Diverse Künstler | News | "Was mich aber am meisten freuet, ist der stille Beifall" – Mozart "Die Zauberflöte"

“Was mich aber am meisten freuet, ist der stille Beifall” – Mozart “Die Zauberflöte”

Mozart: Die Zauberflöte
© Decca
19.11.2020
Am Abend des 14. Oktober 1791 ist Wolfgang Amadeus Mozart mit einer Kutsche in Wien unterwegs, um den Komponisten Antonio Salieri und dessen Schülerin Caterina Cavalieri, seinerzeit eine der berühmtesten Sopranistinnen, abzuholen. Man fährt gemeinsam ins Theater auf der Wieden. Dort hatte zwei Wochen zuvor, am 30. September 1791, die Uraufführung von Mozarts jüngster Oper “Die Zauberflöte” stattgefunden. Er selbst hatte sie dirigiert und sein Librettist Emanuel Schikaneder, ein wahres “Theatertier”, den Papageno gespielt. Auch an jenem Abend stand die “Zauberflöte” auf dem Programm.

Mozarts erfolgreichste Oper – Nach jedem Stück ein Bravo

Noch am gleichen Abend schreibt Mozart in einem Brief an Constanze, die zu dieser Zeit in Baden bei Wien zur Kur weilt, “(…) wie sehr ihnen (Salieri und Cavalieri) nicht nur meine Musick, sondern das Buch und alles zusammen gefiel. Sie sagten beide ein Opera, – würdig bey der größten festivität vor dem größten Monarchen aufzuführen … Er (Salieri) hörte und sah mit aller Aufmerksamkeit und von der Sinfonie bis zum letzten Chor war kein Stück, welches ihm nicht ein bravo oder bello entlockte” (Mozart, Briefe und Aufzeichnungen Bd. IV, Bärenreiter, S. 161).
Dass die erste Aufführung der Oper nur mit mäßigem Beifall bedacht worden war, sollte sich sehr schnell ändern. Am Freitag, dem 7. Oktober 1791 schreibt Mozart nachts um halb Elf aufgewühlt an Constanze: “Eben komme ich von der Oper; – Sie war eben so voll wie allzeit. – Das Duetto Mann und Weib etc. und das Glöckchen Spielen im ersten Ackt wurde wie gewöhnlich wiederhollet – auch im 2:t Ackt das knaben Terzett – was mich aber am meisten freuet, ist der stille Beifall! Man sieht recht wie sehr und immer mehr diese Oper steigt” (Ebd., S. 157). Ein Jahr später kündigt Schikaneder die einhundertste Aufführung an und ein weiteres Jahr später, im Oktober 1792, die zweihundertste! Mozart selbst erlebt den schon damals riesigen Erfolg seiner Oper nicht mehr mit – er stirbt am 12. Dezember des Jahres 1791, wenige Monate nach der Uraufführung.

Wiederentdeckte Aufnahme mit großartiger Besetzung

Heute ist das große humanistische und musikalische Gleichnis vom Sieg der Tugend, der Weisheit und der Liebe über die dunklen Abgründe der Untreue und des Verrats eine der bekanntesten, am meisten aufgeführten und auf Tonträgern verewigten Opern in der Welt.
Dazu gehört auch jene Aufnahme mit dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg unter der Leitung von Alain Lombard, die Ende Mai, Anfang Juni 1978 für das französische Label Barclay in Strasbourg entstand. Dass diese Aufnahme seinerzeit auf Vinyl, aber nie als CD veröffentlicht wurde, ist auch mit Blick auf die Besetzung kaum zu verstehen. Alles, was damals Rang und Namen hatte, wurde für diese Produktion aufgeboten, nicht nur die Hauptrollen wurden prominent besetzt. Die Parts der drei Damen etwa wurden von Helena Döse, Ann Murray und Naoko Ihara gesungen und kein Geringerer als José van Damm übernahm die Rolle des Sprechers und des ersten Priesters.
Pamina und Tamino, das Paar, das am Ende aller Prüfungen die Liebe über allen Zweifeln triumphieren lässt, wird von Kiri Te Kanawa und Peter Hoffmann gesungen. Kathleen Battle singt die Papagena so federleicht und so klar, dass man Papageno, hier mit Philippe Huttenlocher, seine Sehnsucht glaubt, mit der er im zweiten Akt beteuert: “Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich”. “Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen” – jene berühmte Arie der Königin der Nacht, in der Mozart die Koloratur der von Rachegelüsten Getriebenen bis zum dreigestrichenen “f” hinaufjagt – Edita Gruberova leiht ihr – verblüffend unangestrengt – ihre Stimme. Die Würde, welche Schikaneder und Mozart der Figur des Sarastro, dem humanen Herrscher und obersten Weisen angedeihen ließen, der zweifellos auch ihrem Ideal als Freimaurer entsprach, findet durch Kurt Moll einen adäquaten Ausdruck.
Endlich ist diese großartige Aufnahme, die auf Decca neu herausgegeben und mit den Originaltexten und Libretto versehen wurde, wieder verfügbar.

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