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Bekenntnisse einer Rebellin

DG-Newsletter März 2010_Nina Hagen
03.03.2010
Kommt ein Text über Nina Hagen ohne die Erwähnung ihres ersten Hits „Du hast den Farbfilm vergessen“, ihrer Masturbationsanleitung in der österreichischen Sendung Club 2 mit dem darauffolgenden Skandal und – seit Neuestem – ihrer inbrünstigen Hinwendung zu Jesus und ihrer Taufe aus? Nein, aber das hat nichts mit journalistischem Einheitsbrei zu tun, sondern liegt einfach daran, dass dies besonders markante Eckpunkte in Nina Hagens Leben sind, die ihre geradezu unglaubliche Biographie umreißen. Im Hörbuch „Bekenntnisse“, das am 19. März 2010 bei der Deutschen Grammophon Literatur erscheint, erzählt sie von ihrem rasanten Leben.
Geboren wurde Nina Hagen am 11. März 1955 als Catharina Hagen im Ostberliner Stadtteil Friedrichshain. Sie wuchs in einer Schauspieler- und Künstlerfamilie auf, so dass es nicht verwundert, dass sie sich recht früh der Musik zuwandte. Ihre erste Songveröffentlichung aus dem Jahr 1974 wurde sogleich ein riesiger Hit: „Du hast den Farbfilm vergessen“ hat bis heute Kultstatus. Zwei Jahre später änderte sich ihr Leben von Grund auf. In einer spektakulären Aktion wurde ihr Stiefvater, der Liedermacher Wolf Biermann, aus der DDR ausgebürgert. Er durfte für ein Konzert in Köln das Land verlassen, allerdings nicht wieder einreisen. Nina Hagen verkündete öffentlich ihre Solidarität mit ihm und drohte schließlich, in die Fußstapfen des regimekritischen Biermann zu treten, sollte sie nicht zu ihm in die BRD gehen dürfen. Vier Tage später konnte sie ausreisen.
In der Hochphase der Punkrockbewegung lebte Nina Hagen in London, wo sie schnell Anschluss an die Band Sex Pistols und deren Umkreis bekam – Sänger Johnny Rotten war ein großer Bewunderer von ihr. Zurück in Berlin brachte Nina Hagen diese Erfahrungen in ihre 1977 gegründete Nina Hagen Band ein, mit der sie sowohl national wie auch international große Erfolge feierte. Besonders ihre außergewöhnliche Art zu singen und zu performen erregte die Gemüter. So beschrieb Spiegel-Reporter Fritz Rumler die außergewöhnliche Sängerin mit folgenden Worten: „Nina Hagen schmeißt sich in die Musik, aggressiv, direkt, furios, orgelt im schönsten Opern-Alt, flitzt mit Krakeel und Kieksern in gleißende Sopran-Höhen, sie parodiert, persifliert, kobolzt wie ein Derwisch auf der Bühne: ein Rock-Sponti, eine geballte Ladung Energie, mit vier Oktaven Stimmumfang.“ Doch nicht nur ihre Bühnenpräsenz, auch ihre Auftritte in der Öffentlichkeit begannen, immer bizarrer zu werden. Viel Aufsehen löste sie nicht nur mit ihrer eingangs erwähnten Darstellung von Selbstbefriedigung aus, sondern vor allem auch mit Äußerungen zu ihrer Spiritualität, die ihre Suche nach dem christlichen Gott und ihren Glauben an Aliens, hinduistische Elemente und viele weitere gesellschaftliche und religiöse Strömungen in sich vereint.
Mit der Geburt ihrer Tochter Cosma Shiva Anfang der 80er wurde es um Nina Hagen kein bißchen ruhiger, im Gegenteil. Sie lebte in den USA, England und Deutschland, veröffentlichte weitere avantgardistische Alben und beteiligte sich an zahlreichen Kunstprojekten. Bis heute beweist sie ihre Vielseitigkeit in den unterschiedlichsten Projekten – sei es als Jurymitglied der Castingsendung „Popstars“, als Interpretatorin der Brecht-Werke oder als Moderatorin und Gast zahlreicher Fernsehsendungen und Talkshows.
Von Nina Hagen ist also alles zu erwarten gewesen. Doch die Wendung, die sie nun genommen hat, ist vermutlich für die Öffentlichkeit überraschender, als jeder Skandal um Kunst, Drogen und Sex es wäre. Nina Hagen ist mit Leib und Seele Christin geworden, bekennt sich zu Gott und Jesus und hat sich im August 2009 in der Gemeinde Schüttorf in Niedersachsen taufen lassen. Ihr Glaube sei allerdings nicht plötzlich über sie gekommen, wie sie in dem Hörbuch „Bekenntnisse“ ergreifend berichtet.
Bereits als kleines Mädchen stahl sie sich heimlich am Sonntag Morgen, wenn ihre Eltern nach einer langen Samstagnacht noch schliefen, mit einer Freundin aus der Wohnung und ging zum Gottesdienst einer Neuapostolischen Kirche. Ihre spätere Suche nach Glaube und Spiritualität und vor allem ihre inneren Kämpfe um einen höheren Sinn in ihrem Leben konnte dann die ganze Welt miterleben. Nun ist Nina Hagen angekommen. Sie selbst sagt: „Jesus ist das Leben und Jesus ist mein Leben.“ und: „Ich bin so dankbar und so glücklich!“ Ihr langer, spannender und faszinierender Weg von einer kleinen Ostberliner Wohnung in Friedrichshain durch die westliche und östliche Welt und deren religiöse Sphären hin zu einer Gemeinde in der niedersächsischen Provinz reißt jeden Hörer ihrer „Bekenntnisse“ mit. Doch nicht nur als Ankunft kann man ihr neues Glück sehen, sondern auch als Aufbruch in einen neuen Abschnitt ihres Lebens.
P.S.: Erleben Sie Nina Hagen live bei der Lesung aus “Bekenntnisse”. Jetzt die Tickets für folgende Termine sichern!
11.05.2010 Kassel – Christus Kirche
12.05.2010 Nürnberg – Löwensaal
13.05.2010 Stuttgart – Theaterhaus
16.05.2010 München – Muffathalle – ENTFÄLLT -
17.05.2010 Friedberg/Bayern – Pfarrei Sankt Jakob      
19.05.2010 Berlin – Astra
20.05.2010 Mainz – Frankfurter Hof
21.05.2010 Köln – Rex
23.05.2010 Annaberg-Buchholz – Winterstein Theater – Ausverkauft
24.05.2010 Annaberg-Buchholz – Winterstein Theater – Ausverkauft
02.06.2010 Rheinsberg – Schlosstheater
04.06.2010 Neubrandenburg – HKB
05.06.2010 Schwerin – Capitol
06.06.2010 Rostock – Stadthalle Saal 2

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