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Entschiedener Romantiker – Zum 100. Todestag von Max Bruch

Max Bruch - Legendary Recordings
© DG
01.10.2020
Vor hundert Jahren, am 2. Oktober 1920, verstarb im Alter von 82 Jahren in Berlin der deutsche Komponist Max Bruch. Obgleich einer der begabtesten und produktivsten Tonschöpfer seiner Generation, geriet sein Werk bald in Vergessenheit. Unter den Romantikern stand er im Schatten seines bewunderten Freundes Johannes Brahms. Als Mann des frühen 20. Jahrhunderts, der die ersten Gehversuche der post-romantischen Avantgarde erlebte, befand er sich mit seinen klassischen Ansichten auf verlorenem Posten. Zwischen allen Stühlen stehend, wandte er sich jedoch nicht aus purem Eigensinn gegen musikalische Neuerungen. Er vermisste in der Musik seiner Zeitgenossen das melodische Element. “Ich glaube zu erkennen, dass es der modernen Musik an wahrer Melodie, d.h. an langatmigen wirklichen Melodien allzu sehr fehlt”, urteilte der stets kompromisslos für seine Überzeugungen einstehende Komponist und wandte sich intensiv dem Studium der Volksliedkunst zu, die er in seine Kompositionen mit einfließen ließ.
Auf dem Gebiet des Melodischen entwickelte er eine sprudelnde schöpferische Energie. “Er hat wunderbare Melodien erfunden und große sinfonische Werke geschrieben”, so die Musikjournalistin Ulla Zierau in einem SWR2-Feature über den rheinischen Komponisten, der seiner Arbeit am liebsten am “Igeler Hof”, seinem idyllischen Zufluchtsort im Bergischen Land, nachging.

Mitreißende Aufnahmen   

Der Nachwelt ist er vor allem durch sein Violinkonzert Nr. 1 in g-Moll in Erinnerung geblieben. Jetzt hat Deutsche Grammophon zum 100. Todestag des Komponisten auf Spotify eine Playlist mit legendären Aufnahmen von Bruchs Musik zusammengestellt, darunter allein fünf Versionen des hinreißenden Violinkonzerts mit Stargeigern aus unterschiedlichen Generationen, als da wären: Erika Morini, Wolfgang Schneiderhan, Igor Oistrach, Shlomo Mintz und Gil Shaham. Die in Tempo, lyrischem Ausdruck und harmonischer Akzentsetzung höchst unterschiedlichen Interpretationen beweisen, dass sich innerhalb von Bruchs klassisch eingehegter Kompositionskunst ein enormes Farbspektrum auftut. Das zeigt sich auch eindrucksvoll in den zwei Versionen von “Kol Nidrei”, einem ergreifenden Werk für Orchester und Cello, in dem Bruch eine überlieferte hebräische Melodie verarbeitet. Der lettische Starcellist Mischa Maisky bietet das Konzertstück in persönlicher Manier, höchst intim dar, während der französische Altmeister des Cellos Pierre Fournier eine elegant balancierte Vortragsweise wählt.
All diese Aufnahmen liegen, in Kombination mit Schlüsselwerken anderer Komponisten wie Felix Mendelssohn, Antonín Dvořák oder Alexander Glazunov, auch in physischer Form vor. Das gilt auch für eine bahnbrechende Aufnahme, die allen Liebhabern großer Geigenmusik unbedingt ans Herz gelegt sei: Anne-Sophie Mutters 1980 aufgezeichnete Interpretation von Bruchs Violinkonzert Nr. 1 in g-Moll. Die junge Stargeigerin an der Seite Herbert von Karajans und der Berliner Philharmoniker in einem magischen Augenblick ihrer frühen Karriere. 

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