Wir schreiben das Jahr 2020. Ein kleines Nashorn aus dem Berliner Zoo macht sich auf, die Musikwelt zu erobern. Im Gepäck: Jede Menge dikke Reime und Beats – und ein bisschen Unterstützung von einigen der größten Namen der deutschen Pop-Landschaft. Fünf Jahre vorgespult: heute weiß jedes Kind, wer DIKKA ist. Vom Reimnozeros gibt’s mittlerweile Bettwäsche, Sneaker, Müsli, Eis und sogar Skateboards – mal ganz zu schweigen von unzähligen Hit-Songs und Features mit den ganz Großen der hiesigen Szene: Sido, LEA, CRO, Wincent Weiss, Nico Santos, Mark Forster, Lena, Kontra K, SDP, Alvaro Soler, Kool Savas … and the list goes on. Kein Wunder, dass
DIKKAs Songs nicht nur auf dem
Hinweg zur Schule oder Sportverein aus dem Autoradio pumpen oder die Tonie-Box auch mal läuft, wenn der Sprössling längst in der Kita ist. Für viele Eltern ist Nashornrap nicht nur das perfekte Genre, um die eigenen Kinder an Popmusik heranzuführen, sondern auch die beste Alternative zu klassischer Kindermusik, welche allzu oft ausschließlich für Kinderohren konzipiert ist und die mithörenden Erwachsenen (und deren Nervenkostüm) vollkommen ignoriert. Bei aller Rücksicht schafft es
DIKKA jedoch stets, den Fokus seiner Musik auf seine jungen Hörerinnen und Hörer zu setzen. Als großer, grauer Bruder packt er die Lebenswelt der Generation Alpha in freche Reime mit Message und Augenzwinkern. Erhobener Zeigefinger oder Erwachsenenperspektive? Fehlanzeige – und das seit mittlerweile vier Alben: „
Oh Yeah“ (2021), „
Boom Schakkalakka“ (2022), „
Die tollsten Tage mit DIKKA“ (2024) und dem soeben erschienenen „
BOAH ist das krass“.
Wie sehr in
DIKKAs bunter Welt alles miteinander verwoben ist, zeigen bereits die Albentitel: Schon „Boom Schakkalakka“ war ein direktes Zitat aus
DIKKAs erstem Hit „
Superpapa“ feat.
Siggi alias
Sido. Und auch „
BOAH ist das krass“ kennen
DIKKA-Fans bereits aus „
Candyshop“ feat.
Kool Savas. Doch der Ausruf hat auch einen weiteren Bezug: Als
DIKKA 2024 mit „
Die tollsten Tage mit DIKKA“ die Arenen des Landes zum Beben bringt, erfindet er kurzerhand die umweltschonendste Konfetti-Kanone aller Zeiten: „Die Kinder mussten die Augen schließen, bis drei zählen und sich vorstellen, dass das bunteste Konfetti des Universums vom Himmel regnet und dann ganz laut ‚Boah ist das krass!‘ schreien“, erinnert sich
DIKKA.
Klingt nach einer sorgenfreien Zeit – und das ist „
BOAH ist das krass“ allemal – und doch sind einige der Themen auf
DIKKAs viertem Album alles andere als leichte Kost. Allen voran „Nein heißt Nein“ – die zweite Vorabsingle ist eine Hymne für mehr Selbstbestimmung, Mut und Kinderrechte. Basierend auf der Melodie des Eighties-Klassikers „
Live is Life“ von
OPUS verpasst der Kinderchor in der Bridge übergriffigen Erwachsenen einen Denkzettel: „Jedes Nein ist eine Mauer und manchmal auch ne Faust / Die beste Superpower, wenn du sie wirklich brauchst / So wie ein echter Kumpel, passt immer auf dich auf / Stopp heißt stopp für alle, wenn ihr’s nicht kapiert, schreien wir’s zusammen laut: Nein heißt nein“.
Apropos „Zusammen“: Mit Rapper und Sänger Montez gibt sich einer der ganz Großen der aktuellen Poplandschaft die Ehre auf „BOAH ist das krass“. Spätestens, wenn seine einfühlsame Hook auf „Zusammen“ zum ersten Mal ertönt, haben alle erwachsenen Hörerinnen und Hörer mindestens einen Kloß im Hals … oder direkt Tränen auf der Wange. Der Song ist einer der emotionalsten Momente des Albums – doch große Gefühle kommen auch anderswo zur Sprache: Gemeinsam mit SOPHIA widmet sich DIKKA auf „Liebe Traurigkeit“ dem gesunden Umgang mit Schwermut und Tristesse: „Ich will nur, dass du weißt, wenn du weinst: Es ist okay“, lautet die simple Message, deren Erkenntnis oft alles andere als leicht ist.
Schon am Titel lässt „BOAH ist das krass“ erahnen, dass es sich um ein Album handelt, das in stürmischen Zeiten entstanden ist: „Astronaut“ (feat. Giraffenaffen) interpretiert Sido und Andreas Bouranis Megahit als Aufruf für mehr Klimabewusstsein neu, während „Peace“ sich für selbigen stark macht: „Hallo liebe Weltbestimmer und auch alle Präsidenten / Guck, die Kinder auf der Erde, ey, die ham‘ sich liebt / Und dieses V das steht für Frieden, denn wir woll’n keinen Krieg“.
Dass das Aufwachsen in der Dauerkrise irgendwo zwischen Pandemie, Inflation, Kriegstreiberei und dem gerade beginnenden KI-Zeitalter unweigerlich Einfluss auf die Entwicklung junger Menschen hat, könnte einen als Kindermusiker mit einem Gefühl der Hilflosigkeit zurücklassen. DIKKA hingegen sieht die widrigen Umstände als Chance, seinen jungen Fans ein Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, mit dem sie in dieser zunehmend komplexen Welt bestehen können. „Superkind“ ist dabei nicht nur die würdige Vollendung einer Trilogie (nach „Superpapa“ (2020) und „Supermama“ (2023)), sondern auch ein absoluter Vertrauens-Booster, der jeden Selbstzweifel im Nu verfliegen lässt. Als wäre das nicht schon genug, folgt darauf postwendend „Ich bin Ich“: Die erneute Zusammenarbeit mit Deutschpop-Superstar LEA ist eine Feel-Good-Hymne mit Radiohit-Qualitäten und einem Plädoyer für mehr Selbstliebe: „Ich feier meine Kratzer, die Kanten und Knicke / Im Kopf da sind Flausen, im Mund ist ne Lücke / Ey yo, ich bin ne Superglitzerwundertüte auf zwei Beinen / Es ist schön, ich selbst zu sein“.
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Trotz aller Ernsthaftigkeit, die sich in und zwischen den Zeilen von „BOAH ist das krass“ herauslesen und -hören lässt, erfüllt das Album genau die Erwartungen seiner Hörerschaft – kindgerecht und auf Augenhöhe begegnet DIKKA seinen Fans wie schon zu seinen Anfängen vor fünf Jahren als frechstes Nashorn des Berliner Zoos. Einzig eine Sache ist anders: Das kleine Reimnozeros hat die Musikwelt – und damit auch die Kinderherzen – längst erobert. Dass DIKKA sich der daraus entstehenden Verantwortung mehr als nur bewusst ist, beweist „BOAH ist das krass“ eindrucksvoll.