The Hilliard Ensemble | Musik | Johann Sebastian Bach Motetten, BMW 225-230

The Hilliard Ensemble
J.S. Bach: Motetten, BWV 225-230 0028947657761
Johann Sebastian Bach Motetten, BMW 225–230
VÖ: 30. März 2007
The Hilliard Ensemble

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Es war an der Zeit. “Wenn man es dazu ins Verhältnis setzt, wie oft wir in Deutschland Konzerte geben, dann singen wir nur sehr wenig deutsche Musik, genau genommen nur ein paar Stücke, einige von Leonhard Lechner, kaum etwas von Schütz oder Buxtehude, aus dem einzigen Grund, weil sie nicht zu unseren Stimmen passen”, meint Gordon Jones, langjähriger Bass des Hilliard Ensembles. So war es eben an der Zeit, sich einmal der Barockmusik und dem Werk eines ihrer wichtigsten Exponenten zuzuwenden. Die “Bach Motetten” bringen das international renommierte Gesangsensemble mit besonders exquisiten Werken seines Fachs zusammen. So ist ein Album entstanden, auf das viele Fans seit langem gewartet haben.

Nach dem Tod des Thomaskantors Johann Kuhnau am 5.Juni 1722 hatte die Stadt Leipzig das renommierte Amt zur Disposition gestellt. Bald häuften sich die Bewerbungen angesehener Komponisten wie Christoph Graupner und Georg Philipp Telemann. Doch die Berühmtheiten sagten im letzten Moment wegen andere Verpflichtungen ab und so fiel die Wahl des Gremiums auf Johann Sebastian Bach. Als der neue Kantor im Mai 1723 mit vier Wägen und zwei Kutschen in der Stadt eintraf, um sein “neu renovirtes” Dienstquartier in der Thomasschule zu beziehen, konnte zwar keiner der Räte ahnen, dass sie sich einen streitbaren Künstler eingeladen hatten. Sie sollten es aber schnell zu spüren bekommen, dass Bach musikalisch keine Zugeständnisse zu machen bereit war. Über die kommenden zwei Jahrzehnte hinweg geriet er regelmäßig mit dem städtischen Gremium aneinander, wenn jemand versuchte, ihn in seinen Kompetenzen und Zuständigkeit zu beschneiden. Außerdem war es für ihn eine deutliche Umgewöhnung von den Vorzügen des Hochfürstlich Anhalt-Cöthenschen Capellmeisters, als der er sechs Jahre lang dem Fürsten Leopold gedient hatte, zu den Pflichten des Leipziger Amtes. Doch das wiederum schreckte Bach nicht. Im Gegenteil: Mit immenser Energie widmete er sich den zahlreichen Kantaten, die er Woche für Woche für immerhin vier ihm unterstehende Kirchen zu Komponisten hatte. Dazu kamen Motetten für verschiedene Anlässe  (Hochzeiten, Feste, Beerdigungen), Lehr- und Auftragswerke zu sehr unterschiedlichen Funktionen und eigene Studien, die zunächst nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren.

Wie bei allem, was Bach unter seine musikalische Ägide nahm, ist auch die Qualität seiner Vokalwerke von einer steten Perfektion, über die sich bis heute die Musikwelt nur wundern kann. Einige seiner Motetten gehören gar zum Zenith der Vokalkunst überhaupt und so sind sie bereits seit vielen Jahren regelmäßige Begleiter der Sänger des Hilliard Ensembles, wenn auch bislang kaum auf der Bühne und im Studio. Das verwundert, weil die Musiker bereits seit mehr als drei Jahrzehnten sich ausgiebig um ein Repertoire kümmern, das rund 800 Jahre Kompositionsgeschichte umfasst. Es liegt aber wiederum nahe, wenn man mit dem Perfektionsanspruch der Briten an die Musik herangeht, die sich erst dann vor die Mikrophone begeben, wenn sie sich rundum sicher sind, das Optimum an Ausdruck erreichen zu können. Für die Aufnahmen der “Bach Motetten” haben sie sich außerdem fachkundigen Rat geholt: “Als ich den Musikwissenschaftler Simon Heighes kontaktierte und ihm erzählte, dass wir eine Aufnahme der Motetten planen, fragte ich ihn auch, ob es noch etwas gebe, was wir wissen müssten – da wir vor allem aktive Musiker sind und keine Wissenschaftler, sind wir nicht notwendig auf dem neuesten Stand der Forschung. Er erzählte mir, dass es nun weitgehend gesichert sei, dass ‘Ich lasse dich nicht’ ein frühes Stück von Bach ist, was zuvor immer ein wenig zweifelhaft erschien. Als wir es dann aufnahmen, fanden wir, dass es, auch wenn es nicht von Bach sein sollte, immer noch ein bemerkenswert gutes Stück ist”.

Es wurde eine von sieben Motetten neben “Lobet den Herrn, alle Heiden” BWV 230, “Komm, Jesu, komm” BWV 229, “Fürchte dich nicht, ich bin bei dir” BWV 228, “Jesu, meine Freude” BWV 227, “Der Geist hilft unser Schwachheit auf” BWV 226 und “Singet dem Herrn ein neues Lied” BWV 225, die in das Bachprogramm des Ensembles aufgenommen. Dabei gesellte sich zu den Hilliards David James, Steven Harrold, Rogers Covey-Crump und Gordon Jones die vier Stimmen von Joanne Lunn, Rebecca Outram, David Gould und Robert MacDonald, die nach Bedarf die Kernbesetzung bis zum Oktett erweitern konnten. Allem gemeinsam ist das Gespür für die nötige Freiheit innerhalb der Grenzen der barocken Form und so konnte ein Interpretation der Meisterwerke entstehen, die wiederum einzigartig ist. Denn so offen wie möglich und so werktreu wie nötig konnte eine Spannung und gestalterische Flexibilität entstehen, die dem emphatischen Charakter der Werke entspricht. Das ist Bach im Sinne Bachs, was gerade im Fall der berühmten Motetten selbst manchen erfahrenen Klassikhörer noch überraschen wird.
Veröffentlichung
30.3.2007
Format
CD
Label
ECM New Series
Bestellnummer
00028947657767

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