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Biografie: The Fall (2009)

Norah Jones
25.09.2009
artist bio

NORAH JONES

“Für dieses Album hatte ich einen ganz bestimmten Sound in meinem Kopf”, sagt Norah Jones. “Ich wollte, dass die Grooves präsenter und kräftiger sind. Und ich wollte vor allem auch einfach mal etwas ganz anderes machen – ich hänge nun schon seit vielen Jahren mit den gleichen Musikern herum, und ich hielt die Zeit für gekommen, einmal mit anderen Leuten zu arbeiten und ein wenig zu experimentieren.”

Das Ergebnis dieser Experimente heißt The Fall. Das neue Album der mehrfachen Grammy-Preisträgerin markiert eine aufregende Weiterentwicklung der Künstlerin, deren drei Vorgängeralben sich weltweit insgesamt 36 Millionen Mal verkauft haben.

Die augenfälligste Veränderung offenbart sich in der langen Liste neuer Kreativpartner. Mit Hilfe des Produzenten Jacquire King, der unter anderem mit Kings of Leon, Modest Mouse und Tom Waits gearbeitet hat, stellte Jones eine neue Gruppe von Musikern zusammen, darunter die Drummer Joey Waronker (Beck, R.E.M.) und James Gadson (Bill Withers), der Keyboarder James Poyser (Erykah Badu, Al Green) sowie die Gitarristen Marc Ribot (Tom Waits, Elvis Costello) und Smokey Hormel (Johnny Cash, Joe Strummer). Jones tat sich für The Fall auch mit einigen bemerkenswerten Songwritern zusammen, darunter Ryan Adams und Will Sheff von Okkervil River sowie ihr langjähriger Co-Autor Jesse Harris.

“Ich suchte nach einem Partner für das Album, denn ich wusste, wenn nicht jemand eine neue Perspektive einbringt, werde ich keinen anderen Sound hinbekommen”, sagt sie. “Ich suchte ein Weilchen herum, dann nahm ich mir eines meiner Lieblingsalben vor, Mule Variations von Tom Waits, um zu sehen, wer da als Toningenieur beteiligt gewesen war, und da fiel mir Jacquires Name auf. Natürlich werde ich nie wie Tom Waits klingen, aber das Album hat gewisse Elemente, die ich mir auch wünschte – diese feine Balance zwischen Schönheit und Rauheit, und dass alles so natürlich klingt.”

Im Verlauf ihrer drei Multi-Platin-Alben, das mit acht Grammys ausgezeichnete Debütalbum Come Away With Me von 2002, Feels Like Home von 2004 und Not Too Late von 2007, die allesamt die Billboard Albumcharts anführten, hat Jones sich bereits einen unverkennbaren Stil erarbeitet, geprägt von ihrem sanft-verführerischen Gesang und ihren Jazz-getränkten, stark Piano-lastigen Popsongs. Auf The Fall finden wir jedoch neben einem stärkeren Fokus auf Rhythmus vor allem Jones als Gitarristin im Vordergrund des Geschehens.

“Ich habe schon immer mehr an der Gitarre komponiert als am Klavier”, erklärt Jones. “Was wirklich anders ist, ist dass ich diesmal mehr Wert auf den Rhythmus gelegt habe, denn an der Gitarre spiele ich ja vor allem die Rhythmus-Parts. Wenn ich am Klavier sitze, bestimme ich ja nicht den Rhythmus, sondern spiele einfach etwas darüber.”

Norah Jones betont, wie stark sie sich verändert hat, seit sie im Alter von 20 von Texas nach New York City zog, mit dem Wunsch, eine Jazzsängerin zu werden. Sie wechselte zwischen Jazzkonzerten und Auftritten in dem berühmten Singer/Songwriter-Club The Living Room, und schrieb “auf dem Bett in meiner kleinen Wohnung an der 13. Straße” erste eigene Songs. Die folgenschwere Begegnung mit Bruce Lundvall, dem Chef von Blue Note Records, mündete schließlich in dem mit dem Diamond-Award veredelten Album Come Away With Me.

“Das ist zwar nur knapp acht Jahre her, aber es fühlt sich an, als läge ein ganzes Leben dazwischen”, bemerkt Jones. “Ich fühle mich wie eine völlig andere Person. Diese Jahre waren ganz schön chaotisch, eine einzige Achterbahnfahrt, die zunehmend steiler wurde. Ich wünschte, ich hätte es mehr genießen können, aber wir haben furchtbar hart gearbeitet und ich war ganz schön gestresst.”

Ein Vorteil ihres spektakulären Erfolgs lag darin, dass Jones von vielen verschiedenen Künstlern zu Kollaborationen eingeladen wurde – von Dolly Parton, Willie Nelson und Ray Charles bis hin zu OutKasts Andre 3000, Q-Tip und Andy Sambergs Comedy-Band The Lonely Island. Diese Vielzahl verschiedener Sounds und Herangehensweisen kennen lernen zu dürfen, half Jones auch dabei, neue Wege bei ihren eigenen Kompositionen zu finden.

Die Richtung, die The Fall nehmen sollte, war schon relativ früh klar, sie zeigte sich bereits bei einem der ersten Songs, die Jones überhaupt für das Projekt schrieb. “Vor etwa einem Jahr machte ich zuhause in meinem Studio ein paar Demos. Ich lud ein paar Freunde ein und wir tüftelten an einem coolen Arrangement für den Song ‘Chasing Pirates’, mit einem guten Drumpart. Es nahm eine Richtung, die ich gar nicht erwartet hatte, und das war wegweisend.”

Jones und ihr Produzent King trieben die Sound-Experimente unter anderem dadurch weiter, dass sie in ihren Studios sowohl in New York als auch in Los Angeles mit mehreren Sets von Musikern arbeiteten. “Es gibt diesen Song ‘Light As A Feather’, den ich mit Ryan Adams schrieb”, sagt sie. “In diesem Album wollte ich meine Country-Seite außen vor lassen, also musste ich einen Weg finden, wie ich diesen Song hinkriegen könnte, so dass er auch zu den anderen Stücken passen würde. Wir nahmen die Gitarre raus, und dann wurde da dieses verrückte Orgel-Sample daruntergelegt, das klang wie eine Rasierklinge. Das war ein toller Moment – mir wurde bewusst, dass man einfach einige Elemente rausschmeißen kann und dass dadurch oft etwas völlig Neues entsteht.”

Selbst Stücke die etwas jazziger klingen, wie etwa “It’s Gonna Be”, wurden anders als üblich behandelt. “Das Stück klingt sehr nach Swing, es hat viel Text. Es hätte wirklich kitschig werden können, aber der Drummer, mein Freund Robert DiPietro, hatte einen Vorschlag, der wie eine Mischung aus Gene Krupa und Adam Ant klang, und das gab dem Song etwas völlig Neuartiges. Bei dem Song ist der Rhythmus wirklich maßgeblich für den Sound.”

Vom forschen Rockrhythmus bei “Stuck” bis hin zu einer intimen Ballade wie “Back To Manhattan” – ein Merkmal, das auch bei The Fall gesetzt ist, ist die unverkennbare und ausdrucksstarke Stimme von Norah Jones. Die Aufnahmen der Gesangsparts fielen ihr diesmal leichter als je zuvor. “Bei dem Gesang war ich viel entspannter. Ich war nie wirklich übermäßig nervös, aber da ich mich diesmal viel mehr auf alles andere, was passierte, konzentrierte, konnte ich einfach relaxen und singen.”

Zweifellos hat Norah Jones immer schon viel reifer gewirkt, als es ihr Alter hätte vermuten lassen. Bei The Fall hat man das Gefühl, dass hier ein Künstler eine neue Phase in seiner künstlerischen Entwicklung erreicht hat. Neben Veränderungen in ihrem Gesang, ihrem Spiel und auch ihrer Herangehensweise an den Sound betont sie, dass es das Songwriting selbst sei, das ihren neuen Ansatz begründe.

“Ich bin eben älter, und das zeigt sich auch in meinen Kompositionen. Ich habe mir immer um die Kunst des Songwritings Sorgen gemacht, weil das alles so neu für mich war, aber jetzt scheue ich nicht davor zurück, einfach etwas Neues auszuprobieren. Ich bin jetzt so selbstsicher, dass ich es einfach mal wagen und zu Gehör bringen möchte.”

NORAH JONES ( The Fall ( Blue Note ( November 13, 2009

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