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Fall Out Boy im BiNuu: ein Konzertbericht

Fall Out Boy - SAVE ROCK AND ROLL 2013
05.03.2013
Das letzte Fall Out Boy Konzert in der Hauptstadt liegt lange zurück. Damals spielte die Band noch vor knapp 3500 Fans in der C-Halle. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Hiatus, Solo-Projekte, Wiedervereinigung und die Ankündigung des neuen Albums “Save Rock And Roll”, für das sich die Jungs um Frontmann Patrick Stump ganze vier Jahre Zeit gelassen haben. Ganze vier Minuten hat es gedauert, dann war die Neuauflage im Berliner BiNuu ausverkauft. Dieses Mal vor rund 300 begeisterten Anhängern.
Hoch sind die Erwartungen, groß das Medienecho und die Atmosphäre schon recht exklusiv. Bereits eine Stunde vor Beginn des Konzerts ist der Bar-Bereich weitestgehend leer und die Garderobenhelfer langweilen sich. Die Bühne ist in ein dunkles Tiefblau getaucht, während die Fans noch um die längst besetzten vordersten Plätze kämpfen, als plötzlich erste Gitarrenklänge ertönen. Die Menge fängt an zu schreien und geht in gleichmäßige “Fall Out Boy”-Gesänge über. Hände mit neonfarbenen Armbändern werden in die Höhe gestreckt, aber halt – ist doch nur der Soundcheck!
Doch dann ist es endlich so weit: Das Blau verwandelt sich in ein Tiefrot. Drummer Andy Hurley betritt die Bühne, gefolgt vom Rest der Band, entledigt sich sofort seines T-Shirts und stimmt den Opener “Thriller” an. Schon nach wenigen Sekunden haben Fall Out Boy das BiNuu fest in der Hand. Nahezu jede Zeile wird selbst aus der hintersten Reihe mitgekreischt und man merkt schnell, hier haben sich keine Event-Touristen verirrt. Hier singt der harte FOB-Kern.
Es folgt “I Slept With Someone In Fall Out Boy And All I Got Was This Stupid Song Written About Me”. Richtig, die sind ja für ihre langen Songnamen bekannt. Bei der Songzeile “I am missing you to death” werden Schilder mit der Aufschrift „We’ve been missing you to death“ hochgehalten – originell! Da haben sich die Berliner Fans das Konzert in London vergangene Woche ganz genau angeschaut. Sänger Patrick Stump ist jedenfalls begeistert und bittet sofort um ein Foto. Euphorisiert legen die Jungs aus Illinois mit “A Little Less Sixteen Candles, A Little More Touch Me” so richtig los. Mittlerweile ist der Sound auch eingepegelt und vor allem eines: laut. Jedes Becken ist einzeln mikrofoniert und die Bass Drum tut fast schon im Magen weh, sehr schön. So mögen es Fall Out Boy. Die Fans offensichtlich auch. Lediglich der Gesang vermag sich gegen das Brett von Gitarrist Joe Trohmann nicht richtig durchzusetzen.
Dafür werden zwischen den Songs umso klarere Worte gefunden. Auf die Frage, wie viele Leute von außerhalb angereist sind, kommt am meisten Geschrei zurück. “Berlin motherfuckers, are you ready” wird ins Mikrofon gedonnert und die Band macht weiter mit “Dead On Arrival” und beruhigt das Publikum im Anschluss mit “I’m like a lawyer […]”. Das ist auch bitter nötig und für einige eine willkommene Abkühlung zwischen der Vielzahl an Up-Tempo Songs. Stattdessen werden Arme in die Höhe gereckt und im Takt mitgeschwungen und mitgesungen. Für Feuerzeuge reicht es dann doch nicht.
Weiter geht es mit “Hum Halleluhja” und ja, der C-Teil klingt immer noch verdächtig nach Rufus Wainwright. Danach folgt einer der Höhepunkte des Abends. Fall Out Boy haben sich dafür viel vorgenommen und holen zu einem musikalischen Rundumschlag in Form eines Medleys aus. Performt werden mit “Honorable Mention” und “Calm Before The Storm” Raritäten der ersten Mini-LP aus dem Jahre 2002 – der Saal bebt und die Fans schaffen es sogar, einen für das BiNuu beachtlich großen Circle Pit auf die Beine zu stellen.
“Are you ready Germany? First time for our new Song on German ground”. Ah ja, jetzt folgt die erste Single Auskopplung aus dem neuen Album Save Rock And Roll” (VÖ 12.04.). Skepsis macht sich breit. Funktioniert der tonnenschwer produzierte Song auch live? Der Backing-Track rollt los und die Antwort lautet: ja! Hier wird handwerklich einwandfreier Pop-Punk präsentiert, die hoch pathetischen “ohoh’s” des Refrains aus voller Kehle mitgegröhlt. Stump ist mittlerweile in die Rolle des Entertainers geschlüpft und springt akrobatisch und in bester Rock-Attitüde vom Drumriser. “My Songs Know What You Did In The Dark” ist definitiv eines der Konzert-Highlights und macht Lust auf mehr.
Trohmann lässt während des zum Show-Inventar gehörenden Michael Jackson Cover “Beat It” ein formidables Gitarren-Solo vom Stapel. Pete Wentz schafft es mit seinen perfekt ausbalancierten Obertönen gesanglich die Zügel in die Hand zu nehmen und erfreut sich inbrünstigen Call & Response Gesangs. Geschlossen wird das Set mit “Sugar We’re Going Down”. Eigentlich könnten Fall Out Boy auch gleich auf der Bühne bleiben, denn schon beim Abgang ist klar: hier wird mehr gefordert.
Wentz ist als erster zurück und tönt: “You’re amazing! We could hear you basically through the walls”. Kein Wunder, die Geräuschkulisse ist ohrenbetäubend. Der Rest der Truppe folgt und kippt noch schnell das hastig getrunkene Backstage-Bier runter. Die Zugabe beginnt mit “The Patron Saint Of Liars And Fakes”, gefolgt vom frenetisch gefeierten “Thnks Fr Th Mmrs” und endet mit “Saturday”. Bei letzterem darf sogar die Crew ran. Wentz übergibt seinen Bass einem Rowdie und steigt auf die Bühnenabsperrung, um den Fans wenigstens ein bisschen Hautkontakt zu ermöglichen. Die nehmen es dankend an. Rund eineinhalb Stunden sind vergangen bis die Band endgültig die Bühne verlässt. Der Mischer muss die “Es-Ist-Vorbei-Musik” extra aufdrehen, so laut ist die Kulisse.
Die Menge teilt sich. Einzelne verschwitzt strahlende Gesichter sind zu erkennen. Ein Mädchen hält triumphierend einen gefangenen Schlagzeugstock in die Höhe. Beim Rausgehen sagt ein begeisterter Fan, dass sich jeder der 178 Euronen für das Schwarzmarkt-Ticket gelohnt habe. Dabei hätten Fall Out Boy locker abermals die C-Halle füllen können. Egal, fest steht: das Konzept funktioniert immer noch. Den Fans und der Band hat es jedenfalls gefallen, uns auch. Fazit: großartiges Konzert! Die Bühne ist mittlerweile wieder tiefblau.
Setlist:
  • 1. Thriller
  • 2. I Slept With Someone In Fall Out Boy And All I Got Was This Stupid Song Written About Me
  • 3. A Little Less Sixteen Candles, A Little More “Touch Me”
  • 4. Dead On Arrival
  • 5. This Ain’t A Scene It’s An Arms Race
  • 6. Nobody Puts Baby In The Corner
  • 7. I’m Like A Lawyer With The Way I’m Always Trying To Get You Off
  • 8. Tell Mick That He Just Made My List Of Things To Do Today
  • 9. Grand Theft Autumn
  • 10. Hum Hallelujah
  • 11. Dance Dance
  • 12. Medley
  • 13. What A Catch, Donnie
  • 14. The Take Over, The Breaks Over
  • 15. I Don’t Care
  • 16. My Songs Know What You Did In The Dark
  • 17. Disloyal Order Of Water Buffaloes
  • 18. Beat It
  • 19. Sugar, We’re Going Down
Zugabe
  • 20. The Patron Saint Of Liars And Fakes
  • 21. Thnks Fr Th Mmrs
  • 22. Saturday

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