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Wie aus großem Leid große Schönheit entsteht – Mary Chapin Carpenter

Mary Chapin Carpenter, c universal music
© Universal Music
14.06.2012
Private Rückschläge und Katastrophen erleidet jeder Mensch irgendwann in seinem Leben. Manchmal aber kommt es wirklich knüppeldick, wenn sich negative Ereignisse aneinanderreihen. Und dann kann man sich entweder mutloser Larmoyanz hingeben oder – wie das Mary Chapin Carpenter auf ihrem neuen Album “Ashes And Roses” tut – seine Erfahrungen in ebenso großartigen wie tiefschürfenden Songs verarbeiten. Denn die amerikanische Sängerin und Songschreiberin steigt hier – um mit dem Titel des von Matt Rollings produzierten Albums zu spielen – nicht wie Phönix aus der Asche auf, sondern wie eine farbenprächtige Rose. Chapin Carpenters Privatleben war in den letzten Jahren von gleich drei traumatischen Vorfällen markiert: ihrer Scheidung, dem Tod ihres Vaters und einer lebensbedrohenden Erkrankung. Über all dies reflektiert sie in den Liedern von “Ashes To Roses” in überaus poetischer Weise. Das Überraschende dabei ist, dass dieses Album dennoch alles andere als traurig klingt, sondern geradezu optimistisch wirkt.

Verarbeitung statt Verdrängung

“Das Album enthält die Songs, die mir in den Sinn kamen, als ich zu schreiben anfing”, erläutert Mary Chapin Carpenter. “Sie zu verdrängen oder zu versuchen, etwas anderes zu schreiben, wäre nicht authentisch gewesen. Songwriting ist das, was ich tue. Das ist meine Art, die Dinge zu verstehen und zu bewältigen. Dadurch versuche ich, Zusammenhänge herzustellen und meinen Weg durch die Welt zu finden. ‘Ashes And Roses’ ist ein Album über Trauer und Verlust, aber es schlägt auch einen Bogen, der von der Nacht in den Tag führt. Mir kommt es so vor, als würde es durch einige der härtesten, schwierigsten Territorien an einen Ort der Erneuerung führen. Es handelt von der Reise dorthin, während es zu beschreiben versucht, was auf dem Weg gesehen und gefühlt und erlebt wird. Und man erreicht die andere Seite. Ich bin noch nicht restlos davon überzeugt, dass ich schon alles verdaut habe, aber ich bin wieder auf den Beinen und kann darüber reden und in meinem Leben voranschreiten.”

Trauer, Schmerz und Melancholie

Die außerordentlichen Lieder des Albums haben Mary Chapin Carpenter zweifellos über ihren Schmerz hinweggeholfen. Der Verlust, von dem sie in “The Swords We Carried” erzählt, wird mit einer leisen Melancholie verbrämt, die das Ohr des Hörers liebkost. Und es will einem partout kein Song einfallen, der das Gefühl der Trauer je so perfekt oder poetisch porträtiert hätte wie es “Learning The World” tut. Im klangvollen, atmosphärischen, entschlossenen “Fading Away” weicht die Traurigkeit der Erkenntnis von der Notwendigkeit des Loslassens. Songs wie “What To Keep And What To Throw Away” und der seufzerreiche Bonus-Track “One Who’s Not Enough” sind zutiefst persönliche Erzählungen von erlittenem Liebesleid und den daraus resultierenden Konsequenzen. Trotz der im Grunde traurigen Thematik scheinen in den Texten einige Hoffnungsschimmer auf. “Chasing What’s Already Gone” ist würdevoll und melodisch, prächtig und atmosphärisch, und dringt darauf, beim Zurückblicken Stärke und Weisheit walten zu lassen. Der Text dieses Stücks lieferte auch den Titel des Albums. Mit der Zeit zum inneren Frieden zu finden, ist auch das Thema von Mary Chapin Carpenters philosophischer Ballade “Don’t Need Much To Be Happy”. Optimismus und Erneuerung

Doch im beschwingten und lebhaft plastischen “New Year’s Day” trifft man auf Optimismus und Erneuerung. Das rhythmisch treibende “I Tried Going West” tauscht Kummer gegen Heimkehr ein. “Soul Companion”, ein entspannt groovendes Duett mit James Taylor, ist eine Reise mit dem Ziel, wieder Verbindung zur Welt zu erlangen. Und das intime “Old Love” verleiht dem Wunsch nach bleibender Liebe Ausdruck. Das Album schließt mit “Jericho”, einem unter die Haut gehenden Song, bei dem Chapin Carpenters glänzende Altstimme lediglich vom Pianospiel ihres Produzenten Matt Rollings begleitet wird. Es ist ein weiteres Lied, in dem das Herz geheilt wird und auf’s Neue schlägt.

Überwältigende Schönheit und brillantes Songwriting

Natürlich kann man “Ashes And Roses” als ein “trauriges” Album betrachten. Aber das hieße, seine überwältigende Schönheit und Mary Chapin Carpenters brillantes Songwriting zu verleugnen.“Ashes And Roses” zählt fraglos zu den eindrucksvollsten Arbeiten, die sie in Jahren hervorgebracht hat. Und manch einer meint gar, es sei ihr bislang stärkstes Album überhaupt.

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