David Bowie | Biografie

Biografie: Serious Moonlight DVD

DAVID BOWIE
Serious Moonlight
DVD

Im Rahmen seiner weltumspannenden Tournee gab David Bowie 1983 einige der charismatischsten Bühnenperformances seiner gesamten Karriere. Öffentlichkeit und Presse waren gleichermaßen hingerissen und feierten die “Serious Moonlight”-Tour als eines der wichtigsten Rockevents in der Geschichte dieses Musikgenres. Um dieses Live-Ereignis für die Nachwelt festzuhalten, zeichnete der Regisseur David Mallet im September 1983 ein Konzert im Pacific National Exhibition Coliseum von Vancouver auf. Die vorliegende DVD-Edition wurde durch umfangreiches und exklusives Bonusmaterial ergänzt.

1983 war ohne Zweifel David Bowies Jahr. Zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Album “Scary Monsters” und fünf Jahre nach seiner letzten Tournee meldete sich der damals 36-jährige mit einem Album zurück, das alle seine bisherigen Erfolge in den Schatten stellte. Vor 1983 war “der Mann mit den tausend Gesichtern”, wie er von der Presse wegen seiner vielen Image- und Stilwechsel gern bezeichnet wurde, eine Kultfigur mit ganz anständigem aber keineswegs exorbitantem kommerziellen Erfolg. Mit “Let’s Dance”, seinem ersten Album für EMI, avancierte der britische Sänger endgültig zum Superstar und einem der populärsten Entertainer der Welt.

Das von Nile Rodgers (Chic, Diana Ross, Sister Sledge) produzierte Album verband kongenial puren Rock mit R&B, Funk, Soul und Disco zu einer unschlagbaren musikalischen Einheit. Zudem glänzte “Let’s Dance” mit einigen der melodisch eingängigsten Songs, die David Bowie je geschrieben hatte, allen voran der unwiderstehliche Titelsong mit seinem “Twist & Shout”-Intro, der im Mai 1983 weltweit die Tanzflächen eroberte und sowohl in Großbritannien und Deutschland als auch in den USA die Charts anführte. Auch die folgenden Singleauskopplungen “China Girl” und “Modern Love” erwiesen sich als massive Hits. Das Album selbst entwickelte sich zur am schnellsten verkaufenden Veröffentlichung von EMI seit “Sgt. Pepper” von den Beatles. Am Ende des Jahres beliefen sich die Verkäufe auf über sechs Millionen Langspielplatten.

Die rundum ausverkaufte “Serious Moonlight”-Tournee, deren Motto aus einer Textzeile von “Let’s Dance” stammt, begann am 18. Mai 1983 in Brüssel und endete am 8. Dezember im Coliseum von Hongkong. Aus der zunächst geplanten Hallentournee wurde wegen der immensen Ticketnachfrage eine Reise durch die größten Stadien und Sportarenen. In sieben Monaten gab David Bowie 98 Konzerte auf vier Kontinenten vor mehr als zweieinhalb Millionen Zuschauern. Der Sänger und seine formidable Band (laut Time Magazine “die beste Band diesseits der E-Street”) mit alten Vertrauten wie Carlos Alomar und Earl Slick an den Gitarren und neuen Gesichtern wie dem Chic-Drummer Tony Thompson, dem Bassisten Carmine Rojas, dem Keyboarder Dave Lebolt, der dreiköpfigen Bläsergruppe The Borneo Horns (Lenny Pickett, Steve Elson, Stan Harrison) sowie den beiden Backgroundsängern Frank und George Simms präsentierten den Fans eine grandiose Show, die klangtechnisch, musikalisch und optisch das Beste darstellte, was die damalige Zeit zu bieten hatte. Und genau das dokumentiert eindrucksvoll das seinerzeit für ein TV-Special aufgezeichnete Konzert aus Vancouver.

David Bowie, laut New Musical Express vom 28.5.1983 “the prettiest thing in pop”, zeigt sich hier flankiert von seiner fantasievoll kostümierten Band mit blondgebleichten Haaren und im weit geschnittenen Anzug als gut gelaunter, nahezu klassischer Entertainer, der sein Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde des Konzertes in den Bann schlägt. Auch wenn auf spektakuläre Effekte und opulentes Bühnendesign weitestgehend verzichtet wird, bleibt doch Raum für einige eindrucksvolle Rocktheaterelemente. In “Cracked Actor” etwa hält David Bowie in Hamlet-Manier einen Monolog mit einem Totenkopf. Bei “Ashes To Ashes” ist er in einem Plastik-Zylinder gefangen und gegen Ende der Show überrascht Bowie mit einem gigantischen aufblasbaren Globus. Regisseur David Mallet, der außer für David Bowie auch für U2, Queen, Peter Gabriel, Janet Jackson, Pink Floyd und Elton John Videos inszenierte, ist es perfekt gelungen, die besondere Atmosphäre dieses Konzertes einzufangen. Zudem sorgt er mit Videoeinspielungen und geschickten Einblendungen von Fotos zwischen den Songs für zusätzliche Auflockerung.

Bei allen optischen Kabinettstücken stehen die Songs und ihre atemberaubenden Interpretationen im Mittelpunkt der “Serious Moonlight”-DVD, die für den perfekten Klang sowohl mit einer Dolby Digital als auch mit einer 5.1 DTS und einer Dolby Digital Stereo Tonspur ausgestattet ist. Ganz gleich, ob “Fashion”, “Scary Monsters” oder die vom synchronen Gitarrenspiel von Carlos Alomar und Earl Slick geprägte explosive Version des Velvet-Underground-Klassikers “White Light/White Heat”, David Bowie und seine Tourband präsentieren sich auf dem Zenit ihres Könnens. Die Auswahl des Materials hält die Balance zwischen Hits und weniger bekannten Tracks aus allen Phasen seiner Karriere. Neben den damals aktuellen Zugnummern “Let’s Dance”, “China Girl” und “Cat People” zieren frühe Songs wie “Life On Mars” von 1971, “Sorrow” aus dem Coveralbum “Pin Ups” von 1973 und “Space Oddity” von 1969 das Programm. Dazu kommen mit “Golden Years”, “Young Americans” und “Fame” Titel aus Bowies Soulphase Mitte der 70er und mit “What In A World”, “Breaking Glass”, “Heroes” und “Look Back In Anger” Songs aus den hoch gelobten Alben “Low”, Heroes" und “Lodger”, mit denen David Bowie selbst in der Punk- und New-Wave-Ära viele neue Fans gewinnen konnte.

Als Bonus enthält die neue Ausgabe der “Serious Moonlight”-DVD den faszinierenden Dokumentarfilm “Ricochet” von Gerry Troyna mit zusätzlichen Konzertaufnahmen von “Look Back In Anger”, “China Girl” und “Heroes” (inklusive der so genannten “Lavender’s Blue Introduction”). Mitgeschnitten während der Welttournee 1983, begleitet der Film David Bowie nach Hongkong, Singapur und Bangkok. Dabei stehen weniger die Konzerte im Vordergrund als vielmehr Bowies Begegnungen mit der fernöstlichen Kultur. “Ricochet” wird hier erstmals in einer 78 Minuten langen “Extended Version” in Dolby Digital Stereo veröffentlicht. Allein das macht diese DVD für Fans unverzichtbar.

David Bowies “Serious Moonlight” ist ein mitreißendes Dokument der Rockgeschichte und bietet sowohl faszinierende Konzertaufnahmen als auch hautnahe Begegnungen mit einem der einflussreichsten Musiker der letzten 35 Jahre.

Januar 2006