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Kinder, Küche, Klavier: Norah Jones' Album “Day Breaks”

Norah Jones 2016
07.10.2016
Auf ihren Vorgänger-Alben, insbesondere der 2010 erschienenen Compilation “…Featuring Norah Jones”  ließ Norah Jones den Jazz Jazz sein, griff beim Komponieren zur Gitarre, arbeitete mit Outkast und den Foo Fighters. “Day Breaks” bringt sie nun zurück in die Stilrichtung ihres sensationellen Debüts “Come Away With Me”, mit dem die damals 22-Jährige Musikgeschichte schrieb und eine neue Generation für den Jazz sensibilisierte.  Auf “Day Breaks” feiert Jones ein Wiedersehen mit dem Schlagzeuger Brian Blade, der auch schon auf ihrem bahnbrechenden ersten Album mit dabei war und nun zu einer der tragenden Säulen des neuen Albums wurde.

Rückkehr zum Jazz – mit einer Legende an ihrer Seite

Hier spannt die New Yorkerin den großen Bogen, mit brandneuen Songs, die sie mit einigen der größten lebenden Jazzmusikern aufgenommen hat, insbesondere mit der Saxofon- und Modal-Jazz-Legende Wayne Shorter, dem Komponisten großer Standards wie “Nefertiti” und “Footprints”, der in seiner Jugend mit Miles Davis und Coltrane spielte und dem Jazz der 1960er entscheidende Impulse gegeben hat. Er sei “ein echter Komponist” sagte Miles über ihn, “er weiß, dass die Freiheit in der Musik entsteht, wenn man die Regeln kennt, um sie nach eigenem Geschmack zu ändern”. Dieser Satz passt auch zu Norah Jones. Mit Shorter hat sie eine neue Version der Ballade “Peace” von Horace Silver eingespielt, solo nahm sie das Stück vor fünfzehn Jahren für ihre erste EP “First Sessions” auf. “Wayne spielt eigentlich nur, wenn er meint, etwas mitteilen zu können”, erklärt sie. Zärtlich und zurückhaltend, stellenweise naiv und bewusst auf Augenhöhe ist hier das saxofonische Statement des großen Gurus. 

Wandelbare Stilexpertin

Stark beeinflusst hat Jones ebenfalls der soulige Jazz der späten 1960er, der Orgel-Trio-Sound von Les McCann, den sie auf dem Song “Carry On” (mit dem 73-jährigen Hammond-Halbgott Lonnie Smith) zu neuen Ufern treibt. Von hier aus ist es nur ein kleiner Schritt zu ihrer Coverversion von Neil Youngs “Don’t Be Denied”, wo Jones mühelos in die Rolle der Countryrock-Queen schlüpft. Nicht konstruiert, sondern gelebt: 2014 trat Jones mit ihrer Band Puss N Boots bei einem Tribute-Konzert für Young auf. Davor und danach spielte sie Duette mit ihrem texanischen Landsmann Willie Nelson ein. Welche andere Musikerin kann auf so unterschiedliche Mentoren verweisen? 

Norah Jones – eine Musikerin ohne Berührungsängste

Ähnlich wie ihre Halbschwester Anoushka Shankar kennt Jones keine Berührungsängste mit den ganz Großen der Musikwelt. Ihr Talent, ihre künstlerischen Lebensläufe haben ihnen die Türen geöffnet. Sie kleben an keinem musikalischen Etikett, können unbeschwert zwischen der klassischen Form und dem Pop-Experiment hin und herpendeln und lassen sich dabei vom Leben selbst inspirieren.

Nächtliche Kompositionen am Küchenklavier

Shankar nahm ihr aktuelles Album “Land of Gold” kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes auf, und auch Jones komponierte die Titel von “Day Breaks” in den schlaflosen Nächten, die der Geburt ihres zweiten Kindes folgten. Wenn sie mitten in der Nacht wach wurde, gingen ihr “Ideen durch den Kopf, die ich dann aufzunehmen versuchte, während ich das Baby stillte”, erzählt sie. “Ich fing an, wieder öfter Klavier zu spielen. Wir haben ein Klavier in der Küche, und so entwickelte sich also diese spätnächtliche Küchenklavier-Geschichte.” So persönlich wie es klingt, lädt sie den Hörer quasi an ihren Küchentisch ein, seufzt und summt sich durch Young und Ellington, zitiert traumwandlerisch die amerikanische Musikgeschichte. Mit immensem Vokabular und mit ihrer großen inneren Losgelöstheit von Schubladen hat Norah Jones hier ein wunderbares neues Oeuvre für echte Musikliebhaber kreiert. Nach vier Jahren Albumpause und ganze 14 Jahre nach “Come Away With Me” verteilt sie im herannahenden Winter eine akustische Lieblingskuscheldecke.

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