Ezhel | Biografie

Biografie 2023

EZHEL
Biographie

„Manche Texte sind ernster, wütender, kritischer, doch ich bewahre mir immer ein Stück weit eine gewisse Verspieltheit, fast etwas kindisches, denn dann kann ich mich komplett lösen und über meine Grenzen hinausgehen.“
 
Die New York Times beschreibt ihn als einen „der 15 wichtigsten zeitgenössischen Pop-Artists“. Wenn man de gefeierten türkischen Sänger, Rapper, Songwriter, Storyteller und Künstler EZHEL selbst fragt, wie er sich selbst bezeichnen würde, kommen diese Worte natürlich nicht vor, stattdessen erklärt er: „Rap und Hip-Hop ist für viele Leute keine Kunst, da gibt es viele, die den Begriff anders definieren. Doch genau das bin ich aber, ein Musikkünstler. Ich habe meine Stimme gefunden und ich nutze sie.“
Immer in Bewegung, immer mittendrin im kreativen Prozess, neugierig, kritisch und offen für Innovation und ebenso respektvoll Traditionen gegenüber. EZHEL weiß um die Kraft seiner Worte und hat in den vergangenen Jahren mit seinen Songs, teils gesellschaftskritisch, teils politisch, stets direkt, bewegend und hoch poetisch, ein Millionenpublikum für sich gewonnen. Seit seinem Weggang aus der Türkei im Jahr 2019 lebt und arbeitet EZHEL in Berlin an seinem neuen Album und droppt immer wieder ausgewählte Tracks, wie zuletzt im Mai 2022 die Single „Daima“.
Zuvor hat der 1991 in Ankara geborene und aufgewachsene EZHEL, bürgerlich Sercan İpekçioğlu, mit einem Mix aus Trap, Rap, Reggae und sogar traditioneller Folklore die Charts erobert, und wurde zu einem der einflussreichsten Künstler der modernen türkischen Musikszene.
Sein Debütalbum „Müptezhel“ erschien 2017 und setzte musikalisch und künstlerisch Maßstäbe, gerade weil es eines der ersten türkischen Hip-Hop-Alben war, das dem Genre den Weg in den Mainstream ebnete und die junge Generation begeisterte. Allein der Song „Geceler“ wurde auf Spotify weltweit über 35 Millionen Mal gestreamt. EZHEL verarbeitet auf dem Debüt Erfahrungen und Erlebnisse aus seinem Leben, erzählt von Geldproblemen, dem Leben auf der Straße bis hin zu dem Ohnmachtsgefühl, für die Gesellschaft unsichtbar zu sein. „Es hat sich seitdem natürlich viel verändert und auch die Themen meiner Songs. Aber ich bin immer noch ich“, erklärt EZHEL und ergänzt „Vielleicht achte ich jetzt noch mehr darauf, wie ich die Dinge ausdrücke, weil ich weiß, dass mir auch viele junge Leute und Kids zuhören. Es geht immer noch um mein Leben, meine Gefühle. Ich möchte etwas sagen, das Menschen etwas bedeutet.“

In seiner neuen Heimat Berlin hat EZHEL gleich zwei Kollborationsalben veröffentlicht: Gemeinsam mit Ufo361 entstand das Album „Lights Out“, 2020 folgte „Made in Turkey“, das er mit Murda geschrieben und aufgenommen hat. Danach folgten etliche Tracks mit Künstlern wie Gentleman, Luciano, Kelvyn Colt, Patrice, Haftbefehl, Capo & Veysel, die von Publikum und Kritikern gleichermaßen gefeiert wurden.
EZHEL beschreibt sich während des kreativen Prozesses zunächst als „einsamer Wolf“, doch der Austausch mit anderen Kreativen, ob Rapper, Ton-Techniker, Musiker, Produzent oder aus komplett anderen Kunstbereichen setzen weitere Energien frei: „Berlin inspiriert einfach. Hier waren schon so viele legendäre Künstler. Ich gehe auf den Pfaden von Neşet Ertaş, Cem Karaca und David Bowie – und das allein ist schon eine Inspiration. Die Stadt ist ein Schmelztiegel von Kunst, Musik, Clubs, Street Art – es ist so viel da. Und der Berliner Rap Style hat mich ganz sicher auch beeinflusst, seit ich hier bin, ebenso wie elektronische Musik. Ich bin mit einer DJane befreundet, die mich zu einigen Techno-Partys mitgenommen hat“, lacht EZHEL und fügt hinzu: „Man kann schnell mit Leuten ins Gespräch kommen oder Du triffst jemanden im Studio und lernst dadurch neue Styles kennen.“

In den letzten zwei Jahren hat EZHEL über sechszehn Songs veröffentlicht, mal auf Türkisch oder Englisch und auch Deutsche Lyrics sind dabei. Nach dem Ende des Lockdowns und ersten Öffnungen ging es auch endlich wieder auf Live-Tournee, was EZHEL als ein schmerzlich vermisstes wichtiges Element in seinem Schaffen beschreibt: „Für mich ist ein Konzert der beste Weg, einen Künstler wirklich zu verstehen. Du kannst die Energie zu 100% spüren. Man erlebt gemeinsam mit so vielen anderen Menschen denselben Moment, singt die Texte mit, es ist fast wie ein Ritual. Als Artist kann ich mit eigenen Augen sehen, was ich erreicht habe, das Publikum und ihre Reaktion ist die Reflektion meiner Musik. Ein absoluter Hauptgewinn.“

Für 2022 stehen einige weitere neue Songs und schließlich das neue Album auf dem Plan, das Tempo gibt EZHEL selbst vor – und auch, wie viele Tracks er vorab veröffentlicht. „Manchmal muss genau in dem einen Moment die Energie raus und der Song in die Welt. Ich will es einfach teilen, aber es gibt auch Tracks, die ich nicht auf dem Album sehe, doch unbedingt veröffentlichen will. Ich plane nicht 100%ig im Voraus, sondern gehe mit dem Flow.“ Für die visuelle Umsetzung ist auch diesmal wieder sein langjähriger Freund und Regisseur Baris Aladag dabei. Anstatt von Kooperationen zu träumen, ergeben sich diese für ihn meist ganz natürlich. EZHEL ist eine Stimme für die kritische und selbstbewusste Generation seines Landes sowie weltweit und bringt Menschen zusammen.

Was den roten Faden oder ein übergreifendes Thema betrifft, verweist EZHEL darauf, sich selbst in keine Schublade stecken zu wollen: „Ich mag es, neue Styles und ganz unterschiedliche Arten von Musik auszuprobieren. Ich möchte politische Themen nicht ‘benutzen’, um damit mein Geld zu verdienen. Wenn ich aber etwas sehe, dass etwas menschlich nicht okay oder unfair ist, Leute unterdrückt werden, dann spreche ich darüber. Das ist ein Teil davon, lebendig zu sein. Eine Lösung zu finden oder den Menschen Kraft zu geben. Man kann Politik und Kunst niemals trennen.”

Ob die Welt mit all ihren Kriegen, Nöten und Ungerechtigkeiten ihn verbittert? „Ich habe viel gelernt, viel gesehen und weiß, dass ich mir trotz der ernsten Weltlage einen Weg erarbeitet habe, mich im Gleichgewicht zu halten. Manche Texte sind ernster, wütender, kritischer, doch ich bewahre mir immer ein Stück weit eine gewisse Verspieltheit, fast etwas kindisches, denn dann kann ich mich komplett lösen und über meine Grenzen hinausgehen.“ Seine Einstellung seit Tag 1.