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Zwei Improvisationsgenies, Teil 2

Keith Jarrett & Charlie Haden © Rose Anne Jarrett / ECM Records
© Rose Anne Jarrett / ECM Records
28.04.2010
Das erste ECM-Album, auf dem Keith Jarrett und Charlie Haden gemeinsam zu hören waren, entstand im Oktober 1975. Es trug den Titel “Arbour Zena” und war im Prinzip eine Fortsetzung der anderthalb Jahre zuvor gemachten Platte “Luminescence – Music For String Orchestra And Saxophone”. Auf diesem Album hatten die von Mladen Gutesha geleiteten Streicher des Südfunk-Sinfonieorchesters kammermusikalische Kompositionen Jarretts gespielt, über die Jan Garbarek als Saxophonsolist frei improvisierte. Auf “Arbour Zena” gesellte sich Keith Jarrett selbst zu Streichern und Saxophonist, hinzu kam Bassist Charlie Haden. Durch Jarrett und Haden gewann die Musik sehr viel mehr dramaturgische Tiefe und auch jazzigen Drive. “…was er [Jarrett] unter diesen Voraussetzungen mit Haden inszeniert, ist in seiner Musikalität manchmal ganz unglaublich”, urteilte Jarrett-Biograph Uwe Andresen über das Zusammenspiel der beiden Amerikaner auf  “Arbour Zena”. Keith Jarrett selbst nannte das fast 28-minütige Stück “Mirrors”, mit dem das Album beendet wurde, später einmal “eines meiner in lyrischer Hinsicht prächtigsten und durchweg inspirierten Werke”.

Ein halbes Jahr später, im April und Mai 1976, nahm Jarrett dann mit seinem amerikanischen Quartett, dem neben dem Saxophonisten Dewey Redman und dem Schlagzeuger Paul Motian auch Charlie Haden angehörte, die beiden Alben “Eyes Of The Heart” und “The Survivors’ Suite” für ECM auf. Jarrett ist auf beiden Alben nicht nur als Pianist, sondern auch als Sopransaxophonist zu erleben. Die fast 50-minütige “Survivors’ Suite” gilt als eine der besten Aufnahmen, die dieses Quartett in all den Jahren, die es zusammenspielte, gemacht hat. Es ist unüberhörbar, wie hervorragend die vier Musiker, die zu diesem Zeitpunkt immerhin schon seit fünf Jahren eine Einheit bildeten, zusammengewachsen waren. Das blinde Spielverständnis, das zwischen ihnen herrschte, zeigte sich sogar noch besser auf dem Live-Album “Eyes Of The Heart”, das im Mai 1976 bei einem Konzert in Bregenz mitgeschnitten wurde.

Das Quartett nahm danach nur noch die beiden Alben “Byablue” und “Bop-Be” für das Impulse!-Label auf. Nachdem sie rund zehn Jahre lang intensiv miteinander gearbeitet und zahlreiche Alben zusammen aufgenommen hatten, trennten sich danach die künstlerischen Wege von Keith Jarrett und Charlie Haden. Jarrett, der wenig später zum Exklusiv-Künstler von ECM avancierte, machte anschließend eine Reihe von unterschiedlichsten Soloaufnahmen als Pianist und Organist, spielte mit seinem “europäischen” Quartett (feat. Jan Garbarek, Palle Danielsson & Jon Christensen) die Meilensteine “My Song” und “Nude Ants – Live At The Village Vanguard” ein und unternahm einige Ausflüge ins Gebiet der klassischen Musik. Charlie Haden wiederum nahm für das Münchner Label noch bahnbrechende Alben mit der Band Old And New Dreams (feat. Don Cherry, Dewey Redman & Ed Blackwell), Dino Saluzzi, Pat Metheny, Carla Bley sowie im Trio mit Egberto Gismonti und Jan Garbarek auf. Besondere Erwähnung verdient in der ECM-Diskographie des Bassisten das Album “Time Remembers One Time Once”, das Haden 1981 im Duo mit dem Pianisten Denny Zeitlin einspielte.

Erst im März 2007, ziemlich exakt 31 Jahre nach ihrer letzten Zusammenarbeit für ECM, trafen sich Bassist Charlie Haden und Pianist Keith Jarrett in Jarretts Cavelight Studio wieder, um diesmal im Duo zu spielen. Das dabei entstandene Album “Jasmine” wird am 7. Mai veröffentlicht werden. Dazu mehr in der kommenden Woche.

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Lesen Sie Teil 1 unserer Rückschau auf die Zusammenarbeit von Keith Jarrett und Charlie Haden.

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