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Legendäre Gestalter und Charakterköpfe – Die prägenden Dirigenten bei den Salzburger Festspielen

Der Rosenkavalier 1960 - 100 Jahre Salzburger Festspiele
© Archiv Salzburger Festspiele/Hildegard Steinmetz
02.07.2020
Vor 100 Jahren wurden die Salzburger Festspiele gegründet – heute sind sie das größte und bedeutendste internationale Festival für Oper, Schauspiel und Konzert und präsentieren Jahr um Jahr einzigartige Aufführungen mit den großen Interpreten und Künstlern unserer Zeit. Bei Deutsche Grammophon erscheint zum 100. Geburtstag der Festspiele eine umfassende Jubiläumsbox, die die bewegte Geschichte des Festivals spannend aufbereitet und auf 58 CDs legendäre Aufführungen und kostbare Raritäten vereint. Die Box erscheint am 31. Juli, bereits jetzt kann sie vorbestellt werden.
Die Salzburger Festspiele waren über all die Jahrzehnte hinweg eine wichtige Plattform für die herausragenden Musiker der jeweiligen Zeit und sind es bis heute. Gleichzeitig wurden die Festspiele selbst von den führenden Interpreten wesentlich mitgestaltet und geprägt und ist die Festivalgeschichte eng verknüpft mit den renommiertesten Künstlerpersönlichkeiten der Klassikszene des vergangenen Jahrhunderts. Eine ganz besondere Rolle nahmen dabei stets die Dirigenten ein, die die Festspiele teilweise über viele Jahre hinweg künstlerisch lenkten und unter deren Leitung legendäre Aufführungen zu erleben waren. Beispielhaft und von besonderer Bedeutung für die Festspiele sollen mit Bernhard Paumgartner, Karl Böhm und Herbert von Karajan an dieser Stelle drei Persönlichkeiten vorgestellt werden, die die Festspielgeschichte auf ganz unterschiedliche Weise entscheidend mitgeschrieben und geprägt haben. Dies spiegeln nicht zuletzt etliche Einspielungen wieder, die Teil der umfangreichen Jubliäumsedition bei Deutsche Grammophon sind.

Bernhard Paumgartner – Gründervater und Wegbereiter

Einer der Gründerväter und ersten wichtigen Dirigenten der Salzburger Festspiele war Bernhard Paumgartner, der wesentlich zur Entstehung und Etablierung des Festivals beitrug. 1887 in Wien geboren, schuf er in Salzburg schon in den Jahren vor der Festspielgründung ein regelmäßiges Podium für die Aufführung der Werke Mozarts und engagierte sich in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts intensiv für die Gründung jährlich stattfindender Festspiele. Ab 1921 fanden auf seine Initiative hin neben dem “Jedermann” erstmals auch Konzerte im Rahmen der Festspiele statt und auch in den folgenden Jahrzehnten war Paumgartner als bestens vernetzter Dirigent, Komponist und Musikwissenschaftler ein wichtiger Wegbereiter für die noch jungen Festspiele in Salzburg. Dabei war der Wiener Musiker nicht zuletzt auch Mentor Herbert von Karajans, der mit seinem außerordentlichen Talent schon früh von sich hören ließ. Die Jubiläumsedition bei Deutsche Grammophon würdigt Paumgartners Verdienste für die Festspiele mit mehreren Alben. So findet sich etwa die erste CD-Veröffentlichung von Mozarts Symphonien Nr. 26 und 30, dirigiert von Paumgartner in den 1950er Jahren, in der Edition, außerdem gewährt die Bonus-CD “Erzähltes Leben” in Form eines Selbstporträts des Dirigenten einen spannenden Einblick in Paumgartners persönliche Sicht auf die Festspiele.

Karl Böhm – Mozart-Experte und Strauss-Freund

Blickt man auf die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts, fällt mit Karl Böhm ein weiterer prägender Gestalter der Festspiele ins Auge, der im Laufe seines Wirkens insgesamt 338 Mal am Pult im Salzburg stand. Der 1894 in Graz geborene Böhm hatte seinen ersten Einsatz bei den Salzburger Festspielen 1938 als Einspringer für jene Dirigenten, die sich nach dem “Anschluss” Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland zurückgezogen hatten und wirkte in Folge bis zu seinem Tod 1980 beim Salzburger Festival mit. Dabei verband Böhm eine langjährige Freundschaft mit dem Komponisten Richard Strauss und aus seiner Beschäftigung mit dessen Werk gingen zahlreiche legendäre und bis heute mustergültige Interpretationen hervor, etwa die der “Arabella” im Jahr 1947 oder jene der “Schweigsamen Frau” im Jahr 1959. Neben seinen Strauss-Deutungen galt Böhm als ausgewiesener Mozart-Dirigent, wobei seine besondere Spezialität die Oper “Così fan tutte” war, die er bei den Festspielen häufig dirigiert hat und die auch Teil der Jubiläumsedition ist. Neben seinem Einsatz für die Werke von Strauss und Mozart engagierte sich Böhm zudem auch intensiv für die Musik der Moderne. So brachte er gegen massive Widerstände der Politik 1951 Alban Bergs Wozzeck” zur Aufführung und leitete 1953 die Uraufführung von Gottfried von Einems Der Prozeß”. Karl Böhm starb 1981 zwei Wochen vor seinem 87. Geburtstag während Probenarbeiten in Salzburg.

Herbert von Karajan – Genie und Unikum

Die wohl einflussreichste Dirigentenpersönlichkeit der Salzburger Festspiele war Herbert von Karajan, der mit seiner künstlerischen Vision und Klangästhetik jahrzehntelang eine Art künstlerischer Mittelpunkt des Festivals war. 1908 in Salzburg geboren, galt von Karajan schon früh als Wunderkind. Ab 1948 dirigierte er bei den Salzburger Festspielen, deren künstlerischer Leiter er von 1956 bis 1960 war. Im Jahr 1960 dirigierte er mit Strauss' “Der Rosenkavalier” die Eröffnungspremiere des Großen Festspielhauses und auch in den weiteren Jahrzehnten bis zu seinem Tod 1988 spielte Karajan eine maßgebliche Rolle bei der inhaltlichen Ausrichtung der Festspiele, nicht nur als Dirigent, sondern auch als Regisseur und Mitglied des Direktoriums. Dabei stand Karajan für einen kantigen Führungsstil und höchste musikalische Qualität gleichermaßen, brachte die internationalen Stars nach Salzburg und gründete 1967 – ergänzend zum Sommerfestival – die Osterfestspiele, die er bis zu seinem Tod leitete. Insgesamt 247 Opern und 90 Konzerte hat Karajan zwischen 1933 und 1989 dirigiert, 14 Opern inszenierte er selbst. Ebenso wie Böhm verstarb auch er während der Proben zu einer Opernproduktion in Salzburg. Auf der Jubiläumsedition finden sich entsprechend der Bedeutung Karajans für das Festival zahlreiche Mitschnitte des einzigartigen Dirigentens, darunter als besonderes Highlight seine Interpretation von Glucks Orfeo ed Euridice” aus dem Jahr 1959.
Neben den musikalischen Würdigungen der Dirigenten vereint die am 31. Juli erscheinende Jubiläumsbox zahlreiche weitere künstlerische Glanzleistungen. Auf insgesamt 58 CDs umfasst die Edition unvergessliche Aufnahmen von 1947 bis 2016 der größten Dirigenten, Sänger und Solisten der jeweiligen Zeit, darunter etliche Raritäten. Zudem wird die bewegte Geschichte des größten Festivals der klassischen Musik anhand von zahlreichen Dokumenten eindrucksvoll nacherzählt und in einem 164-seitigen Booklet mit Essays von Karajan-Experte Richard Osborne und der Salzburger Dramaturgin Margarete Lasinger spannend aufbereitet. Bereits jetzt ist eine Vorbestellung dieser reich bestückten Jubiläumsbox möglich.

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