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Vorweihnachtlicher Boxen-Stopp

Billie Holiday Cover
18.11.2009
CD-Boxen sind unter Jazzfans beliebte Weihnachtsgeschenke – man erhält sie gerne, man verschenkt nicht weniger gerne an Gleichgesinnte und manch einer beglückt sich mit ihnen sogar selbst. Damit man sie noch rechtzeitig vor Weihnachten auf seine Wunschliste setzen kann, stellt JazzEcho schon heute fünf Boxen mit legendären Aufnahmen Ella Fitzgerald, Oscar Peterson, Billie Holiday, Stan Getz & Kenny Barron sowie Abbey Lincoln vor.

Im April 2009 kam in der Serie “Verve Originals” zunächst das Album “Ella In Hollywood” heraus, das im Mai 1961 im Verlauf eines zweiwöchigen Gastspiels im legendären zweigeschössige Nachtclub The Crescendo/The Interlude am Sunset Strip in Hollywood aufgezeichnet worden war. Nun erscheinen auf den vier CDs von “Twelve Nights In Hollywood” erstmals nicht nur die kompletten Aufnahmen, die damals bei den zehn ausverkauften Konzerten entstanden, sondern als Bonus auch noch die Aufnahmen, die im darauf folgenden Jahr bei zwei weiteren Gastspielen an selber Stelle gemacht wurden. Die ersten drei CDs enthalten die Aufnahmen vom Mai 1961, bei denen Ella von Gitarrist Herb Ellis, Pianist Lou Levy, Bassist Wilfred Middlebrooks und Schlagzeuger Gus Johnson begleitet wurde. Die vierte CD präsentiert die Aufnahmen der beiden 1962er Konzerte, bei denen der Sängerin ebenso souverän Pianist Paul Smith, erneut Bassist Middlebrooks und Schlagzeuger Stan Levey zur Seite standen. Jazzkenner sind sich einig: die Aufnahmen von “Twelve Nights In Hollywood” zählen zu absolut besten Live-Einspielungen der Sängerin.

1949 präsentierte der Jazzimpresario, Verve-Gründer und Produzent Norman den jungen, bis dahin weitgehend unbekannten kanadischen Pianisten Oscar Peterson erstmals bei einem "Jazz at the Philharmonic “-Spektakel in der New Yorker Carnegie Hall vor. Von den Talenten des damals 24jährigen war Granz so begeistert, dass er ihm auch gleich einen Plattenvertrag bei seinem Label bot. Die 3-CD-Box ”Debut: The Clef/Mercury Duo Recordings 1949–1951″ enthält sämtliche Duo-Aufnahmen, die Peterson am Anfang seiner phantastischen Karriere mit den Bassisten Ray Brown und Major Holley machte, darunter auch zwei nie zuvor veröffentliche Bonus-Tracks.

Billie Holiday war eine der stilbildenden Jazzsängerinnen, deren Einfluss man noch heute bei Vokalistinnen der jüngeren Generationen heraushören kann. 1939 entdeckte sie den düsteren Song “Strange Fruit”, den sie unbedingt für ihr nächstes Album aufnehmen wollte. Ihrer damaligen Plattenfirma war das Lied, in dem es um Rassismus und das Lynchen von Schwarzen im Süden der USA ging, allerdings zu “heiß”. Daraufhin bot der Produzent Milt Gabler Billie Holiday an, es für sein Label Commodore Records aufzunehmen. 1944 folgte die Sängerin Gabler dann auch zu Decca. Für beide Labels machte sie innerhalb von etwas mehr als einem Jahrzehnt viele ihrer bedeutendsten Aufnahmen. Die Box “The Complete Commodore/Decca Masters” enthält nun erstmals sämtliche Commodore- und Decca-Mastertakes aus den Jahren 1939 bis 1950 auf drei CDs.

Der Tenorsaxophonist Stan Getz arbeitete im Laufe seiner langen Karriere mit einer Vielzahl erstklassiger Pianisten zusammen: darunter Nat King Cole, Horace Silver, John Lewis, Oscar Petserson, Antonio Carlos Jobim, Bill Evans, Herbie Hancock, Chick Corea und Hank Jones. Seit Mitte der 70er Jahre spielte er – mit einigen Unterbrechungen – immer wieder mit Kenny Barron zusammen, der damals in Musikerkreisen den Ruf genoss, ein stilistisch ungemein flexibler und technisch überaus versierter Begleiter zu sein. Aus diesem Schatten holte ihn Getz kurz vor seinem Tod endlich hervor: an vier Abenden im März 1991 traten die beiden als Duo im Café Montmartre in Kopenhagen auf. Live-Mitschnitte erschienen 1992 auf dem Doppelalbum “People Time”, das die gesamte Jazzwelt begeisterte. Nun veröffentlicht Emarcy eine fulminate 7-CD-Box mit sämtlichen Aufnahmen dieser vier denkwürdigen Abende: “People Time – The Complete Recordings”. Ein absolutes Muss für Jazzfans!

Eine der von Billie Holiday in mehrfacher Hinsicht geprägten Jazzsängerinnen ist Abbey Lincoln. Die heute 79jährige begann ihre Solokarriere 1957 mit dem Riverside-Album “That’s Him” und arbeitete danach mit etablierten Jazzgrößen wie Max Roach (der zeitweilig auch ihr Ehemann war), Kenny Dorham, Sonny Rollins, Wynton Kelly, Curtis Fuller und Benny Golson. Der wirkliche Durchbruch blieb ihr aber lange versagt, wovon auch die relativ wenigen Alben zeugen, die sie zwischen 1957 und 1987 machte. Erst durch zwei Billie-Holiday-Hommagen, die sie 1987 für das deutsche Enja-Label machte, erlangte sie plötzlich international größere Bekanntheit. Ab 1991 nahm sie dann für Verve Records mit hochkarätigen Begleitern wie Stan Getz, Pat Metheny, Steve Coleman und Kenny Barron eine ganze Reihe von Alben auf, die von der Kritik bejubelt wurden und auch beim Jazzpublikum großen Anklang fanden. Die edel gestaltete 3-CD-Box “Through The Years”, die Aufnahmen aus den 1956 bis 2007 enthält, bietet nun einen Überblick über ein halbes Jahrhundert persönlicher Jazzgeschichte.
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