren Einheit gereift. “Diese Sammlung von Aufnahmen”, so Pressler über die neue Edition, “ist repräsentativ für unsere besten Bemühungen als Ensemble. Wir legen sie vor in der Hoffnung, dass sich durch sie die musikalische Erfüllung mitteilt, die uns durch das Leben des Beaux Arts Trios getragen hat.”