Jóhann Jóhannsson | News | Sphärisches Beben in Hamburg: Jóhann Jóhannsson in der Elbphilharmonie

Sphärisches Beben in Hamburg: Jóhann Jóhannsson in der Elbphilharmonie

Jóhann Jóhannsson
© Jónatan Grétarsson / DG
15.02.2017
Wer die Chance hatte das Mitternachtskonzert in der Elbphilharmonie mitzuerleben, den entführte Jóhann Jóhannsson auf eine Reise ins Innerste. Rund 2000 Zuschauer lauschten in dem Großen Saal den Klängen des Komponisten und seinem Ensemble – bestehend aus einem Streichquintett, Gitarren und Electronics.
Zu Beginn wirkte Jóhannsson wie ein Zeremonienmeister. Immer wieder legte der Isländer neue Bänder auf eine alte Bandmaschine. Verzerrte, unheimliche Stimmen reihten Zahlen aneinander, Samples von Kurzwellen-Radiosendern, die aus der Zeit der Spione des Kalten Krieges stammen. Zu dieser mysteriösen Stimmung mischten sich die satten Streicher, der Sound von E-Gitarren, Harfe, Glockenspiel und elektronisch erzeugten Tönen. Der Komponist wechselte zwischen Bandmaschine, Flügel und Keyboard. Die Musik baute sich langsam auf, wurde intensiver und erfüllte wellenartig den runden Saal. Die gewellte, gefräste Wand und die Tontechniker sorgten für einen Dolby-Surround-Klang, als höre man ein perfekt abgemischtes Studioalbum.
Der sphärische Klangteppich, mal leiser, mal lauter, versetzte die Zuhörer in einen fast meditativen Zustand. Das Repertoire waren Stücke aus Jóhannssons früheren Alben wie “Englabörn”, “Fordlandia”, “IBM 1401”, dem gefeierten Soundtrack zum Thriller “Prisoners” und auch seinem neuesten Album “Orphée”. Darin geht es um Grenzüberschreitungen zwischen Licht und Dunkel, Diesseits und Jenseits. Der mitreißende Abend endete in einem wahren Klangwerk aus dem Film “Fordlandia”, dessen Schwingungen die Zuschauer selbst am Körper spürten.
Für seine Filmmusiken wird der Komponist bereits gefeiert – nach dem Thriller “Sicario” und dem Science Fiction Film “Arrival” kommt dieses Jahr “Blade Runner 2” in die Kinos. An diesem Abend bewies Jóhann Jóhannsson in der Elbphilharmonie, dass seine Musik nicht nur auf der Leinwand Bilder und Spannung erzeugt. 

Weitere Musik von Jóhann Jóhannsson

Mehr von Jóhann Jóhannsson