Juan Diego Flórez | News | Noch fünf Wochen...

Noch fünf Wochen…

11.04.2002
Man hört es immer wieder: Herr XY singe wie Pavarotti, Frau YX sei die Wiedergeburt der Callas. Wem diese Etikettierungen jedoch am wenigsten helfen, das sind die Künstlerinnen und Künstler selbst. Auch Juan Diego Flórez mußte schon diversen Vergleichen standhalten…
Vor allem zwei Namen sind, es, die im Zusammenhang mit Juan Diego Flórez immer wieder fallen: Alfredo Kraus und Luciano Pavarotti. Keineswegs schlechte Komplimente. Und obwohl er Alfredo Kraus und Luciano Pavarotti zu seinen größten Vorbildern zählt, bleibt er doch immer noch das unverwechselbare Original – Juan Diego Flórez. “An Alfredo Kraus mag ich den Stil, die Phrasierung und natürlich die hohen Töne.” Kein Wunder, galt der Mann von den Kanaren doch als Inkarnation des tenore di grazia. Was wiederum genau jener Sängertyp ist, den Dirigent Riccardo Chailly in Timbre und Stil von Juan Diego wiedergefunden hat. Dabei tummelte sich Alfredo Kraus in ganz anderen Teichen als der junge Peruaner – Kraus' Domäne waren das französische Fach und die jugendlichen Helden Verdis: Duca di Mantua und Alfredo Germont. Auftritte als Rossinis Conte Almaviva und Donizettis Edgardo blieben die seltenen Ausflüge in Flórez' Domäne. Und Deccas Leiter für Talententwicklung, Didier de Cottignies, ist sich sicher: “In zehn oder zwanzig Jahren kann ich ihn mir auch mit dem Repertoire eines Alfredo Kraus vorstellen.”
 
Und Luciano Pavarotti? “An Pavarotti mag ich die Natur, die reine Natur seiner Stimme.” Mit Pavarotti gibt es denn auch mehr Repertoireberührungen: Bellini vor allem. Wenn Luciano Pavarotti in “Norma”, “La sonnambula” oder “I puritani” auftrat, brachte er reihenweise die Herzen zum Stillstand ob der Geschmeidigkeit seines Singens und der Schönheit seines Timbres. Genau so, wie es Juan Diego Flórez heute macht. Ob nun Bellinis Elvino oder Rossinis Conte Almaviva. Sein Mentor und Lehrer, Ernesto Palacio, hat denn auch allen Grund, auf seinen Protegé stolz zu sein. “Es hat viele gute Rossini-Sänger gegeben, aber – ohne jemandem zu nahe treten zu wollen – ich glaube nicht, dass es je zuvor jemanden gegeben hat, der alle Eigenschaften so perfekt vereint. Es gab Tenöre, die die hohen Töne leicht erreichen konnten, deren Stimme es jedoch an Schönheit fehlte. Es gab andere, die eine wunderschöne Stimme hatten, aber keine Koloraturtechnik.” Flórez hat eben beides, das macht – neben anderem – die Faszination seines Singens aus. Und natürlich fühlt er sich auch ein wenig geschmeichelt, wenn man ihn, den Newcomer, mit einer Legende wie Pavarotti vergleicht. “Wenn Pavarotti singt, tritt die Stimme hervor wie die Sonne.” Und wenn Flórez singt? Dann ist es, als ob Sonne und Mond gemeinsam am Himmel stünden. Einfach überwältigend!
 
Hören Sie selbst. Hier ein Ausschnitt aus “Rossini Arias”: Track 7 – “La Donna del Lago”

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