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Biografie 2010

Brandon Flowers 2015
01.07.2010
Obwohl es ein Ort ist, der andauernd als Sündenpfuhl und glitzernd-falsche Touristenfalle verschrien wird, ist Brandon Flowers nach wie vor verdammt stolz auf seine Heimatstadt: Das macht der in Las Vegas geborene und aufgewachsene Sänger – der normalerweise mit seiner Band The Killers Hits schreibt oder durch die Welt tourt – schon zu Beginn des Gesprächs klar, wenn man ihn auf sein erstes Soloalbum “Flamingo” anspricht. Bereits mit dem Titel verneigt er sich vor “Sin City”, schließlich ist er einem Straßennamen im Stadtkern entliehen: Hier liegt jenes Sam’s Town-Hotel, dessen Namen er sich auch schon mit seiner Band auf die Fahnen geschrieben hat, und hier hat Flowers sich früher immer mit den neuesten Platten eingedeckt. “Ich bin dort nun einmal aufgewachsen. Mir bedeutet diese Stadt einfach wahnsinnig viel”, sagt der 29-Jährige. “Ich habe fast schon das Gefühl, dass es meine Pflicht ist, das noch einmal zu unterstreichen und die Stadt ein wenig in Schutz zu nehmen, schließlich ist Vegas ein Ort, den viele Menschen regelrecht hassen. Ich hingegen liebe diese Stadt. Ich fand es immer seltsam, wenn die Leute aus meinem Freundeskreis an diesen Punkt kamen, dass sie es kaum abwarten konnten, endlich in einen anderen Teil des Landes zu ziehen. Ich fühle mich absolut fest verwurzelt in Las Vegas. Die Stadt ist ein Teil von mir.”
Untrennbar mit Vegas verbunden ist auch “Flamingo”: Der ausgeprägte Hang zur Selbstdarstellung und die gesamte Haltung, die in den 10 Tracks durchschimmert, ist einfach nur bombastisch – ein musikalisches Vegas-Spektakel, wenn man so will. Wie fürs Stadion gemacht, präsentiert Flowers perfekte Pop-Perlen neben tristen Electro-Klageliedern und macht selbst vor Gospel-Melodien oder im Blues getränktem Rock nicht halt (will heißen: Pedal-Steel-Gitarre – und das nicht zu knapp). Im Songtext von “Jilted Lovers and Broken Hearts”, einer optimistischen Stadion-Hymne im Gewand eines Dancefloor-Tracks, wird das Glücksspiel zur ultimativen Metapher: “I followed you through the darkness/ I followed you through the cold/ woman, I can tell you one thing/ you’re going to wish you could go back and fold.” Im Fall von “Welcome To Fabulous Las Vegas” klingt Flowers’ Beschreibung seiner Heimatstadt hingegen alles andere als sagenhaft: Überhaupt kommen auch die Schattenseiten oder spirituelle Themen wie Sündenerlass und die Grenzen des eigenen Glaubens nicht zu kurz – sie alle knöpft sich Flowers nacheinander vor. Auf “Crossfire” verwandelt er große denkerische Konzepte in eine Überdosis Adrenalin; bei “Playing With Fire” ist es Roy Orbisons Falsett-Gesang, an den er anknüpft; dann wieder fragt er nach einer zweiten Chance (“Only The Young”) und fährt fort mit einer Art Gebet: “Redemption, keep my covers clean tonight.”
Sämtliche Songs, die auf “Flamingo” versammelt sind, schrieb Flowers in den 18 Monaten, die er nach der Veröffentlichung von “Day & Age”, dem dritten Studioalbum von The Killers, im Tourbus verbrachte. (Und laut eigener Aussage war es ein Stück namens “O, Sad American Night”, mit dem alles erst ins Rollen kam: The Killers hatten es während der Aufnahmen zum letzten Album eingespielt, doch sollte es schließlich nicht auf “Day & Age” landen; auch im Tracklisting von “Flamingo” taucht dieser Titel nicht auf.) Ursprünglich sollten seine Kompositionen ihren Weg in neue Songs der Band finden, doch sorgten gewisse Umstände – zum Beispiel die Tatsache, dass The Killers im Grunde genommen seit sechs Jahren permanent auf Tour sind – dafür, dass es dann doch anders kam: “Mir wäre es lieber, wenn das hier ein Killers-Album wäre, obwohl die Resultate dann natürlich vollkommen anders klingen würden”, kommentiert er. “Es ist nun mal so, dass jeder von uns momentan unterschiedliche Dinge auf dem Schirm hat – und es ist ja auch kein Geheimnis, dass die anderen das Tempo ein wenig drosseln wollten. Trotzdem machen wir bald mit The Killers weiter. Irgendwann mussten wir einfach an diesen Punkt kommen, schließlich haben wir seit 2003 jahrelang Vollgas gegeben.” Das Gute daran, dass Flowers dieses Mal ohne seine Mitstreiter im Studio war, ist, dass er komplett das Sagen hatte; die Kehrseite der Medaille ist jedoch, wie er meint, dass er sich “dadurch ein wenig nackt” vorkommt. 
Dabei war er nicht ganz auf sich allein gestellt, schließlich wurde er im Studio von ein paar renommierten Produzenten unterstützt: Daniel Lanois, Brendan O’Brien und Stuart Price, mit dem er schon an “Day & Age” gearbeitet hatte. Dazu holte er Jenny Lewis von Rilo Kiley ins Boot, um den Song “Hard Enough” mit dieser “großen Tochter der Stadt Vegas” (wie er sie nennt) einzusingen. Das Resultat ist eine Platte, auf die Flowers sichtlich stolz ist und mit der er definitiv seinen Horizont als Musiker erweitert hat. Da bereits über eine Solotournee im Herbst diskutiert wird, dürfte klar sein, dass er keineswegs an eine Auszeit denkt: Er will die neuen Songs den Fans unbedingt auch live vorstellen, und selbst wenn er selbst manchmal nicht genau weiß, ob es gesund ist, nie eine Pause einzulegen, erklärt er abschließend, dass er inzwischen erfahren genug ist, um zu wissen, wo seine Schwächen liegen und wo er als Sänger heute steht: “Ich habe zu so vielen Leuten aufgeschaut, die auf diesen Bühnen standen, auf diesen Brettern getanzt und gerockt und dort oben Geschichte geschrieben haben. Ich konnte früher einfach nicht glauben, dass ich in ihre Fußstapfen treten und auch auf diesen Bühnen spielen sollte. Ich habe wirklich lange gebraucht, um mich an diese Vorstellung zu gewöhnen. Damit will ich noch nicht mal sagen, dass ich jetzt so gut bin wie all die anderen. Stattdessen kann ich mich inzwischen eher mit dem Gedanken anfreunden, dass diese Möglichkeit besteht – und dass ich einfach mal einen Versuch wagen sollte.”

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