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Dredg – The Pariah, The Parrot, The Delusion

Expertentipp Community Vertigo.fm
2007 Universal Music
29.06.2009
Dredg sind auf tiefsinnige Widersprüche spezialisiert: Ihr Sound ist aggressiv und gleichzeitig wunderschön, intuitiv und nachdenklich. Seit ihrer Gründung 1993 lassen Dredg Grenzen verschwimmen. Mit ihrem neuen Album The Pariah, The Parrot, The Delusion zeigt die Band alles, was sie hat – es verbindet die rohe Kraft ihrer frühesten Platten mit den epischen Klängen von El Cielo und dem bemerkenswerten Songwriting von Catch Without Arms. Das kalifornische Quartett schwelgt in seinem neuen Status als Indie Rocker und setzt Ideen um, die schon seit Jahren im Entstehen waren.

The Pariah The Parrot The Delusion lehnt sich gegen die konventionelle Rockmusik auf, sowohl gegen ihren Sound als auch ihre Inhalte. The Pariah ist alles andere als ein typisches Rockalbum. Es ist vielseitig, dicht und gleichermaßen von Rhythmus und Gitarren angetrieben. Das Album ist teilweise inspiriert von Salman Rushdies Essay “Imagine There’s No Heaven: A Letter to the 6 Billionth Citizen”, den Gitarrist Mark Engles entdeckte, als er Christopher Hitchens’ The Portable Atheist las. Dredg hatten die Idee, den Wahnsinn der modernen Welt, insbesondere ihre Auseinandersetzungen über Religion und Wissenschaft, in einer musikalischen Mitteilung an die Zukunft zu bündeln. Folglich ist The Pariah wie ein Brief verpackt und konstruiert. Die Songs und kurzen Instrumentals sind durch gespenstische, beschwörende Stücke aus Wurlitzerpiano und Stimme verknüpft, die die Band Stamps Of Origin nennt. Sie sind nur ein Beispiel für die musikalischen Risiken, die Dredg hier mit der Unterstützung von Produzent Matt Radosevich eingehen. "Dredg sehen den Aufnahmeprozess als grenzenlos an,” sagt Radosevich. “Sie streben ständig nach einem neuen Sound. Wir haben sieben Monate an dem Album gearbeitet, hatten aber nie das Gefühl, unproduktiv zu sein. Das liegt daran, dass die Band extrem akkurat ist in dem, was sie erreichen will. Das ist fast eine Anomalie heutzutage.” Dieser Hang zum Experimentieren bedeutet aber nicht, dass The Pariah The Parrot ein verkopftes Art-Rock Album ist – ganz und gar nicht! “Es hat Ecken und Kanten und ist stellenweise sehr ungezwungen, wie unser altes Material”, sagt Gitarrist Mark Engles. Diese beabsichtigten Unebenheiten erweitern das Album um eine weitere Dimension. Es zeigt einige der sanftesten Töne, die Dredg je aufgenommen haben und auch einige der härtesten.
Diese Furchtlosigkeit und Risikobereitschaft zeichnete Dredg schon in den Mitt-Neunzigern aus, als sie noch an der Highschool waren und in den Hinterzimmern ihrer Eltern jammten. Nach dem Abschluss kristallisierte sich langsam ihr charakteristischer Sound heraus – zu gleichen Teilen Punkaggression und metallische Komplexität. Die ersten beiden EPs veröffentlichten Dredg in Eigenregie. 1998 folgte der Independent Release ihres Debütalbums Leitmotif, welches ihren wuchtigen Sound mit großartigen Melodien verband. Leitmotif erregte auch außerhalb der Bay Area Aufmerksamkeit und brachte Dredg zu Interscope Records, die 2001 das Album wieder veröffentlichten. Die Band promotete den Re-Release von Leitmotif mit einer internationalen Tour und begann dann mit der Arbeit am Nachfolgealbum El Cielo (2002). Dafür nutzten sie die Vorteile, die ein Majorvertrag mit sich bringt, voll aus. Dieses Album war sehr viel ambitionierter, sowohl was das Konzept anging, als auch die Instrumentierung. Mit El Cielo löste sich die Band immer mehr aus der Masse und der Sound wurde düsterer, atmosphärischer und dichter. 2005 folgte Catch Without Arms – ein Album, auf dem Dredg zu den Ursprüngen zurückkehrten und mit Produzent Terry Date mehr Fokus auf Songwriting als auf ein Konzept legten. Wieder spielte die Band eine ausgedehnte Tour, die auf der 2006 erschienen CD/DVD Live at the Fillmore dokumentiert ist.

Parallel zu den Arbeiten am Nachfolger zu Catch Without Arms beschäftigten sich die einzelnen Mitglieder mit externen Projekten, insbesondere Soundtracks. Engles und Dino Campanella komponierten für den Independent Film Waterborne (2005) und Campanella lieferte außerdem den Soundtrack für die Komödie Carbabes (2006); Hayes schrieb zusammen mit dem Queensryche Gründungsmitglied Chris DeGarmo Musik zu dem Film Expiration Date (2006). Diese Projekte zeigen, wie viel kreative Energie aus dieser Band hervorbricht: Hayes war mehrere Male als Sänger für Dan the Automator, die auch Dredgs “Sangreal” remixten, auf Tour; Hayes und Drew Roulette sind versierte Maler, deren Werke die Cover von Dredgs Platten und ihr Merchandise schmücken. Roulette hat zusätzlich Artworks für viele andere Bands designt, und er und Hayes steuerten Lyrics für die experimentelle Rockband The Sounds of Animals Fighting bei.
Jede einzelne dieser künstlerischen Obsessionen ist auf The Pariah, The Parrot, The Delusion wieder zu finden. Bei diesem Album lohnt sich die nähere Auseinandersetzung mit dem Sound, Lyrics und Artwork wirklich. Es klingt erfrischend roh, hat aber gleichzeitig einen kraftvollen, breitwandigen Sound. Es trifft die perfekte Balance aus dem konzentrierten Material von Catch Without Arms und den epischen Klängen von El Cielo. Es ist das Album, auf das Dredg die ganzen Jahre hingearbeitet haben.
 

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