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Eric Whitacre live und in Farbe – Konzertbericht aus der Union Chapel London

Eric Whitacre
13.10.2011
Eric Whitacre dringt in Dimensionen vor, die kaum ein anderer klassischer Komponist erreicht – erst recht nicht mit Chormusik. Sein Decca-Debütalbum „Light&Gold“ schoss letztes Jahr eine Woche nach Erscheinen auf Platz 1 der Klassik-Charts in den USA und England. Und sein Youtube-Video mit dem „Virtual Choir“, der Sänger aus aller Welt via Internet zu einem virtuellen Ensemble vereint, hat mittlerweile fast drei Millionen Klicks.

Dass der kalifornische Sunnyboy neue Türen aufstößt und sehr wohl auch einen realen Chor dirigieren kann, war jetzt in seiner Wahlheimat London zu erleben. In der Union Chapel präsentierte er gemeinsam mit den „Eric Whitacre Singers“ Ausschnitte aus dem Programm der zweiten CD, die im Frühjahr erscheint – und lockte damit ein bunt gemischtes, auffallend junges Publikum in die stimmungsvoll beleuchtete Kirche.

Auch seine neuen Werke überschreiten die Grenze zwischen E und U und entfalten dabei eine große Bandbreite: In dem Gebet „Oculi omnium“ klingen die Frauenstimmen so rein und klar wie ein Engelschor; das „Alleluia“ vereint sanft geschwungene Linien mit süffigen Akkorden zu einer typischen Whitacre-Gänsehautmusik. Der Zyklus „The City and the Sea“ spielt mit raffinierten Rhythmen, während sich die „Eric Whitacre Singers“ in dem Stück „Her sacred spirit soars“ zu gewaltiger Klangpracht aufschwingen.

Emotionaler Höhepunkt des Konzerts war jedoch die Vertonung des Bibeltextes „When David heard“: Ein Trauergesang des Königs David, den Whitacre aufgegriffen hat, als der Sohn eines engen Freundes bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Hier schreibt er eine Musik voller schmerzlicher Reibungen und stockender Momente. Aber das ist nur das eine Ende der Skala. Whitacre kann auch ganz anders: In „Goodnight Moon“ – nach einem äußerst populären amerikanischen Kinderbuch – hat er seiner Frau, der Sopranistin Hila Plitmann, einen fluffigen Musical-Song auf den Leib geschrieben.

Whitacre liebt es eben, Regeln zu brechen und seine Hörer mit neuen Ideen zu überraschen. Deshalb wurde er am Ende des Konzerts auch wie ein Popstar gefeiert.

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