Klaxons | Biografie

Klaxons

Mitglieder:
James Righton (Vocals / Synth /
Jamie Reynolds (Vocals / Bass)
Simon Taylor (Gitarre / Backing Vocals)

Gründungsjahr: 2005
Gründungsort: London


So viel Vorschusslorbeeren ernteten Rockfrischlingen selten: Der NME packte das britische Dreigespann aufs Cover, lud es zur Clubtour ein und setzte alles daran, einen Hype um einen neuen Musikstil, dem so-called New Rave, loszutreten. Selbst Noel Gallagher adelte die Band nach kürzester Zeit durch eine seiner legendären Lästersalven: "Ich hab die Klaxons mit Kasabian auf Ibiza gesehen. Das war die reinste Folter. Entweder waren alle ihre Instrumente kaputt oder sie wissen überhaupt nicht, was sie da machen.“ Keine Frage, Klaxons sind jede Aufregung wert!

Und so beginnt die Geschichte der Neon-Propheten:

Jamie Reynolds (26) wird in den heruntergekommenen Vierteln von Bournemouth und Southampton groß. Schon mit 12 hat er täglich eine Flasche am Hals und rauchte Dope, mit 13 hängt er bereits mit Volljährigen ab. Ein paar seiner älteren Freunde fragen ihn schon bald, ob er nicht in einer neugegründeten Indie-Band namens Thermal am Bass aushelfen wolle. Nur wenige Stunden Bassunterricht später spielen die Newcomer bereits im Vorprogramm von Schwergewichten wie Mansun und Heavy Stereo. Trotzdem: der große Durchbruch will nicht gelingen. Als die Gruppe endlich ins Studio geht, um ihre vermeintliche "Breakthrough-Single“ aufzunehmen, bemerken sie (endlich), dass ihr Sänger am Mikrofon eigentlich nichts verloren hat, Thermal lösen sich auf. Der enttäuschte Jamie sucht nach Ablenkung und flüchtet sich ins Nachtleben, irgendwann beginnt er ein Philosophiestudium, von dem er schon bald die Nase voll hat. Die nächsten acht Jahre verbringt er hinter dem Tresen von Plattenläden, wo er "den Leuten ordentliche Einläufe verpasste, wenn sie Musik kaufen, die ich uncool fand.“

Fast schon wie Quentin Tarantino, jener Videothek-Angestellte mit großen Ambitionen, nutzt Jamie diese Zeit, um seinen nächsten Move zu planen. Er saugt Musik und das dazugehörige Know-how in sich auf und überlegt sich immer neue Taktiken… Schließlich geht seine Rechnung auf, als er nach London zieht und plötzlich ohne wirklichen Auftrag dasteht. Er nimmt sein Arbeitslosengeld, kauft sich eine kleine Studioausrüstung und tut sich mit Simon zusammen, um eine Band namens Klaxons (Not Centaurs) zu gründen. Klaxons kommt aus dem griechischen und heißt so viel wie „kreischen“. Von dieser Aufforderung sollten die Fans auf ihren Gigs später unablässig Gebrauch machen…

Simon Taylor wächst in Stratford-upon-Avon auf. Obwohl er ein waschechter Indie-Rocker ist, schiebt er sich auch "Dance Nation“-Sampler in den Player und ist regelmäßig Gast der Happy-Hardcore-Partys im nächstgelegenen Jugendzentrum. Er fragt James, der einen Jahrgang unter ihm ist, ob er ihm Gitarrespielen beibringen könne. Schließlich schreibt er sich bei der Nottingham University ein, um "Fine Arts“ zu studieren. Was ihn dort jedoch am meisten interessiert, sind die zerklüfteten Sounds von Josef K und Fire Engines, mit denen er an der Universität in Berührung kommt. Schon bald schmiedet er allabendlich Pläne: Er will mit dem Lover einer Mitbewohnerin eine Band gründen. Mit einem Typen namens Jamie Reynolds.

Zeitgleich arbeitete James Righton jeden Sommer auf den Booten in Stratford-upon-Avon. Trotz seiner Liebe zu Wasser ist er grundsätzlich eher an Musik interessiert, weil schon sein Vater seine Brötchen als Musiker verdiente. Im zarten Alter von zehn Jahren trägt James erstmals ein Bändchen vom Reading Festival um das Handgelenk, mit 13 steht er im Publikum eines Oasis-Gigs in Knebworth. In seiner Jugend hört er so ziemlich alles zwischen Pantera und Radiohead. Nach einem Geschichtsstudium an der Universität von Cardiff geht er nach Madrid, um einerseits Englisch zu unterrichten und andererseits "diese grandios-seltsamen Techno-Clubs“ der Stadt abzuchecken…

Ende 2005 überredet ihn Simon, ein alter Kollege, sein "ewiges Auslandsjahr“ zu beenden, um endlich Teil von Klaxons zu werden. Die Chemie zwischen den drei Spätzündern stimmt sofort. Fast schon penibel planen sie ihr weiteres Vorgehen, stecken sich Ziele und nehmen die ausgelassene Sci-Fi-Prog-Punk-Nummer "Gravity’s Rainbow“ auf, von der sie 500 Singles in Eigenregie pressen lassen – die 500 Cover malen sie selbst. Auf der B-Seite findet sich eine Version des vergessenen Rave-Hits "The Bouncer“ (ursprünglich von Kicks Like A Mule). Dann rutscht Jamie der "Nu-Rave“-Begriff raus, um die Party-Herangehensweise seiner Band zu beschreiben, und – BOOM – geht ihr Baby durch die Decke. Als Klaxons endlich ihren ersten, gnadenlos überlaufenen Gig spielen, ist sofort klar, dass mit dieser Band noch weitaus mehr passieren soll. Mit ihren grellen Klamotten, ihrer knallharten Absage an Poser-Gehabe und ihrem unbedingten Entschluss, jedes Konzert in eine Party zu verwandeln, verkörpern sie das, was in der selbstsüchtigen Londoner Gitarrenszene in Zeiten nach den Libertines gefehlt hat…

Eine Rave-Party im klassischen Stil – in einer Turnhalle, wo die Location erst in letzter Minute per SMS bekannt gegeben wird – sollte den Ruf von Klaxons schließlich besiegeln. Hunderte müssen draußen bleiben, und die Halle tobt bis weit in den nächsten Morgen hinein. Was dann folgt, sind sechs überaus hektische Monate: eine schier unaufhörliche Tour (hier bekommen sie Unterstützung von Steffan Haperline, der zukünftig die Drumparts bei Liveshows übernimmt) durch Europa und die USA; eine Sci-Fi-Attacke im Stil von William Burroughs mit "Atlantis To Interzone“, ihrer zweiten Single; ein Auftritt beim Reading Festival, bei dem das Zelt fast geplatzt wäre, eine endlose Serie von "Next-Big-Thing“-Anpreisungen, die man in jedem Blatt zwischen GQ, NME und The Sun lesen konnte (und musste).

Klaxons sind bereit, sich all diesen Herausforderungen zu stellen. Was sie drauf haben, beweisen sie mit ihrem Debütalbum "Myths Of The Near Future“, das von James Ford (von Simian Mobile Disco) produziert wurde und im Januar 2007 in den Geschäften aufschlägt.

Ihre Mischung aus kosmischen Metaphern, einem Bewusstsein für die Avantgarde, schrägen Melodien, rasenden Energieschüben und ihr mit Neon kokettierender Klamottenstil wird wegweisend für eine ganze Generation junger Musikliebhaber, die den Klaxons-Style adaptieren. In den britischen Charts schießt "Myths Of The Near Future“ straight auf die vordersten Plätze.

"Ich glaube nicht, dass man uns mit anderen Bands vergleichen kann“, sagt Jamie Reynolds über sich und seine Boys. "Wir sind ganz allein da draußen.“

Nicht mehr lange, nicht mehr lange… Die Chemical Brothers sichern sich Klaxons für eine Nummer ihres 2007er Albums "We Are The Night“ und auch andere Größen des Musik-Biz rufen regelmäßig bei Jamie, James und Simon durch. Allein sind die Klaxons schon lange nicht mehr und das schmeichelt ihnen, auch wenn sie das nicht geren zugeben.