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Pixie Lott Bio 2009

Pixie Lott Pressefoto 2011_1
03.06.2009
Natürlich sind die Melodien alle da, und wahnsinnig eingängig sind sie auch, aber trotzdem ist es diese unglaubliche Stimme, die einen wie eine Bratpfanne aus Tom & Jerry im Gesicht (oder der Magengrube) trifft: diese mächtige, volle und einfach nur süchtig machende Stimme, in der die Tiefe und Reife einer Soul-Diva auf die Energie und die Gewandtheit einer Popprinzessin im Teenage-Alter treffen und die zudem, es klingt unglaublich, ist aber wahr, aus dem Mund einer Sängerin kommt, die all das so perfekt verknüpft, dass sie Pixie gerufen wird: 18 Jahre jung und immer noch vollkommen außer sich, weil sie nun endlich ohne den Ausweis ihrer älteren Schwester in die Clubs reinkommt.

Vor ihrem fünfzigsten Geburtstag – jener Tag in ferner Zukunft, ab dem sie gedenkt, sich offiziell als „alt“ zu bezeichnen – hat Pixie Lott noch ein paar bescheidene Ziele auf dem Zettel: Sie will interessante, inspirierende Menschen treffen; das wäre ein Punkt. An tollen Orten auftreten? Noch so einer. Sie möchte all ihre derzeitigen Freunde behalten und dazu noch einen ganzen Haufen neuer Freunde gewinnen, und sie will weiterhin Songs schreiben, unter anderem auch solche, die andere Menschen so sehr berühren, dass sie ihr Leben verändern. Und dann schwebt ihr noch vor, „für immer und immer und immer zu singen.“

Hört man jedoch erst die Songs dieser Newcomerin, erkennt man, dass ihre Ziele gar nicht so hoch gegriffen sind. Sie wirken plötzlich fast schon nüchtern. Denn ihre Begeisterung – untermauert von ihrem eindrucksvollen Katalog zukünftiger Hits – ist dann einfach nur noch ansteckend. Mit einem Style, nach dem sich schon viele umgedreht haben, einer Stimme, die schon so manche Augenbraue in Richtung Haaransatz bewegt hat, Tanzschritten, die Kinnladen aushebeln können, und einem Gefühl für Songwriting, das einen einfach nicht stillsitzen lässt, hat Pixie das Jahr, das seit ihrer Vertragsunterzeichnung bei Mercury vergangen ist, dafür genutzt, das Beste aus sich und den Leuten, mit denen sie gearbeitet hat, herauszuholen. Ihre einzigartige Stimme und ihre ungeheure Anziehungskraft kommen bereits auf „Mama Do“, der ersten Single, deutlich zum Ausdruck – einem Stück, das von Teenager-Problemen handelt, wie sie im Buche stehen: Es geht um heimliche Treffen und nächtliche Dates, für die man schon mal aus dem Fenster steigen muss. Geschrieben hat Pixie den Song gemeinsam mit den berühmten Songwritern Phil Thornalley und Mads Hauge.

Sämtliche Songs von Pixies Debütalbum sprudeln förmlich über vor Energie. Man hört ihnen an, dass sie gut 18 Monate lang um den Globus gereist ist, um ausnahmslos mit den besten Pop-Schmieden zu arbeiten. Neben dem bereits erwähnten Thornalley war Pixie mit Cutfather und Jonas Jeburg im Studio (die schon für unzählige Stars gearbeitet haben, alles von Kylie bis zu den Pussycat Dolls hatten sie schon zu Besuch), mit Red One (u. a. bekannt für Lady Gagas „Just Dance“), Greg Kurstin (u. a. Lily Allen, Beck), der Hitschreiberin Ruth Ann Cunningham, Toby Gad, dem New Yorker, aus dessen Feder z.B. Hits wie „If I Were A Boy“ (Beyoncé) und „Big Girls Don’t Cry“ (Fergie) stammen, und Kara DioGuardi, Superstar der Songwriter-Szene und neuerdings auch Jurymitglied bei „American Idol“.

Pixie ist eine 18-jährige Sängerin, die auch wie eine 18-Jährige singt. Genau das macht ihre Songs so erfrischend und ansteckend. Ihre Einstellung und ihre ganze Art sind ungekünstelt, ausgelassen, ausdrucksstark und ohne Scheuklappen – und genau so klingt sie auch. Wer sich bereits die eine oder andere Episode ihres lebendigen (und manchmal fast schon etwas gestörten) YouTube-Videotagebuchs angeschaut hat, wird ungefähr wissen, wie sehr sie sich in den letzten Jahren entwickelt hat: da gab es endlose Sessions, lange Nächte und nicht wenige Partys, auf denen sie gelandet ist; aber zoomen wir doch ein bisschen weiter raus, um ein besseres Bild von dem Mädchen zu bekommen, das im britischen Kent aufwuchs und schon sehr früh den Spitznamen Pixie verpasst bekam (ihr tatsächlicher Name darf nur dann gebraucht werden, wenn sie sich daneben benommen hat) und das sich andauernd die musikalischen Helden ihrer Mutter anhören musste: Take That und Diana Ross. Bald darauf entdeckte Pixie ihre eigenen Lieblingsmusiker – Mariah war z.B. eine frühe Leidenschaft –, und in der Schule sang und tanzte sie so viel, dass sie schließlich beim Vorsingen für die Italia Conti Academy landete. Sie bekam eines der heiß begehrten Stipendien für die renommierte Bühnenschule und konnte ab sofort also ungehindert ihren Gesangs- und Tanzträumen nachgehen. Und nicht nur das: Plötzlich wurden ihr von allen Seiten Angebote gemacht, mal trat sie im Londoner West End in „Chitty Chitty Bang Bang“ auf, dann waren es Aufnahmen mit Roger Waters von Pink Floyd.

Mit 14 blätterte sie durch die Zeitung The Stage und entdeckte darin eine Kleinanzeige, die alles Weitere auslösen sollte. Gewiss kann man sich kaum vorstellen, dass derartige Anzeigen, in denen meist seltsame Begriffe auftauchen und ein zum Teil verdächtig klingendes Interesse an kleinen Jungen und Mädchen geäußert wird, zu irgendetwas führen, aber bei der besagten Anzeige war es anders: Pixie meldete sich und stand schon kurze Zeit später in New York City, um dort eigene Songs zu schreiben und Demos aufzunehmen. Danach ging alles Schlag auf Schlag. „Ich weiß noch, dass ich gerade Unterricht hatte“, erinnert sich Pixie, „und ich bekam die Nachricht, dass ein gewisser L.A. Reid am nächsten Tag in die Stadt fliegen würde, um mich in irgendeinem Hotelzimmer zu treffen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wer das eigentlich sein sollte, und dazu hatte ich noch nie zuvor ein Meeting gehabt.“ Wie sie jedoch schon bald herausfinden sollte, war dieser L.A. Reid ein bekannter Songwriter und Produzent, der bereits drei Grammy Awards gewonnen hat. Also erfand sie kurzerhand einen Zahnarzttermin, blieb am kommenden Tag dem Unterricht fern und sang L.A. einen Song von Mariah Carey vor. Am Tag drauf war sie wieder zurück in der Schule und tat so, als wäre nichts passiert.

Nachdem Pixie immer mehr Demosongs auf ihrer MySpace-Seite präsentierte, rissen sich irgendwann alle um sie, mit dem Ergebnis, dass sie schließlich einen Vertrag mit Mercury (UK) und Interscope (USA) unterzeichnete. Die Resultate der Aufnahme-Sessions, die darauf folgten, sind Songs, die das gesamte Spektrum des Teenager-Daseins beleuchten – hier findet sich alles von Herzen, die aufgehen und gebrochen werden, bis hin zu zerplatzten Träumen und traumhaften Schwärmereien. „Turn It Up“ erzählt z.B. die Geschichte eines Teenager-Pärchens, das sich trennt aber miteinander befreundet bleibt, während Pixie mit „Cry Me Out“, einer epischen Ballade, die an Alicia Keys erinnert, ein vollkommen anderes Ende einer Beziehung beschreibt, bei dem sogar diverse Gegenstände aus dem Fenster fliegen: „‘Cry Me Out’ ist ein Song, mit dem ich sagen will: ‘Es ist wirklich an der Zeit, dass du dich damit abfindest’“, berichtet Pixie lächelnd. „Man könnte das Stück daher mit ‘Cry Me A River’ von Justin vergleichen, weil auch hier gesagt wird, dass jemand die Vorwürfe akzeptieren soll, darum auch die Zeile ‘the tears are fallin’ mean nothing at all.’“ Dabei darf man nicht vergessen, dass sich in „Cry Me Out“ auch die Zeile „I got your emails, you just don’t get females“ findet – also ungefähr: „Ich kenne deine Mails, du verstehst einfach keine Mädels“ –, ein Ausspruch mit Paarreim (im Original), der alles Wesentliche über die heutige Teenagergeneration und ihre digitale Beziehungspolitik zum Ausdruck bringt. „Gravity“ hingegen ist ein wahnsinnig druckvoller Song im Stil von „No Air“, der davon handelt, wie leicht man sich auseinander leben kann, wie schwer es ist, voneinander getrennt zu bleiben, wie schnell man sich von einem Menschen angezogen fühlt und dann im nächsten Moment doch schon wieder ausrangiert wird. Kurz gesagt, es ist ein Song über Liebe, die an einem Bungee-Seil hängt.

Wie es die meisten Leute heutzutage tun, hört auch Pixie alle erdenklichen Genres und genießt ein sehr buntes Mix an musikalischen Einflüssen: Sie bewundert z.B. den Style von Gwen Stefani und Rihanna, und sie ist von Alicia Keys’ Können als Songwriterin fasziniert. Andererseits rockt sie aber auch zu The Strokes und The Kooks ab. Was die Bühnenshow betrifft, steht sie auf Mariahs Stimme und die Tanzeinlagen von Britney. Ansonsten gefallen ihr der eigenständige Geist von Lauryn Hill und Christina Aguileras hohe Qualitätsstandards. Was die ältere Garde betrifft, wären da noch die großen Stimmen von Whitney Houston oder Evelyn „Champagne“ King. Und was die Männer der Popwelt betrifft, steht sie auf Stevie Wonder, dessen zahllose Hits auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung noch in aller Welt gespielt und geliebt werden. Eine Liste wie diese würde bei den meisten von uns wahrscheinlich das Gefühl auslösen, dass wir ganz unten auf der Leiter stehen und es wohl doch nie zu etwas bringen werden, aber Pixie stellt sich dieser Herausforderung gerne und überzeugt als eine Sängerin, deren Musik ungezwungen klingt, ohne stumpfsinnig sein, scharfsinnig, ohne sich zu sehr den aktuellen Trends zu verschreiben. Ihre Musik hat Tiefgang und jede Menge Soul, ohne einem dabei pausenlos das Gefühl zu vermitteln, wie unglaublich „wichtig“ das doch alles ist. Denn letzten Endes ist Pixie einfach nur Pixie. „Meine Texte müssen absolut emotional und vollkommen ehrlich sein, ganz egal, ob ich sie nun selbst geschrieben habe oder nicht. Ich muss es ernst meinen und dahinter stehen, um es auch singen zu können.“

Wir befinden uns an einem merkwürdigen Punkt der Popgeschichte, an dem der Erfolg eines Künstlers scheinbar größtenteils an Werbeverträgen, dem eigenen Parfüm oder Auftritten im Reality-TV gemessen wird. Dagegen sind die Ziele von Pixie Lott beruhigend traditionell. Laut eigener Aussage wird sie schon wissen, wann sie erfolgreich ist: „Wenn ich CDs verkauft habe oder von der Bühne schaue und auf eine gewaltige Menschenmenge blicke.“ Einfache, klassische Ziele also, und es ist gewiss kein Zufall, dass ihre Songs den Zuhörer in eine Zeit befördern, in der Pop noch sehr viel unschuldiger klang; als es einfach nur um große Melodien, große Ideen und großartige Stimmen ging. „Es gibt da einen kleinen Platz für mich“, sagt Pixie abschließend mit höflich verschränkten Händen. „Ich kann es kaum abwarten, dorthin zu kommen…“

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