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Für Herz und Geist

17.01.2007
Für Max Bruch wurde es eines der wichtig- sten Werke seines gesamten Schaffens. Denn sein “Violinkonzert Nr.1, g-Moll, op.26” entwickelte sich zu einem Publikumsliebling und machte ihn weit über seine deutsche Heimat hinaus international bekannt. Und er hatte formal und motivisch viel seinem Vorbild Felix Mendelssohn-Bartholdy zu verdanken, dem Überflieger der Romantik, der wiederum mit seinem “Violinkonzert in e-Moll, op.64” eine Vorlage für viele spätere Werke dieser Art geschaffen hat. Insofern ist es nur konsequent, dass die holländische Geigerin Janine Jansen die beiden Meister- stücke, verknüpft durch eine selten gespielte “Romanze” Bruchs, zu einem Album koppelt – und damit nicht nur die Schönheit dieser Musik, sondern auch ihre eigene interpreta- torische Kompetenz unter Beweis stellt.
Felix Mendelssohn passt nicht in das populäre Bild des genialisch leidenden Künstlers, der sich seine Werke im Angesicht des Kampfes mit der Kunst abtrotzt. Im Gegenteil: Der gebürtige Hamburger hatte sein, wenn auch kurzes, Leben lang Glück. Er war Spross einer musisch und kulturell interessierten, reichen Familie und mit Talenten und Bildung verschwenderisch gesegnet. Wie seine drei Geschwister wurde er umfangreich und gründlich in Wissenschaft und Kunst unterwiesen. Er übersetzte flüssig Griechisch und Latein, schrieb inspirierte Prosa und Gedichte, zeichnete und malte beachtlich, spielte virtuos Klavier und verschiedenen Saiteninstrumente. Mendelssohn dirigierte charismatisch, war in Musik und Literatur seiner Zeit bewandert, pflichtbewusst, seriös, verlässlich. Seine Kindheit verlief glücklich und sorgenfrei, er liebte seine Familie und verehrte vor allem seinen Bruder Paul (der sich nach dem frühen Tod des Komponisten 1847 sorgfältig um die Pflege des künstlerischen Nachlasses kümmerte). Mendelssohn Romantik hat daher auch nichts mit dem Egozentrik eines Liszt oder Berlioz, nichts mit der Finsternis eines Schubert oder Brahms, nichts mit dem Geniegedanken eines Beethoven zu tun. Sie gründete vielmehr im tief empfundenen (konvertierten) Protestantismus, in dessen Leistungsethik, die ihn auf Tourneen sich regelrecht zu Tode schuften ließ.
 
So brauchte es erst einen Ferienaufenthalt 1844, dass er das bereits sechs Jahre zuvor formulierte Versprechen, ein Violinkonzert für den Geiger Ferdinand David zu komponieren, auch einlöste. In enger Zusammenarbeit mit dem Solisten entstand dadurch ein Werk von luftiger Schönheit und melodiöser Leichtigkeit, das seit seiner Uraufführung im folgenden Jahr mit David und dem Gewandhausorchester in Leipzig die Musikwelt faszinierte. So auch rund 25 Jahre später Kollege Max Bruch, seines Zeichens Hofkapellmeister in Sondershausen, der unter dem Eindruck des Mendelssohn’schen Vorbild sein eigenes Glanzstück schuf. Beide Werke sind inzwischen Konstanten des internationalen Konzertrepertoires und gehören auch schon seit langem zum künstlerischen Profil der Geigerin Janine Jansen, einem der neuen Stars der klassischen Musikszene. Zur Geige wurde sie als Kind, nach anfänglicher Liebe zum Cello, durch ein Vorspiel bei der Musikpädagogin Coosje Wijzenbeek bekehrt, bei der die Sechsjährige bald regelmäßig Unterricht bekam. Da sie enormes Talent und noch dazu Ehrgeiz hatte, ging es schnell voran. Mit zehn Jahren stand Jansen zum erstenmal vor Publikum auf der Bühne. Ihr Lehrer am Utrechter Konservatorium Philipp Hirshhorn verhalf ihr zum Feinschliff interpretatorischer Detailarbeit. Sie debütierte 1997 am Amsterdamer Concertgebouw, war bald darauf mit Pultstars wie Valery Gergiev aus Tournee und ist inzwischen erfolgreich in der Musikwelt von Japan bis in die USA unterwegs. Mit zwölf Jahren wiederum spielte sie das erste Mal das Konzert von Bruch mit einem Jugendorchester, nachdem sie einen holländischen Wettbewerb gewonnen hatte. Mit 15 wagte sie sich an Mendelssohn, mit einer Gruppe von Studenten im Dom von Utrecht. Seitdem gehören die Werke fest zu Jansens Repertoire und wurden von der Künstlerin bis zur Perfektion interpretatorisch verfeinert. So konnte sie sich nun auch an deren Einspielung zusammen mit Riccardo Chailly und dem Gewandhausorchester wagen, im Bewusstsein selbst ein Meisterstück zu schaffen, das nicht nur den Werken selbst, sondern auch deren umfangreicher Rezeptionsgeschichte mehr als nur gerecht wird.

Weitere Informationen zu Geigerin Janine Jansen finden Sie auf Ihrer Künstlerwebsite bei KlassikAkzente.

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