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Oliver Koletzki

Oliver Koletzki - I Am OK - 2014
13.01.2012
Märchen erfahren in der Regel keine Fortsetzung. Es sind abgeschlossene Geschichten, die schlichtweg zu schön sind, um wahr zu sein. Deswegen macht man dann auch irgendwann einen Punkt und gut is'. Oder hat schon mal jemand was von “Hänsel und Gretel 2” oder “Dornröschen 2” gehört?
Bei unserem Helden verhält das Ganze sich etwas anders. Er ist noch lange nicht fertig mit seinem Kampf Gut gegen Böse, mit seiner Mission, die Welt zu einem schöneren Ort zu machen, mit der Entwicklung seines eigenen Daseins. Und weil da draußen zudem ganz viele auf die Fortsetzung dieses Märchens warten, gibt es jetzt “Großstadtmärchen 2”.

Oliver Koletzkis Weg zu diesem Album liest sich selbst schon wie ein modernes Märchen. 2005 lässt der damals 29jährige 500 Kopien seines Underground-Hits “Der Mückenschwarm” pressen, Ikone Sven Väth wird auf die Platte aufmerksam, spielt sie rauf und runter und veröffentlicht sie schließlich auf seinem Cocoon-Label. Was eine wirklich gute Idee war, denn es sollte die bestverkaufte Techno-Maxi des Jahres und die bis heute meistverkaufte seines Labels werden.
Vollkommen zu Recht wird Oliver in dem Jahr in der Groove zum Newcomer des Jahres gewählt. Es folgen Bookings quer über den Erdball sowie Remixe für einige große Player aus der Branche. Im Herbst 2005 ruft er schließlich sein eigenes Label “Stil vor Talent” ins Leben. Unter den bis heute über 70 Releases befindet sich auch der erste Teil von “Großstadtmärchen”, dem Vorgängeralbum. Und damit es bloß nicht langweilig wird, gründet Oliver auch noch die Live-Band The Koletzkis und veröffentlicht mit seiner inzwischen geehelichten Fran das hinreißende Pop-Album “Lovestoned”.

Nun also “Großstadtmärchen 2”. Eines vorweg: Man merkt der Platte in jeder Sekunde an, was für ein hervorragender Musiker Oliver Koletzki ist. Da steckt eimerweise Herzblut drin, die Songs strotzen vor schlauen Ideen. Das Ganze würde wunderbar als ein reines Instrumentalalbum funktionieren, aber Oliver wäre nicht Oliver Koletzki, wenn er nicht wie schon bei Teil 1 auch hier wieder einen bunten Strauß umwerfender Gastvokalisten aus dem Hut zaubern würde.

Nach einem kurzen Intro ist beim zweiten Track “The Devil In Me” direkt mal der Berliner Wunderknabe Jan Blomqvist zu hören. Junge Junge, der kann singen! Genau so wie Axel Bosse, der sich ja schon beim Vorgänger die Ehre gab. Die Nummer heißt “Karambolage” und ist ein Hit.  Bei “You See Red” wartet mit der Stimme von Dear Prudence eine echte Entdeckung auf einen. Von der Dame aus Großbritannien wird man zweifelsfrei noch einiges hören.  Es folgt mit “Boy Got Soul” eines der vier Instrumentale und Olivers heimliches Lieblingslied auf dem Album.

Genau so wie Jake The Rapper. Der hat noch dazu eine offenbar sehr leistungsfähige Leber. “50 Ways To Love Your Liver” ist die längst überfällige Hommage an ein Organ, das gerade im Clubbetrieb extrem beansprucht wird – davon zeugen auch die fünfzig im Text genannten Alkoholsorten. Abgesehen davon fragt man sich, warum vorher noch niemand auf dieses brillante Wortspiel kam. Es folgt “Still”, eine großartige Hymne an den Sieg der Leidenschaft über alle Zweifel, bei der Frans bezaubernde Stimme mit einem mitreißenden Piano verschmilzt.
Danach singt bei “Join That Spin” der Trommler. Björn Störig, der bei Stil vor Talent unlängst sein Debüt “Humming Top” veröffentlicht hat und zudem Drummer bei The Koletzkis ist, tritt mal ans Mikro. Kann er bitte öfter machen mit seinem einnehmend wohligen Organ. Das folgende “1994” ist Olivers Verneigung vor seinen Helden Daft Punk, die ihn zur elektronischen Musik gebracht haben. 1994 war nicht nur das Jahr ihres Durchbruchs, sondern auch jenes, in dem Oliver auf seiner ersten Techno-Party war.
Hochinteressant wird es beim nächsten Stück “The Power Of Rausch”. Nagel, Ex-Frontmann von Muff Potter und viel gepriesener Schriftsteller, liest zu einem Minimal-Track eine Passage aus seinem Roman “Was kostet die Welt”. Da bekommt die Bezeichnung “Autoren-House” plötzlich eine ganz neue Konnotation.
Fehlen darf auf diesem Album natürlich auch Juli Holz nicht, die uns schon beim Track “Zuckerwatte” auf Teil eins von “Großstadtmärchen” betörte. Jetzt tut sie es bei “Reisezeit”. Den Abschluss bildet schließlich “I Miss My Friends”. Denn Olivers engste Freunde sind es, denen diese Platte gewidmet ist. Der Track handelt davon, ständig auf Reisen zu sein und zu wenig Zeit für seine Freunde zu haben, von Sehnsucht, Einsamkeit, aber auch Wiedersehensfreude.

“Großstadtmärchen 2” erzählt viele wunderbare Geschichten, die sich am Ende zu einem selig machenden Gesamtkunstwerk zusammenfügen. Das Märchen wird also weitergesponnen. Passend dazu wollen wir an dieser Stelle mit der letzten Zeile aus dem “Zaunkönig” der Gebrüder Grimm schließen: “Ach, wo is dat schön. Schön is dat! Schön! Schön! Ach, wo is dat schön!”

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