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Ludwig van Beethoven – Die Neue Gesamtedition

The New Complete Edition Beethoven
© DG
31.10.2019
Am 15. Januar 1801 schrieb Ludwig van Beethoven einen Brief an den Hofkapellmeister Hofmeister. Wieder einmal ging es darum, dass seinen Kompositionen die ihnen entsprechende Verbreitung und Vergütung fänden. Er, dem solche Angelegenheiten “sauer” waren, weil er “ein schlechter Negociant und Rechner” sei, wünschte “dass es anders in der Welt sein könnte. Es sollte nur ein Magazin der Kunst in der Welt sein, wo der Künstler seine Kunstwerke nur hinzugeben hätte, um zu nehmen, was er brauchte”.
Jetzt findet die gigantische Hinterlassenschaft Ludwig van Beethovens im übertragenen Sinne etwas Vergleichbares: anlässlich seines 250. Geburtstags im Jahr 2020 nämlich veröffentlicht Deutsche Grammophon in Zusammenarbeit mit dem Beethoven-Haus Bonn das Herzstück der großen Kampagne BTHVN2020 als offizielle Edition die Anthologie “Beethoven – Die neue Gesamtedition”. “In der Geschichte der Beethoven-Diskografie markiert diese Gesamtedition der einen neuen Höhepunkt”, so Malte Boecker, Direktor des Beethoven-Hauses Bonn und Künstlerischer Geschäftsführer der Kampagne.
Die Betonung beim Namen dieses überaus ambitionierten Vorhabens liegt bei “Gesamt”. Und tatsächlich sucht diese Edition, was Inhalt, Umfang und Ausstattung betrifft, ihresgleichen.  Mit einer Vielzahl legendärer Interpretationen  lenkt sie den Blick auf das künstlerische Schaffen eines Titanen, so der Geiger und Präsident des Beethoven Hauses Bonn, Daniel Hope. “Ganz bestimmt würde ich einige von ihnen auf die berühmte ‘einsame Insel’ mitnehmen.” Das Aufgebot an Künstlern ist gewaltig, die größten Beethoven-Interpreten geben sich die Klinke in die Hand, ob Karl Böhm oder Alfred Brendel, Claudio Arrau oder das Amadeus Quartet, Wilhelm Furtwängler oder Dietrich Fischer-Dieskau, Emil Gilels, John Eliot Gardiner, Wilhelm Kempff oder Herbert von Karajan, Yehudi Menuhin, Anne-Sophie Mutter, Murray Perahia oder Maurizio Pollini.
Bemerkenswert auch die Gliederung, die dem Hörer ermöglicht, sich leicht in der Anthologie zurechtzufinden, einzelne Stücke herauszusuchen oder alles innerhalb einer bestimmten Gattung zu erforschen. Beispielsweise lassen sich Interpretationen auf modernen Instrumenten vergleichen mit solchen, die der historischen Aufführungspraxis verpflichtet sind. Mehr als 30 CDs widmen sich den alternativen Interpretationen, darunter historische Aufnahmen aus dem Archiv oder Aufführungen auf Originalinstrumenten. Großartig zu erleben etwa der Vergleich zwischen den Beethoven’schen Sinfonienzyklen Herbert von Karajans mit den Berliner Philharmonikern aus dem Jahre 1963 und John Eliot Gardiners mit seinem “Orchestre Révolutionnaire”, der 1994 veröffentlicht wurde. Solche Möglichkeiten ergeben sich beispielsweise auch bei den Klavierkonzerten, ebenso wie bei Beethovens einziger Oper, die in mehreren Fassungen eingespielt worden war, inklusive ihrer Urform “Leonore”.
Die übersichtliche Anordnung dieses unfassbar umfangreichen Materials in neun Abteilungen – jeweils mit einem Buch mit ausführlichen Kommentaren zu den Stücken, Titeln und umfassenden Angaben zu den Aufnahmen versehen – lässt das Stöbern und Vergleichen zum Vergnügen werden.
Was die Box außerdem so wertig macht, ist die Sammlung rarer Kostbarkeiten und bislang unveröffentlichter, erstmals aufgenommener Stücke. “Ich hatte die Ehre, neu entdeckte Werke Beethovens zum allerersten Mal aufzunehmen, und zwar in Zusammenarbeit mit der sorgfältigen wissenschaftlichen Arbeit des Beethoven-Hauses Bonn”, sagt Daniel Hope. Um den Anspruch auf eine möglichst vollständige Präsentation der Musik des Komponisten zu unterstreichen haben er und der Pianist Lang Lang zusätzliche Aufnahmen gemacht, die in dem Band “Welt-Ersteinspielungen und Raritäten” zusammengefasst sind. Darunter das fragmentarische Duo für Violine und Cello in Es-Dur oder Beethovens letzten musikalischen Gedanken, das Andante maestoso für Streichquintett WoO 62.

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