Jonas Kaufmann | News | Florestan in Luzern – Jonas Kaufmann singt Beethoven

Florestan in Luzern – Jonas Kaufmann singt Beethoven

Jonas Kaufmann © Mathias Bothor / Decca
Jonas Kaufmann © Mathias Bothor / Decca
13.07.2011
Ludwig van Beethovens erste Oper stand unter keinem guten Stern. Am 20. November 1805, eine Woche nach dem Einmarsch der französischen Truppen in Wien, hatte der „Fidelio“ Premiere. Das adelige Publikum war überwiegend aus der Stadt geflohen, der verbleibende Rest empfand das Werk als zu ernst, zu lang und zu mächtig. Bereits nach wenigen Vorstellungen wurde die Oper abgesetzt, Beethoven selbst ließ sich nur mühsam zu einer Streichversion überreden, die dann am 29. März 1806, diesmal allerdings mit mehr Beifall, ebenfalls in Wien folgte. Die dritte Überarbeitung schließlich geschah dann auf Wunsch des Komponisten selbst und gipfelte in einer erfolgreichen Aufführung am 23. Mai 1814, die für „Fidelio“ den Durchbruch bedeutete.
Erst dann erkannte die Musikwelt, welch famoses und singuläres Werk der eigenwillige Komponist geschaffen hatte. Um daran anzuknüpfen aber war es zu spät. Denn die Bühnenwelt veränderte sich rasant, verlangte in Zeiten der nachnapoleonischen Restauration nach leichten, Zerstreuung bietenden Stoffen. Der Komponist selbst wandte sich den späten Sonaten zu, experimentierte mit Stimme in seinem Liederkreis „An die ferne Geliebte“ oder wagte sich an Großformatiges mit der „Missa Solemnis“. Das Kapitel Oper war abgeschlossen und daher blieb der „Fidelio“, der von Beethoven einmal als „Schmerzenskind“ bezeichnet wurde, ein Einzelstück in seiner Werkgeschichte, allerdings eines, das Musiker bis heute inspiriert und fordert.
So setzte auch das Lucerne Festival die Oper auf den Spielplan, nicht in einer theatralisch inszenierten Version, sondern als halbszenische Fassung, allerdings mit ausgezeichneter Besetzung. Am Pult des Lucerne Festival Orchestra stand Maestro Claudio Abbado, der Arnold Schoenberg Chor sorgte für dramatische Fülle. Als Solist präsentierte der Startenor Jonas Kaufmann einen mitreißend nachdrücklichen Florestan. Dessen Gattin Leonore wurde von Nina Stemme mit emotionaler Dichte gesungen. Der Minister Don Fernando wurde von Peter Mattei verkörpert und die Rolle des intriganten Don Pizarro übernahm Falk Struckmann, so dass sich an zwei Abenden Musik von einer Dichte und Intensität entwickelte, die auch in der Fassung auf CD rundum fasziniert. Ergänzt durch ein umfangreiches Booklet mit dreisprachigem Libretto ist somit ein „Fidelio“ entstanden, der alle Opernfreunde der Gegenwart begeistern wird.

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