Ringo Starr | Biografie

Ringo Starr – Postcards From Paradise

Ringo is back. “Postcards From Paradise” nennt Ringo Starr das 18. Studioalbum seiner Solokarriere, die in diesem Jahr ins 45. Jahr geht. Der Ex-Beatle, der sich in den Wochen vor der Albumveröffentlichung am 27. März mit seiner All Starr Band auf Tournee durch die USA und Lateinamerika begeben hat, zeigt sich wieder mal gut aufgelegt. Der Albumtitel erinnert an das vor etwa zehn Jahren erschienene Buchprojekt “Postcards From The Boys”, in dem Ringo Faksimiles all jener Postkarten veröffentlichte, die ihm John, Paul und George zu Lebzeiten geschickt hatten. Fab-Four-Fanfutter deluxe. Der Titelsong des neuen Albums ist in gewisser Weise auch schönste Beatles-Nostalgie, werden in den Lyrics doch knapp zwei Dutzend Songtitel der Beatles zu einer poetischen Liebeserklärung collagiert. Hier ist ein Künstler in jedem Sinne ganz in seinem Element.

Seit seinem letzten Studioalbum Ringo 2012 aus selbigem Jahr hat sich einiges getan rund um das öffentliche Ansehen des wohl berühmtesten Schlagzeugers der Popgeschichte. So richtete das Grammy Museum im Sommer 2013 die Ausstellung “Ringo: Peace & Love” aus, die 90.000 Besucher zählte und im Übrigen die erste war, die einzig einem Schlagzeuger gewidmet wurde. Im September desselben Jahres wurde Ringo Starr in Frankreich mit dem Kommandeursorden für Kunst und Literatur ausgezeichnet. Ende 2013 erschien passenderweise der opulente Kunstband “Photograph” mit nahezu 300 kommentierten Fotoarbeiten und anderen Memorabilia aus dem Privatarchiv von Ringo Starr.

Auch im Jahr 2014 stand Ringo Starr recht häufig im Fokus: Im Januar verlieh ihm die David Lynch Foundation den “Lifetime of Peace & Love Award” und das Magazin GQ kürte ihn zum “Humanitarian of  the year”. Anlässlich des 50. Jahrestags der Ed Sullivan Show, in der 1964 die Beatles erstmals in den USA auftraten, gab es eine große Tribute-Veranstaltung. Bei den Grammy-Verleihungen 2014, wo die Beatles mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet wurden, trat Ringo an der Seite von Paul McCartney auf. Last but not least erschien letztes Jahr auch noch das illustrierte Kinderbuch “Octopus’s Garden”, basierend auf dem Songtext von Ringo Starr.

In diesem Jahr steht neben der Tournee mit der All Starr Band, die mit Steve Lukather, Todd Rundgren, Gregg Rolie, Richard Page, Warren Ham und Gregg Bissonette mittlerweile die 13. Formation dieser stets prominent besetzten Band ist, das neue Studioalbum “Postcards From Paradise” im Mittelpunkt. Ringo Starr hat sein Album selbst produziert und mit diversen Co-Autoren auch alle Songs komponiert. Erstmals schrieb er einen Song gemeinsam mit der kompletten All Starr Band. Das Ergebnis: “Island In The Sun”, ein Big-Band-Roots-Reggae mit Steel-Drums, Marimbas und sirenenhaften Backgroundchören, die die jamaikanische Fata Morgana perfekt machen.    

Wie immer waren auch bei diesen Albumaufnahmen musikalische Gäste stets und auch spontan willkommen. Diesmal gesellten sich unter anderem Joe Walsh, Benmont Tench, Dave Stewart, Ann Marie Simpson, Richard Marx, Amy Keys, Peter Frampton, Nathan East und Glen Ballard ins Studio. Mal für einen nostalgischen Ausflug in die musikalischen Anfänge – der Opener “Rory And The Hurricanes”, geschrieben mit Dave Stewart, bezieht sich mit Doo-Wop-Bezügen auf die eigenen Anfänge bei Rory Storm And The Hurricanes, der letzten Band Ringos, bevor er bei den Beatles einstieg – mal für einen Ausflug Richtung Dancefloor: “You Bring The Party Down”, ausgeheckt mit Steve “Toto” Lukather, wartet mit elegantem Funk Groove inklusive Tabla und Sitar auf.

Ein weiteres Highlight, “Bamboula”, so bezeichnet man eine große Bambustrommel, entstand in Zusammenarbeit mit Americana-Großmeister Van Dyke Parks. Bei diesem strahlenden Cajun-Track führt die Reise direkt in den Karneval von New Orleans. Für weitere musikalische Abwechslung sorgen der fein geerdete Roadsong “The Right Side Of The Road” und der streicherintensive Popsong “No Looking Back”, beide in Liaison mit Richard Marx entstanden. Das Finale des elf Songs umfassenden Albums bleibt schließlich dem geradlinigen Rock’n’Roll vorbehalten, dem sich Ringo mehr als ein halbes Jahrhundert lang mit Leidenschaft verpflichtet hat. Gemeinsam mit Gary Nicholson schrieb Ringo Starr mit „Let Love Lead“ eine jener botschaftsträchtigen Rock’n’Roll-Hymnen, die auch seinem Lebensmotto entsprechen.

Die nächste große Anerkennung für Ringo Starr steht übrigens kurz nach der Veröffentlichung von “Postcards From Paradise” ins Haus. Am 18. April 2015 wird Ringo Starr für sein Soloschaffen als letzter Musiker der vier Beatles in Cleveland, Ohio in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Vielleicht eines der schönsten Geschenke für den Mann, der auch durch seinen Humor und seine Großherzigkeit berühmt ist, und der am 7. Juli 2015 seinen 75. Geburtstag feiert. Die musikalischen Grußkarten an seine Fans verschickt er mit “Postcards From Paradise” schon mal vorweg.

März 2015